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Rock geht auch im Sitzen

fj; 18. Apr 2015, 10:30 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Klaus „Major“ Heuser (li.) mit der „besten Band“, in der er jemals spielte.
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Rock geht auch im Sitzen

fj; 18. Apr 2015, 10:30 Uhr
Gummersbach – Mit erdigen Rock- und Bluestönen sowie Anekdoten über das Älterwerden unterhielten Klaus „Major“ Heuser und seine Band gestern das Publikum in der Halle 32.
„Das ist kein schöner Anblick von hier oben“, kommentierte Klaus „Major“ Heuser die Stuhlreihen, in denen sein Publikum gestern in der Halle 32 Platz genommen hatte: Nach Rock `n Roll sähe das nicht aus, wie die Gummersbacher weitgehend sitzend seiner Major Heuser Band lauschten, eher herrsche in der Halle eine Atmosphäre, in der man Heizdecken verkaufen könne. Die Zuhörer nahmen es dem ehemaligen BAP-Gitarristen nicht böse, sondern amüsierten sich prächtig. Denn wie sie selbst, ist auch der Major älter geworden. Und diese Tatsache gereicht ihm ganz bestimmt nicht zum Nachteil.



[Klaus „Major“ Heuser]
  
„57?“, der aktuelle Albumtitel der Major Heuser Band, ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass der Major im vergangenen Jahr seinen 57. Geburtstag feierte. Doch die Rocktöne, die er mit seiner Band erklingen ließ, boten Tiefe und Atmosphäre und hatten so gar nichts mit Altersmüdigkeit zu tun. So ist es dem Major auch in diesem reifen Alter gelungen, die seiner Meinung nach „beste Band zu finden, in der er je gespielt hat“. Sänger Thomas Heinens klare Stimme schafften sowohl bei den gefühlvollen Balladen wie auch bei den rockigen Stücken Atmosphäre und drang bis in die letzten Stuhlreihen. Allrounder Matthias Kraus verließ bei „Higher, faster, stronger“ die Tasten seines Keyboards, um sich mit seiner Gitarre zwischen Heuser und Heinen zu setzen. Die Rhythmusgruppe mit Sascha Delbrouck am Bass und Marcus Rieck am Schlagzeug schaffte es schließlich doch, dass einige Gummersbacher ihre Stühle verließen und sich zwischen den Reihen Platz zum Tanzen suchten. Und Heuser selbst erntete für seine virtuosen Gitarrensolos, die man in der heutigen Mainstreammusik vergebens sucht, immer wieder Szenenapplaus.


[Klaus Heuser und Sänger Thomas Heinen greifen gemeinsam in die Saiten.]
  
Rockmusik und das Alter, dies schienen am gestrigen Abend die Lieblingsthemen Heusers zu sein, die er zum Vergnügen der Zuschauer immer wieder aufs köstlichste miteinander verband: „Als Rockmusiker kommt man in die Medien, wenn man Probleme hat. Ich hatte das Glück, nie alkoholsüchtig zu sein, aber ich habe als junger Mann versucht, wenigstens so auszusehen“, erzählte er. Dazu schminkte er sich vor Auftritten die Augen, wenn der Kajal verlief und er nach Konzerten aussah, wie Alice Cooper, war er zufrieden. Auch heute noch, so der Major, fordere ihn sein Sohn auf, sich etwas Ordentliches anzuziehen. Die Zeiten der geschminkten Augen aber sind vorbei. Das hat der Musik keinen Abbruch getan, sondern sie ins Zentrum gerückt. Das quittierten die Gummersbacher, auch wenn sie dabei auf den Stühlen sitzen blieben, mit sichtlich zufriedenen Gesichtern und jubelndem Applaus. Rock geht halt auch im Sitzen.

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