Archiv

Löwen-Starensemble eine Nummer zu groß

pn; 14. Apr 2016, 01:50 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
ARCHIV

Löwen-Starensemble eine Nummer zu groß

pn; 14. Apr 2016, 01:50 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach ist gegen den Tabellenführer chancenlos und kassiert eine empfindliche 21:33-Niederlage - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm


Hatte der VfL Gummersbach vor dem Spiel noch gehofft, der Gegner könnte durch die zahlreichen Länderspielabstellungen geschwächt sein, sollte sich dies schnell als Trugschluss erweisen. Während die Rhein-Neckar Löwen durch den deutlichen Erfolg ihre Tabellenführung souverän verteidigten, liegt die Kurtagic-Truppe auf dem achten Rang weiterhin in Lauerstellung.



VfL Gummersbach – Rhein-Neckar Löwen 21:33 (9:15).


[Florian Baumgärtner wurde von seinen Nebenleuten in der Schlussphase stark in Szene gesetzt.]

Löwenbändiger sollten die Profis des VfL Gummersbach vor dem Duell mit dem stargespickten Gast aus Mannheim werden. Doch das dafür nötige Selbstvertrauen konnte die Mannschaft von Trainer Emir Kurtagic gestern Abend nur ganz selten ausstrahlen. Vielmehr war es der Tabellenführer und Titelfavorit, der mit den Hausherren Katz und Maus spielte. Der Urgewalt eines Rafael Banea, dem butterweichen Handgelenk eines Uwe Gensheimer oder dem Variantenreichtum eines Andy Schmid hatten die Kreisstädter nur selten etwas entgegenzusetzen. Lediglich in der Anfangsviertelstunde konnte sich die VfL-Defensive noch erhobenen Hauptes gegen die Löwen-Angriffe erwehren. In der Offensive blieb man aber bereits zu diesem Zeitpunkt vieles schuldig.


Gummersbach tat sich gegen die starke Gäste-Deckung enorm schwer und wurde mehrfach ins passive Spiel gezwungen. In Überzahl konnte der bemühte Magnus Persson zwar noch einmal zum 3:4 (9.) verkürzen, danach mussten die Oberberger aber den Süddeutschen erst einmal das Feld überlassen. Zu rückraumlastig und auf Einzelaktionen bedacht waren die Offensivaktionen des VfL. Beim 3:7 (15.) durch Andy Schmid zückte Kurtagic erstmals seine grüne Karte und nahm zudem die ersten Wechsel vor. Mehr als ein kurzer Zwischensprint zum 6:8 (18.) durch Youngster Tobias Schröter sollte aber nicht dadurch herausspringen, auch weil der VfL nun einige Male mit den Entscheidungen der Unparteiischen haderte. Treffer von Harald Reinkind sowie Nationalspieler Patrick Groetzki besorgten den alten Rückstand und auch in der Folge ließen die Gäste kaum noch etwas anbrennen.


[Nur selten bekam Evgeni Pevnov so viel Freiraum von der Löwendeckung geschenkt.]

Da halfen weder zahlreiche taktische Änderungen, wie eine Manndeckung gegen Schmid, noch ein Torhüterwechsel etwas. Über 9:13 (26.) durch den treffsicheren Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer gelang es den Rhein-Neckar Löwen durch zwei Treffer den Vorsprung bis zur Pause sogar noch auszubauen. Der Kreisläufer wurde bis dato kaum gesucht, die beiden Außen hingen weitestgehend in der Luft und Julius Kühn hatte bereits zwei Mal die Strafbank gedrückt. Zudem erwies sich die offensive Löwenabwehr häufig als undurchdringliches Spinnennetz und hatte mit Mikael Appelgren zudem einen gut aufgelegten Torhüter dahinter.


[Magnus Persson war stets bemüht, auch wenn dem Halbrechten nicht alles gelang.]

Zwar durfte Gummersbach nach dem Seitenwechsel fast vier Minuten in Überzahl agieren, aber auch hieraus konnten die Gastgeber nur wenig Kapital schlagen. Zwar fand Christoph Schindler endlich einmal Evgeni Pevnov am Kreis und auch Kevin Schmidt wurde auf Außen endlich einmal vom eingewechselten Andreas Schröder eingebunden, es blieben jedoch vereinzelte Lichtblicke, zumal dem Halblinken beim Abschluss jegliches Selbstvertrauen fehlte. Einzig drei starke Momente von Kapitän Schindler sorgten dafür, dass der VfL bis zum 15:20 (40.) noch auf Schlagdistanz blieb. Kurtagic probierte zwar weiter viel mit wechselnden Formationen, doch gegen die zahlreichen technischen Fehler seiner Spieler fand er kein Rezept.


