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Pevnov: „Rio wäre ein Traum“

uk; 21. Aug 2015, 15:00 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Evgeni Pevnov fühlt sich in der Handballstadt Gummersbach pudelwohl. Vielleicht hängt er auch bald mit einem Bild an der Wand der Pizzeria Pinocchio.
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Pevnov: „Rio wäre ein Traum“

uk; 21. Aug 2015, 15:00 Uhr
Gummersbach - Am Sonntag darf Königstransfer Evgeni Pevnov erstmals in der Liga für den VfL Gummersbach auflaufen - OA sprach mit dem Kreisläufer über seine ersten Eindrücke und Ziele - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

Nur noch zwei Mal schlafen, dann beginnt die 50. Bundesliga-Spielzeit. Mit dem Kracher VfL Gummersbach gegen den THW Kiel in der Westfalenhalle wird die Jubiläumssaison eingeläutet. Im Vorfeld dieses Spektakels sprach OA-Redakteur Uli Klein mit Neuzugang Evgeni Pevnov, der sich nach zwei Monaten in Gummersbach schon heimisch fühlt.

Interview mit Evgeni Pevnov

Oberberg-Aktuell: Herr Pevnov, Sie sind jetzt seit knapp zwei Monaten Spieler des VfL Gummersbach. Wie sind denn Ihre ersten Eindrücke?
Evgeni Pevnov: Ohne zu kokettieren: Ich bin sehr zufrieden. Die Stadt und die Region gefallen mir. Hier ist es ein bisschen ländlich, grün und nicht so laut. Ich mag das.

OA: Dabei kommen Sie aus der Metropole Berlin....
Pevnov: Ja, sicher. Aber aufgewachsen bin ich an der Bergstraße. Die liegt zwischen Südhessen und Nordbaden. Eine sehr schöne Gegend mit herrlicher Natur. Dort habe ich meine Kindheit und weite Teile meiner Jugend verbracht. Geboren bin ich 1989 in Taschkent, Usbekistan. Als ich ein Jahr war, ist mein Vater, der ebenfalls Handballprofi war, nach Berlin gewechselt. Von dort aus ist die Familie dann nach Hemsbach beziehungsweise Weinheim an die Bergstraße gezogen. Diese Orte würde ich als Heimat bezeichnen. Das Ländliche ist mir also vertraut. Wenn jetzt noch meine Freundin Sarah im Januar in Oberbergische kommt, ist privat alles in Butter.

OA: Und sportlich?
Pevnov: Ich bin hier super aufgenommen worden. Die Jungs sind richtig gute Typen, die was erreichen wollen. Es spiegelt sich auch auf dem Spielfeld wider, dass wir eine verschworene Einheit sind und sich jeder für jeden reinhaut.

OA: Das bezieht sich auf die Mannschaft. Stimmt auch die Chemie mit Trainer Emir Kurtagic?
Pevnov: Emir ist zwar ein sehr junger Coach, aber trotzdem schon eine echte Persönlichkeit. Er ist sehr kommunikativ und hört den Spielern zu. Das finde ich klasse: Wenn beispielsweise jemand einen Vorbesserungsvorschlag hat, setzt er sich damit auseinander und geht darauf ein. Ist er aber von einer Anregung nicht überzeugt, zieht er sein Ding voll durch.

OA: Haben Sie schon Überzeugungsversuche bei Emir gestartet? Sie haben das Image, ein nicht ganz einfacher Charakter zu sein?
Pevnov: Wer sagt, dass das stimmt? Ich bin sicher ein Mensch mit Ecken und Kanten, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält, sondern frei heraus sagt, was er denkt. Das Image des schwierigen Typen ist mir in Berlin von Journalisten verpasst worden. Beispielsweise, als es um Vertragsverhandlungen mit den Füchsen ging. Manager Bob Hanning hatte seine Vorstellungen und ich hatte meine. Wir konnten uns nicht einigen und sind daher getrennte Wege gegangen. So einfach war das. Im Profigeschäft ein völlig normaler Vorgang.

OA: Sportlich haben Sie einen sehr guten Einstand beim VfL gegeben - vor allem im Pokal lief es am vergangenen Wochenende wie geschmiert. Gar keine Anpassungsschwierigkeiten an den neuen Klub?
Pevnov: Wie gesagt: Wir sind ein tolles Team, das sich blendend versteht. Das schlägt sich auch auf dem Spielfeld nieder. Die anderen Jungs und ich haben uns schnell aneinander gewöhnt, natürlich auch durch sehr intensive Trainingseinheiten. Ich selbst fahre Extraschichten, zum Beispiel im Fitnessstudio. Zudem habe ich meine Ernährung umgestellt auf Fisch, Fleisch oder Salat und 14 Kilo abgenommen. Alles in allem ist mir klar geworden, dass mein Körper mein Kapital ist und ich ihn pflegen muss.


OA: 2012 habe Sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und in der Nationalmannschaft debütiert. Nach sechs Länderspielen war aber Schluss, obwohl der Bundestrainer Dagur Sigurdsson auch ihr damaliger Vereinstrainer in Berlin war....
Pevnov: Ich bin zur Saison 2013/14 zu Frisch Auf Göppingen gewechselt und da nicht so gut zurechtgekommen, wie es sich alle Beteiligten erhofft hatten. Deshalb bin ich zwar in der vergangenen Winterpause zurück nach Berlin gegangen, wurde aber schon vorher nicht mehr fürs Nationalteam berücksichtigt.

OA: Aber Sie haben noch Pläne in Sachen DHB-Auswahl?
Pevnov: Natürlich, das war auch ein gewichtiger Grund nach Gummersbach zu wechseln. Hier möchte ich einen Stammplatz und mich in neuer Umgebung wieder für Dagur interessant machen.

OA: Im nächsten Jahr finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele statt. Ein Ziel für Sie?
Pevnov: Olympia ist für einen Sportler das Größte schlechthin. Selbstverständlich gilt das auch für mich. Ein Ticket für Rio als Sportler wäre ein Traum. Allerdings muss sich die deutsche Mannschaft ja erst noch qualifizieren und ich muss meinerseits Topleistungen beim VfL zeigen. Dann klappt es vielleicht noch.

OA: Dazu haben Sie am Sonntag schon eine großartige Möglichkeit, wenn der VfL in der Dortmunder Westfalenhalle gegen den THW Kiel antritt....
Pevnov: Ich habe von den einstigen Erfolgen des VfL in Dortmund gehört und weiß, dass das ein ganz besonderer Ort für den Verein ist. Zudem werden über 10.000 Fans erwartet. Ich kann's kaum erwarten und zähle schon die Stunden bis zum Anpfiff. Das wird der Hammer!

OA: Mit welchem Ergebnis?
Pevnov: Ich verspreche: Wir werden um jeden Millimeter kämpfen - wie auf dem Schlachtfeld. Kiel ist natürlich der Favorit, aber wir werden bis zur letzten Sekunde dagegen halten - und zwar mit breiter Brust und großem Siegeswillen. Dann schau'n wir mal.

  
  
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