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„Es war an der Zeit, etwas Neues zu machen“

lo; 7. Jul 2016, 10:44 Uhr
Bild: Björn Loos --- Den neu verlegten Kunstrasen auf der Eichhardt wird Sven Reuber nicht mehr so häufig unter die Füße nehmen.
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„Es war an der Zeit, etwas Neues zu machen“

lo; 7. Jul 2016, 10:44 Uhr
Wiehl – Nach 21 Jahren als Jugendtrainer beim FV Wiehl bricht Sven Reuber zu neuen Ufern auf - OA sprach mit dem Coach über Vergangenheit und Zukunft.
An das Bild, dass Sven Reuber künftig nicht mehr im Dress des FV Wiehl zu sehen ist, müssen sich viele erst einmal gewöhnen. Nach 21 Jahren als Jugendtrainer verlässt er die Eichhardt und widmet sich bei den Kreisliga A-Fußballern des SSV Süng einer anderen Herausforderung. „Ich habe sehr gerne in Wiehl gearbeitet, aber es war jetzt an der Zeit, etwas Neues zu machen“, sagt Reuber.

Dass ein 15-Jähriger einen Trainerposten übernimmt, ist nicht alltäglich, im Sommer 1995 war es aber so weit. Seitens des Jugendvorstands des Vorgängervereins TuS Wiehl wurde Reuber angesprochen, ob er sich vorstellen könne, im Betreuerstab der Bambini mitzuarbeiten. Kein Problem, dachte sich der Teenie, und begab sich zur ersten Einheit ins Wiehltalstadion. „Da liefen 48 Kinder über den Platz, der Trainer kam später und die Eltern waren auch nicht da“, fiel die Feuertaufe anders als erwartet aus. Nachdem das Training vorbei war, „fuhr ich mit meinem Roller nach Hause und war fix und fertig“, muss er über seine Premiere heute noch lachen.



In den nächsten Jahren rückte er zu den älteren Jahrgängen auf, mit der C-Jugend feierte er viele Erfolge. Anschließend wollte er eine Pause einlegen und selber wieder spielen – bis er einen Anruf vom damaligen A-Jugendcoach Michael Ranke erhielt. „Er hat mich gefragt, ob ich Co-Trainer werden möchte. Da war die Sommerpause vorbei“, schmunzelt Reuber.

Im Herbst warf Ranke einen Tag vor einem wichtigen Spiel das Handtuch und Reuber schlüpfte quasi über Nacht in die Chefrolle. Die Partie endete remis, am Ende hielten die Wiehler die Klasse. Danach trainierte er unter anderem - jeweils parallel - die A- und C-Jugend sowie die Mittelrheinliga-U17 des FV und die U19 des SV Hermesdorf. „Das war schon stressig“, so Reuber. Grob geschätzt zwei bis zweieinhalb Stunden gingen pro Tag für die schönste Nebensache der Welt drauf. „Wenn man so etwas mit 100 Prozent machen will, und das war immer mein Anspruch, dann muss man auch bereit sein, so viel Zeit zu investieren.“

Als er in der C-Jugend den Jahrgang 1996 übernahm, brach die erfolgreichste Ära an. Ein Kreispokalsieg reihte sich an den nächsten, die Qualifikation für die Mittelrheinliga gelang. „Das war eine tolle Truppe, die vor allem sehr pflegeleicht war. Mit den 96ern war über einen längeren Zeitraum ein Grundgerüst vorhanden“, schwärmt Reuber. Ein fünfter und ein vierter Rang in der höchsten Verbandsspielklasse sprechen für die Qualität des Teams.

In diese Gefilde konnte die U19 in der abgelaufenen Serie nicht vorstoßen, der drittletzte Platz reichte gerade so zur Teilnahme an der Relegation. „Es war sicherlich die anstrengendste Saison“, blickt Reuber zurück. „Nachdem ich meinen Abschied verkündet hatte, wurde es besonders schwierig.“ Trotzdem meisterte man die Qualifikation erfolgreich, sodass Reuber das Kapitel FV Wiehl mit einem Happy End schließen konnte. Die künftig von Michael Mechtenberg betreute A-Jugend ist weiterhin in der Mittelrheinliga vertreten.

In der Vergangenheit hatte es konkrete Anfragen anderer Klubs gegeben, den Verlockungen erlag er allerdings nicht. „Ich habe mich in Wiehl wohlgefühlt und konnte auf einem überragenden Niveau trainieren. Ernsthafte Gedanken über einen Wechsel habe ich mir nie gemacht.“ Das änderte sich im vergangenen Winter: Der Vorstand des SSV Süng kontaktierte Reuber und  ließ nicht locker. Nach längerer Bedenkzeit sagte er schließlich zu.

„Das Konzept des Vereins und meine Vorstellungen haben gut zusammengepasst“, erklärt der 36-Jährige vor seiner ersten Station bei den Senioren. Dass die Arbeit in Süng anders sein wird, ist Reuber bewusst. „Für die Spieler, den Verein und mich ist das eine neue und spannende Erfahrung. Ich wechsele aber nicht aus dem Leistungsbereich, um Thekenfußball spielen zu lassen.“ Die Mannschaft hat eine Verjüngungskur erhalten, der Kader wurde spürbar verbreitert. „Wir wollen nicht in Abstiegsgefahr geraten und die jungen Spieler weiterentwickeln“, formuliert er bescheidene Ziele und hofft, dass die Spieler sein Credo verinnerlichen: „Wer fleißig ist und viel Aufwand betreibt, wird dafür belohnt.“         
                            
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