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Vagantenwirrwarr und Zunftordnung

uh; 1. May 2016, 12:31 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Vagantenwirrwarr und Zunftordnung

uh; 1. May 2016, 12:31 Uhr
Nümbrecht - Der Mittelaltermarkt am Schloss Homburg lockte erneut wieder viele Besucher in eine längst vergessene Zeit - Agentur Kramer, Zunft & Kurtzeweyl hatte erneut großes Programm vorbereitet.
Da standen sie nun und sahen aus, wie aus der Zeit gefallen. Die Händler, Handwerker, Musiker und Gaukler und warteten auf Kunden und Zuschauer. Auch die Sprache wirkte befremdend: „Seyed gegrüsst und tretet näher“. Schon am Eingang stand ein „Recke“, der den Eintritt von sechs Silberlingen forderte, wobei Kinder unter Schwertmaß freien Eintritt hatten.

Der stellvertretende Bürgermeister von Nümbrecht, Gerhard Dittich, ließ es sich nicht nehmen, den Mittelaltermarkt am Samstagmittag zu eröffnen. Passend gewandet, mit Gefolge und einer holden Maid an seiner Seite, zog er über den Markt in Richtung Burghof, vorbei an den einzelnen Marktständen. Die Inhaber der Spätzleküche, Inka und Martin, hatten am 1. April geheiratet. Und natürlich machte der stellvertretende Magistrat Dittich, der Marktvogt, der Herold und das Gefolge seine Aufwartung. Ein alter Brauch ist, dass sich das Paar unter der Jonglage küssen muss. Im Burghof angekommen, begrüßte „Dittich von Winterborn“, stellvertretender Magistrat von Nümbrecht, die Marktbesucher. Obwohl die Engel weinen, wünschte er ein wohlgefälliges Fest und erklärte den Markt für eröffnet. Das Volk bedankte sich jubelnd.
   

Die Besucher des Mittelaltermarktes hatten Gelegenheit, einem Goldschmied über die Schulter zu schauen, und sich ein Unikat anfertigen zu lassen. Steinmetz, Schmied, Drechsler und Töpfer zeigten ebenfalls ihr Können. Ein „Jungfernkrentzleyn“ wurde gerne gekauft, ebenso wie Holzlöffel und geschnitzte Gebrauchsgegenstände aus Holz. Lederwaren und Kleidung aus Naturfasern wie Leinen und Wolle standen ebenfalls hoch im Kurs. Vor dem Eingang zum Schloss hörten die Besucher die Klänge einer Okarina. Wer wollte, der konnte auch ein solches, originelles Musikinstrument erwerben.



Im Mittelalter war der Marktplatz weit mehr als nur ein Ort wirtschaftlichen Handelns und Strebens. Hier zeigten sich die verschiedenen Gesichter des Mittelalters, ausgelassenes Treiben und tief gelebte, innige Frömmigkeit, Narrenspektakel und Geißlerumzüge, Bürger in feinen, teuren Gewändern neben Bettlern und unehrlichen Leuten wie Henker, Schinder und Totengräber.

Der Markt war das Zentrum jeder mittelalterlichen Stadt. Ohne ihn wären viele Städte überhaupt nicht entstanden. Betrügerei, Wucher und andere Delikte wurden nach der Marktordnung hart bestraft. Der Rat der Stadt achtete darauf, dass der Handel ohne Zwischenfälle ablief. Der Marktfrieden wurde sichergestellt. Beim Fischkauf beispielweise war es verboten, den Fisch zu berühren. Tat man das dennoch und wurde dabei gesehen, drohte eine Geldstrafe. Dies geschah auch, wenn der Bäcker zu kleine Brötchen  backte.   
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