Archiv

Neue Regeln treten in Kraft

pn; 1. Jul 2016, 00:05 Uhr
Bild: Archiv ---- Die blaue Karte wird zwar kein Spieler vor die Nase gehalten bekommen, doch auch sie ist eine der zahlreichen Neuerungen.
ARCHIV

Neue Regeln treten in Kraft

pn; 1. Jul 2016, 00:05 Uhr
Oberberg - Die neuen Handballregeln sind ab sofort gültig - Während manche Handballtrainer ein Chaos voraussehen, mahnt Kreis-Schiedsrichterwart Daniel Köpplin zur Gelassenheit.
Von Peter Notbohm


Bereits seit Wochen sind es bei den Handballern weltweit in aller Munde. Das von der IHF verabschiedete neue Regelwerk ist heute Nacht in Kraft getreten. Bereits bei den olympischen Spielen in Rio de Janeiro werden sich Spieler und Fans auf einige Neuerungen einstellen müssen. Während Deutschlands Nationaltrainer Dagur Sigurdsson von einem komischen Zeitpunkt für diese Änderungen spricht, sieht Kiels Meistertrainer Alfred Gislasson gar den Abgesang auf den Handball gekommen. „Insgesamt sehe ich eine Sabotage an unserer Sportart“, wird er in den Kieler Nachrichten zitiert und sieht vor allem Teams, die mit viel Härte spielen enorm bevorzugt.


Oberbergs Handball-Schiedsrichterkreiswart Daniel Köpplin, selbst früherer Drittligaschiedsrichter, mahnt hingegen zur Gelassenheit. „Ich denke und hoffe, dass sich das Ganze schnell einspielen wird und jeder bemerken wird, dass sich nicht soviel verändert hat, wie man befürchtet hat und dass das, was sich verändert hat, sinnvoll für den Sport ist.“ Allerdings rechnet auch er gerade im Amateurbereich mit kleineren Problemen zum Startschuss in die neue Saison. Vor allem die neue Passivregel, wonach einem Team nach der Anzeige des passiven Vorwarnzeichens nur noch sechs Pässe zur Verfügung stehen, werde für die Schiedsrichter eine intensive Neuerung sein. „Wir müssen jetzt nicht nur auf technische Fehler und Fouls achten, sondern zudem auch noch Pässe zählen“, so Köpplin.



Die gravierendste Regeländerung hat es dagegen überhaupt nicht in den Amateurbereich geschafft. Hiernach muss ein verletzter Spieler, der auf dem Spielfeld medizinisch behandelt wird, künftig zwingend das Feld verlassen und darf erst nach drei abgeschlossenen Angriffen seiner Mannschaft zurückkehren. Einzige Ausnahme ist, wenn die Abwehr für den Grund der Verletzung progressiv mit einer Karte oder einer Zeitstrafe belegt wird. Dann darf der Spieler auf dem Spielfeld verbleiben. Der deutsche Handballbund hat beschlossen diese Reglung nur bis zur dritten Liga zu ratifizieren. „Ich denke, dass dies eine sehr sinnvolle Entscheidung ist, da die Kontrolle hierüber im Basisbereich ohne technischen Delegierten sehr schwierig werden würde“, begrüßt Köpplin, dass sich im Oberbergischen lediglich die Spieler des VfL Gummersbach und die A-Jugend der JSG Nümbrecht/Oberwiehl mit dieser Regel intensiv vertraut machen müssen.


Neue taktische Optionen sieht er dagegen mit der Neureglung des siebten Feldspielers gegeben. Dieser muss künftig nicht mehr zwingend ein Leibchen überziehen, wenn er für einen Torhüter eingewechselt wird, darf ohne Überziehhemd allerdings auch nicht mehr den Torraum betreten, um selbst als Torwart aktiv zu werden. Auch hier warte auf die Kampfgerichte zusätzliche Arbeit, so Köpplin weiter. Eine wichtige Neuerung im Handballverband Mittelrhein und Handballkreis Oberberg ist zudem die Einführung des dritten Team-Time-Outs. Was im Profibereich längst Gang und Gebe ist, wird nun auch hier eingeführt. Keine echte neue Regel hingegen ist die blaue Karte, die künftig gezeigt wird, wenn die Schiedsrichter nach dem Zeigen einer Roten Karte bei groben Verstößen einen schriftlicher Bericht ankündigen. „Das ist ein zusätzlicher Service. Damit alle Leute in der Halle wissen: Ah, da steckt mehr dahinter“, erläutert IHF-Regelexperte Manfred Prause gegenüber Handball-World die Einführung.


Wesentlich bedeutender ist hingegen die Neuerung in der letzten Spielminute, die im Bereich der Handball Bundesligaligen bereits vergangene Saison getestet wurde. Die Zeitspanne wird künftig auf die letzten dreißig Sekunden reduziert. Begeht ein Abwehrspieler in dieser Phase eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig eine Wurfausführung, erhält er nun eine rote Karte ohne Bericht - und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Köpplin betont hierbei, dass nicht jedes Foul zu einem Siebenmeter führe, sondern weiterhin nur solche, die auch mit einer Roten Karte geahndet werden müssen: „Ich denke, durch diese Änderung wird der Gerechtigkeitsgedanke stärker betont, da nicht mehr der kommende, sondern der aktuelle Gegner belohnt wird.“
  
WERBUNG