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„Der VfL liegt mir sehr am Herzen”

Red; 15. Jul 2015, 12:28 Uhr
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„Der VfL liegt mir sehr am Herzen”

Red; 15. Jul 2015, 12:28 Uhr
Gummersbach – Ex-Bundestrainer und neues VfL-Beiratsmitglied Heiner Brand im Interview – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Nach 18 Jahren beim Deutschen Handball Bund kehrt Heiner Brand in die Liga zurück: Der gebürtige Gummersbacher, der mit dem VfL zahlreiche internationale und nationale Titel gewann, ist seit Anfang Juli Mitglied im Beirat des Clubs. In einem Interview beschreibt der ehemalige Bundestrainer seine neue Aufgabe und was er von der aktuellen Entwicklung des einst erfolgreichsten Vereins der Welt hält.

Frage: Sie sind zum 1. Juli als Beiratsmitglied Ihres VfL Gummersbach in die Liga zurückgekehrt. Was waren die Gründe?
Brand: Die Gesellschafter des VfL haben mich in den Beirat gewählt, nachdem ich darum gebeten wurde. Ich bin ja schon öfter vom Umfeld des VfL gefragt worden. Das war aber stets mit der Problematik verbunden, dass sich das, was von anderen dann wiedergegeben wurde, nicht mit dem deckte, was ich dazu gesagt hatte. Jetzt aber bin ich in einem Gremium, in dem ich meine Meinung sagen kann und dann mit Dritten darüber diskutieren werde. Ich habe das natürlich vor allem deshalb gemacht, weil der VfL mir aufgrund meiner Historie sehr am Herzen liegt und mir die aktuelle Entwicklung der vergangenen Jahre sehr gut gefällt. Meine Mitgliedschaft im Beirat hat aber nichts mit einer Beteiligung am Tagesgeschäft zu tun. Das sind übers Jahr verteilt nur wenige Sitzungen, an denen man zusammenkommt und ich teilnehmen werde.

Frage: Es war zu lesen, dass Sie auch ein Angebot aus Japan vorliegen hatten. Was hat es damit auf sich?
Brand: Bei der Weltmeisterschaft in Katar habe ich ein Gespräch mit dem Präsidenten des japanischen Handballverbandes geführt, in dem es um die Olympischen Spiele 2020 in Tokio ging. Die Japaner sind als Gastgeber sicher qualifiziert. In diesem Gespräch hat mir der Verbandspräsident seine Wünsche diesbezüglich kundgetan und wir haben die Möglichkeit einer Zusammenarbeit ausgelotet. Mehr ist da nicht passiert. Und ob da noch weitere Gespräche stattfinden werden, kann ich zurzeit nicht sagen.

Frage: Ihre neue Aufgabe beim VfL ist eher beratend?
Brand: Wenn irgendwo meine Hilfe benötigt wird, bin ich sicher für den VfL da. Das habe ich übrigens auch in der Zeit als Bundestrainer für alle Vereine gemacht. Da gab es schon Clubs, die mich für Sponsorentermine eingeladen haben oder mich für andere Dinge brauchten. Das würde ich für den VfL natürlich auch jederzeit machen.

Frage: Wie bewerten Sie die jüngere Vergangenheit ihres Heimatvereins?
Brand: Ich bin von der Entwicklung insgesamt positiv überrascht worden, hatte zwar gehofft, dass sich mit dem Umzug in die SCHWALBE arena vor zwei Jahren die Rahmenbedingungen deutlich verbessern würden. Dass das aber solche Ausmaße annehmen würde und zuletzt nicht nur Spiele gegen Top-Clubs ausverkauft waren, hat mich schon überrascht, zumal die Eugen-Haas-Halle in den achtziger Jahren, als wir unsere großen Erfolge hatten, keineswegs immer ausverkauft war. Nur gegen TuSEM Essen oder den TV Großwallstadt war die Halle richtig voll. Und die war nur halb so groß wie die Arena. Aber daran sieht man, wie wichtig vernünftige Rahmenbedingungen sein können. Mit dem ausgezeichneten Umfeld und dem beeindruckenden VIP-Raum bieten sich dem Management des VfL völlig neue Vermarktungschancen.

Frage: Und was sagen Sie zur sportlichen Entwicklung?
Brand: Ich finde es sehr schön, wie die junge und unerfahrene Mannschaft die zurückliegende Saison gemeistert hat. Das war so nicht zu erwarten. Im Mittelblock steht ein Julius Kühn aus dem Jahrgang ´93 und ein Simon Ernst aus dem Jahrgang ´94. Neben einigen anderen jungen Spielern setzen diese beiden auf zentralen Positionen auch im Angriff deutliche Akzente. Das gefällt mir. Aber diese Entwicklung gibt es ja mittlerweile auch bei einigen anderen Vereinen. Ich denke da an den TBV Lemgo, an den TuS N-Lübbecke oder an die Füchse Berlin, um nur einige zu nennen. Da hat schon ein Umdenken stattgefunden, das auch der Nationalmannschaft sehr zugute kommen wird. Die Fans lechzen nach so etwas. Vor allem, wenn die jungen Leute dann auch noch aus der Region kommen. Man sollte aber nicht gleich so tun, als seien das alles schon Top-Spieler. Das wäre dann auch wieder zu groß gedacht.


Frage: Hat Sie die Entwicklung gerade von Simon Ernst – vom Ergänzungs- zum Nationalspieler – beeindruckt?
Brand: Gerade Nachwuchsspieler haben es zu Beginn einer Saison immer etwas schwerer, weil sie aufgrund von Jugend- oder Junioren-Welt- und Europameisterschaften stets einen Teil der Vorbereitungen verpassen. Da sind die Trainer in den Clubs gefragt. Bei Simon Ernst war aber von vornherein klar, dass er eine gute Entwicklung nehmen würde. Das wird auch noch weiter gehen. Aber ich war schon beeindruckt, wie stark er in der Abwehr spielen kann.


Frage: Welchen Anteil hat das VfL-Management an der gegenwärtigen Gesamtsituation?
Brand: Frank Flatten macht gute und sehr engagierte Arbeit. Auch, weil der VfL ja noch immer mit der Vergangenheit kämpft. Das darf man nicht vergessen. Flatten hat neben der erfreulichen aktuellen Entwicklung noch immer mit den Altlasten zu kämpfen.

Frage: Vor einigen Jahren stand der VfL vor dem finanziellen Aus und wäre fast von der Bildfläche verschwunden?
Brand: Das wäre schade gewesen. Aber es ist mindestens ebenso schade, dass mit dem TV Großwallstadt ein anderer großer Name nicht mehr in der 1. Liga auftaucht.
  
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