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„Mussten uns Weisungen von oben unterordnen“

uk; 12. Apr 2016, 10:36 Uhr
Bild: Archiv --- Lange Zeit war die A-Jugend des VfL Gummersbach auf einem guten Weg, vepasste am Ende aber die Endrunde der Deutschen Meisterschaft.
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„Mussten uns Weisungen von oben unterordnen“

uk; 12. Apr 2016, 10:36 Uhr
Gummersbach – A-Jugend-Bundesliga-Coach Denis Bahtijarevic sieht im Interview Doppelbelastung seiner Spieler als Grund für das Verpassen der Endrunde zur deutschen Meisterschaft - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

OA: Ihre Mannschaft hat durch eine Niederlage im Sekt-oder Seltersspiel in Minden die Teilnahme an der Finalrunde um die deutsche Meisterschaft verpasst. Wie gehen Sie persönlich und das Team mit dieser Enttäuschung um?
Bahtijarevic: Natürlich  lassen die Jungs die Schultern ein bisschen hängen und sind einfach traurig, die Enttäuschung ist ihnen sicherlich noch anzumerken. Sie haben monatelang sehr professionell trainiert und gelebt - und jetzt, ganz am Ende, ihr Ziel knapp verfehlt. Das schmerzt. Ich habe meinen Spielern aber zu ihrer starken Saisonleistung gratuliert, weiß aber, dass lobende Worte nur bedingt trösten können, wenn man etwas nicht so wie gewollt zu Ende bringen kann.

OA: Und wie ist Ihre eigene Befindlichkeit mit ein paar Tagen Abstand?
Bahtijarevic: Natürlich geht es mir ähnlich wie meinen Spielern. Ich bin auch enttäuscht. Allerdings kann ich die Dinge nach einer sachlichen Analyse erläutern. Es konnte im Grunde gar nicht anders kommen, als es gekommen ist. Wir haben monatelang nicht gemeinsam trainieren können, weil wir unsere Jungs zu den Übungseinheiten der U 23 abstellen mussten. Und weil zudem einige meiner Akteure an den Wochenenden neben den normalen A-Jugendbundesligaspielen auch Partien bei den U 23 Herren der Spielgemeinschaft Gummersbach/Derschlag  in der 3. Liga oder beim TuS Derschlag in der Oberliga bestreiten mussten, fehlten letztlich auch die Körner, um mit der A-Jugend durchziehen zu können.


OA: Hätte man diese Entwicklung nicht voraussehen können?
Bahtijarevic: Meiner Meinung nach ganz sicher. Als der Kader nach Ende der Spielzeit 2014/15 Konturen annahm, habe ich ein bisschen damit geliebäugelt, dass es für einen der ersten beiden Plätze in der A-Jugendbundesliga West und damit  für den Sprung in die Finalrunde um die deutsche Meisterschaft reichen könnte. Ein Eindruck, der sich durch die Ergebnisse in den ersten Testspielen verfestigt hat. Wir haben in Dormagen, die jetzt Erster in der Punktspielrunde geworden sind, gewonnen und unseren Ligakonkurrenten Nettelstedt mit 15 Toren Unterschied bezwungen. Dieser Trend sollte sich bestätigen: Unser Start in die Meisterschaft war super, zumal sich die Mannschaft immer mehr gefunden hat.


[VfL-A-Jugend-Trainer Denis Bahtijarevic.]

Dann aber kam die U 23 in der 3. Liga zunehmend in Schwierigkeiten. In der Folge sollten wir einige unserer Leistungsträger an den Wochenenden bei der U 23 und damit bei den Herren spielen lassen. Zusätzlich zu unseren A-Jugendspielen. Und sie sollten bei der U 23 trainieren.

Das alles fruchtete jedoch nicht: Die U 23 blieb im Abstiegskampf stecken, gleichzeitig verloren wir mit der A-Jugend zunehmend den Rhythmus. Im Dezember wurde nach der Freistellung von Michiel Lochtenbergh als U 23-Coach beschlossen, dass die A-Jugendspieler ausschließlich bei der U 23 trainieren sollten. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass wir mit der Jugend Schwierigkeiten bekommen würden. Zumal einige Jungs ja auch bei den Derschlagern in der Oberliga mit aushelfen sollten.

OA: Ihre erfolgreiche Mannschaft ist also quasi in der entscheidenden Phase geschwächt worden?
Bahtijarevic:  Ja, wir mussten uns den Weisungen von oben unterordnen.

OA: Wen meinen Sie mit "von oben"?
Bahtijarevic: Als Jugend-Akademiechef Jörg Lützelberger auch das Traineramt bei der U 23 übernahm, hat er festgelegt, dass die A-Jugendlichen in erster Linie der U23 zur Verfügung stehen müssen - im Training und bei den Spielen.

OA: Lützelberger hat also dafür gesorgt, dass Ihre Mannschaft nur noch die zweite Geige spielte?
Bahtijarvic: Er hat zumindest Einfluss darauf genommen, dass er sich bei uns bedienen konnte, wie er wollte, ohne Rücksicht auf unsere Pläne und Ziele nehmen zu müssen.

OA: Damit konnten Sie nicht wirklich einverstanden sein?
Bahtijarevic: Natürlich nicht. Aber, wenn der Akademieleiter entscheidet, müssen sich die Nachwuchsmannschaften fügen. Auch wenn ich nicht damit zufrieden bin, wie es auf unsere Kosten gelaufen ist. Zur neuen Saison wird sich bekanntlich ja einiges ändern. Absehbar ist, dass wir aber auch nach dem Ausscheiden der 1997er Jahrgänge  wieder eine starke Mannschaft haben, denn für die Abgänge kommen talentierte Jungs nach.

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