Die Löwen zogen die Zügel wieder etwas an und setzten sich über 15:22 (47.) auf 17:26 (51.) ab. Der Niederlage ins Auge blickend brachte der VfL-Coach nun Christian Zufelde und Florian Baumgärnter ins Spiel, wobei gerade der Halbrechte einmal mehr sein Potential andeutete. Drei Tore gelangen dem Linkshänder noch, darunter ein sehenswerter Unterlattenknaller, der vom Kampfgericht auch sogleich doppelt gewertet wurde, was erst nach dem Spiel noch nachträglich korrigiert wurde. An der letztlich deutlichen 21:33-Niederlage, die Stefan Kneer mit dem letzten Treffer besiegelte, konnte aber auch der Nachwuchsmann nichts mehr ändern.

[Simon Ernst hatte es schwer gegen die engmaschige Löwendefensive.]

Alles in allem eine Niederlage, die gerade nach dem euphorischen Sieg in Leipzig sicherlich weh tut, aber nicht überbewertet werden sollte. Denn zum Einen gehören die Rhein-Neckar Löwen trotz ihres Ausscheidens im Champions League Achtelfinale weiter zu den besten Teams Europas und damit nicht in die Riege der Gegner, mit denen sich der VfL messen müsste. Zum Anderen besser einen rabenschwarzen Tag gegen einen ohnehin übermächtigen Gegner, als gegen die Teams auf Augenhöhe.


Stimmen


Nikolaj Jacobsen (Trainer Rhein-Neckar): "Natürlich bin ich zufrieden. Wir hatten das Spiel von Beginn an in der Hand und haben vor allem in der Abwehr direkt überzeugt. In der ersten Viertelstunde lassen wir nur drei Treffer zu. Dann drehte Kühn mal etwas auf, aber auch das haben wir schnell in den Griff bekommen. Die Halbzeitführung war schon ein gutes Polster. Nach dem Wechsel mussten wir zunächst einige Strafminuten überstehen, aber dann lief es wieder rund. Schindler hat noch einmal etwas Ärger gemacht, aber auch das haben wir in den Griff bekommen. Es war nicht einfach. Einige Spieler kamen erst Montag wieder von den Länderspielen. Manche mit Tränen in den Augen, manche happy. Daher ein Riesenlob an die Mannschaft, auch wenn der Sieg vielleicht etwas zu hoch ausfiel.“

Emir Kurtagic (Trainer VfL): "Wir waren heute in allen Belangen nicht gut genug. Die Voraussetzungen waren toll. Der Tabellenführer kommt, Fernsehspiel, volle Halle, tolle Stimmung, aber leider haben wir es nicht geschafft, den tollen Fans ein spannendes Spiel zu bieten. Wir hatten gehofft, dass die Nationalspieler vielleicht etwas müde sind, aber es blieb eine Wunschvorstellung. Natürlich bin ich enttäuscht, aber so ist es im Handball. Im letzten Spiel haben wir hoch gewonnen, und nun haben wir einen auf die Mütze bekommen. Wir müssen jetzt die zehn Tage nutzen, um uns intensiv auf die Partie gegen Wetzlar vorzubereiten und dort wieder anders auftreten."


Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): "Ich habe eine Mannschaft gesehen, die hochmotiviert in diese Partie gegangen ist, aber leider sind wir gar nicht richtig in Tritt gekommen. Die Löwen haben in meinen Augen eine überragende Leistung abgeliefert und hochverdient gewonnen. Sie haben tollen Handball präsentiert, aber das ist auch kein Team, an dem wir uns orientieren können. Ich bedanke mich bei den Zuschauern für die großartige Unterstützung.“


Statistik


Gummersbach: Magnus Persson (6/4), Julius Kühn, Florian Baumgärtner, Christoph Schindler (je 3), Evgeni Pevnov (2), Kevin Schmidt, Florian von Gruchalla, Alexander Becker, Tobias Schröter (je 1).

Rhein-Neckar Löwen: Uwe Gensheimer (10/3), Andy Schmid (5), Hendrik Pekeler (4), Rafael Banea Gonzalez (3), Stefan Kneer, Mads Mensah Larsen, Patrick Groetzki, Harald Reinkind, Alexander Petersson (je 2), Marius Steinhauser (1).


Zeitstrafen
10:8 Minuten (2x Kühn, von Gruchalla, Pevnov, Becker – Larsen, Guardiola, 2x Ekdahl du Rietz)


Siebenmeter:
5/4 – 4/3 (Persson scheitert an Ristovski – Gensheimer wirft neben das Tor).

Schiedsrichter
Robert Schulze / Tobias Tönnies.


Zuschauer
4.782
  
Ergebnisse und Tabelle
WERBUNG