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Heiko Kröger ist Oberbergs Gold-Hoffnung

nh; 10. Aug 2016, 10:00 Uhr
Bilder: Richard Walch --- Vor 16 Jahren gewann Heiko Kröger seine erste Goldmedaille. In Rio de Janeiro möchte er im September bei seiner fünften Paralympics-Teilnahme wieder ganz oben auf dem Podest stehen.
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Heiko Kröger ist Oberbergs Gold-Hoffnung

nh; 10. Aug 2016, 10:00 Uhr
Waldbröl - Zwei Jahrzehnte lebte Heiko Kröger in Waldbröl - Der 50-jährige Segler ist achtfacher Weltmeister und reist als Gold-Favorit zu den Paralympics - OA sprach mit ihm über Probleme, Chancen und Olympia.
Von Nils Hühn

Im Vorfeld der Olympischen und Paralympischen Spiele gab es viele Probleme, auf die von Funktionären und Sportlern aufmerksam gemacht wurden. Eine sehr große Aufgabe war die Verbesserung der Wasserqualität in der Bucht vor Rio de Janeiro. Hier sollen die Segler ihr Können zeigen, allerdings gleicht die Bucht einer Kloake aus Müll, Fäkalien und anderem Unrat. Milliarden sollten investiert werden, um die Wasserentsorgung der brasilianischen Metropole zu verbessern, aber passiert ist nicht viel. Heiko Kröger ist entsetzt über den aktuellen Zustand während der Olympischen Spiele. Er glaubt nicht, dass sich bis zum Start der Paralympics etwas ändern wird.

[Bild: Lars Wehrmann --- Heiko Kröger freut sich trotz aller Widrigkeiten auf die Paralympics.]

„Es hat sich nichts geändert. Ich dachte, dass sie wenigstens mit Fischerbooten oder Schleppern den Müll beseitigen, doch es sieht noch so aus, wie vor einigen Monaten“, erklärte Kröger. Von seinen Segel-Kollegen gab es auch keine positiven Rückmeldungen. Der Müll ist das größte Problem, wenn der 50-Jährige mit seinem Einmann-Kielboot der Klasse 2.4mR unterwegs ist. Wenn sich am Ruder Müll verfängt, kann er nicht ohne Weiteres das lästige Anhängsel beseitigen. Dies hat nichts damit zu tun, dass Kröger seit der Geburt der linke Unterarm fehlt. Ein Kielboot hat ein festes Ruder und kann nicht einfach eingeklappt werden. „Wenn so etwas passiert, ist der Medaillentraum schnell geplatzt“, weiß Kröger.


Neben dem Müll gibt es aber auch ein Problem mit Viren und Bakterien im Wasser. Beim Segelsport bleibt es nicht aus, dass einem Wasser ins Gesicht spritzt. Kröger hat sich gegen alles impfen lassen, was möglich ist. Während des Rennens achtet er darauf, dass kein Wasser in den Mund kommt und nach den Wettkämpfen wird schnell geduscht. „Die Zustände sind wirklich katastrophal. Im Gegensatz zu den Seglern bei Olympia ist es für die Athleten der Paralympics nicht vorgesehen, weiter draußen auf dem offenen Meer zu segeln. „Hier wären die Bedingungen aber besser“, so Kröger.

Trotz der widrigen Bedingungen lässt sich Kröger die Freude auf seine fünften Spiele nicht nehmen. Es werden wahrscheinlich auch die letzten Spiele für den 50-Jährigen sein, da 2020 Segeln nicht mehr zu den Paralympics gehört. Nach seinem Goldgewinn im Jahr 2000 in Sydney, würde er gerne auch zum Abschluss ganz oben auf dem Treppchen stehen. „Die Medaillen habe ich fest im Blick“, so der fünffache Paralympics-Teilnehmer, der Ende Mai zum achten Mal Weltmeister wurde. Ohnehin lief die Vorbereitung bislang optimal, weshalb der 50-Jährige voller Selbstvertrauen Ende August nach Rio reist. Unterstützung von seiner Familie wird er vor Ort nicht haben. „Ich hätte auch keine Zeit“, weiß Kröger, dass er bei den 14 angesetzten Wettfahrten einen vollen Terminkalender hat. So werden Freunde und Familie in Hamburg die Daumen drücken - aber auch im Oberberigschen Kreis. Erst nach dem Abitur zog Kröger Anfang 20 von Waldbröl in Deutschlands Norden zum Studium und verließ das Elternhaus. „Meine Eltern haben gesegelt und ich habe das Segeln auf dem Biggesee gelernt“, wurde dem Goldmedaillengewinner das Rüstzeug von Vater und Mutter sowie beim Aggertaler Segel-Club beigebracht. Ein echter Oberberger, der die große Gold-Hoffnung aus der Region ist.

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