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Der Traum von sieben Meerengen

nh; 30. Jan 2016, 08:05 Uhr
Bilder: privat --- Marco Henrichs war Anfang des Jahres in Miami und schwamm dort im offenen Meer.
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Der Traum von sieben Meerengen

nh; 30. Jan 2016, 08:05 Uhr
Engelskirchen - Eine erschütternde Diagnose machte in der Jugend scheinbar alle Träume von Leistungssport zunichte - Aber Marco Henrichs aus Engelskirchen ist ein Kämpfer - Dieses Jahr will er den Ärmelkanal bezwingen.
Von Nils Hühn

Marco Henrichs ist ein absoluter Modellathlet. An dem Berufs-Feuerwehrmann ist kaum ein Gramm Fett. Seit 24 Jahren betreibt er Ausdauersport und gehört zu den erfolgreichsten Extremsportlern der Region. Dass er in seiner langen Karriere zahlreiche Ironmans, Marathons, Ultra-Marathons, 24-Stunden-Schwimmen und anderen Ausdauer-Wettbewerben absolvierte und dabei oft auf dem Siegerpodest stand, grenzt nahezu an ein Wunder, da er in jungen Jahren eine schwere Erkrankung hatte.

In beiden Knien mussten Tumore entfernt werden und der Arzt sagte ihm, dass er niemals Leistungssport betreiben könne. Damals spielte Henrichs in der B-Jugend  des 1. FC Köln Fußball und träumte von einer Bundesliga-Karriere. „Aber ich war damals schon ein Querdenker und wollte nicht für andere ackern, die sich nicht richtig reinhängen“, erklärt er. Sein Vater nahm ihn mit zum Joggen und fortan war er vom Ehrgeiz zerfressen, immer wieder an die eigenen Grenzen und darüber hinaus zugehen.

Henrichs gehört seit 2008 zum Team „Erdinger Alkoholfrei“, dem FC Bayern München der Triathlon-Szene, und seit vergangenem Jahr zum exklusiven Kreis des „Power Bar Eliteteam“. Nachdem er in den vergangenen Jahren viel Kraft und Energie in sein Ehrenamt für Menschen mit chronischen Erkrankungen fließen ließ, wird er nun wieder seinen persönlichen sportlichen Zielen nachgehen. Nach über 23 Jahren als Triathlet absolvierte er im vergangenen seinen vorerst letzten Langtriathlon. Jetzt hat er sich ein neues Ziel gesetzt: die sogenannten „Oceans Seven“.


Bei den Oceans Seven handelt es sich um eine Herausforderung für Langstrecken-Schwimmer. Sieben Meerengen auf verschiedenen Kontinenten gehören dazu. Bislang haben erst sieben Menschen diese außergewöhnliche Herausforderung gemeistert. „Ich möchte im Herbst die 34 Kilometer durch den Ärmelkanal schwimmen“, kündigt Henrichs, der derzeit jede Woche zwischen 20 und 25 Kilometer schwimmt, an.


[Am Olympia-Stützpunkt Warschau erhielt der 40-Jährige viele wertvolle Tipps.]

Anfang des Jahres war er für zwölf Tage im Trainingslager in Florida. An der University of Miami machte er Lauf- und Schwimmtraining. „Besonders war das Open-Water-Training auf dem Meer zwischen Haien“, berichtet der 40-Jährige. Dank der Unterstützung durch seine Sponsoren war er kürzlich auch am Olympia-Stützpunkt in Warschau. „Ich habe dort sehr viele wertvolle Tipps erhalten.“ War er anfangs noch skeptisch, so glaubt er mittlerweile, dass er in acht Monaten bereit ist, den Ärmelkanal zu durchqueren.

Um sich für das Schwimmen auf dem offenen Meer vorzubereiten, duscht Henrichs seit Monaten nur noch kalt. „Mittlerweile ist das für mich so, als ob das Wasser warm wäre.“ Trotz der niedrigen Temperaturen läuft er meist auch in kurzen Sachen, um sich abzuhärten. Wenn er den Ärmelkanal in Angriff nimmt, will er die Strecke in zehn Stunden  bewältigt haben. „Aber auch wenn es zwölf Stunden werden, werde ich überglücklich sein“, so Henrichs. Nur jeder neunte Versuch, die Meerenge aus eigener Kraft zu überwinden, gelingt.


[Auch als Trainer hat sich Henrichs einen Namen gemacht. Er hält zudem viele Vorträge.]

Obendrein will er sich noch auf die klassische Marathon-Strecke spezialisieren. So geht er im Frühjahr beim Düsseldorf-Marathon an den Start und eventuell auch in Moskau. Seine Bestzeit von 2:49 Stunden will er demnächst auch verbessern. Zweimal am Tag trainiert Henrichs derzeit. Viel Zeit für andere Hobbys bleibt nicht. „Ich bin aber keiner dieser Ausdauer-Zombies“, sagt der Engelskirchen von sich selbst. Daher zählt Pizza auch zu seinen Lieblingsspeisen, und wenn er sich mit Nachbarn oder guten Freunden trifft, darf die Flasche Bier ebenfalls nicht fehlen.
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