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Bahn streicht vier Haltestellen vom Fahrplan

db; 1. Apr 2015, 05:40 Uhr
Bild: Daniel Beer --- Ein leerer Bahnsteig in Ründeroth - bald vielleicht ein Dauerzustand?
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Bahn streicht vier Haltestellen vom Fahrplan

db; 1. Apr 2015, 05:40 Uhr
Oberberg - Als Reaktion auf ständige Verspätungen und Ausfälle gilt ab kommender Woche ein neuer Sonderfahrplan für die RB 25 - Einige Haltestellen fallen vorerst ganz weg, andere werden seltener angefahren.
Häufige Verspätungen oder komplette Fahrtausfälle sowie technische Probleme mit dem neuen Triebwagen „vareo“: Die Bahn hat in den vergangenen Monaten oft die Nerven ihrer Fahrgäste auf der Linie der Regionalbahn 25 strapaziert. Jetzt zieht der Betreiber DB Regio NRW sozusagen die Notbremse und wird ab kommender Woche vier Haltestellen vom Fahrplan streichen. In Dieringhausen, Ründeroth, Hoffnungsthal und Rösrath-Stümpen werden dann vorerst keine Züge mehr halten.  Zudem werden die Bahnhöfe in Meinerzhagen und Marienheide, wo es besonders häufig zu Verspätungen und Ausfällen gekommen war, nur noch drei Mal am Tag angefahren – morgens, mittags und abends. Dies bestätigte ein Bahn-Sprecher auf Anfrage von Oberberg-Aktuell.

Die Fahrpläne mit den genauen Abfahrtszeiten will die Bahn bis Ende der Woche veröffentlichen. Mit dieser radikalen Maßnahme sollen die Fahrtzeiten von und nach Köln verkürzt und die Verspätungen minimiert werden. Es soll sich aber zunächst nur um einen Testballon handeln. Der Sonderfahrplan gilt für vier Wochen, dann will sich die Bahn die Zahlen ansehen und diese beim nächsten Fahrplanwechsel berücksichtigen. „Wir starten mit dem Sonderfahrplan bewusst in den Osterferien, damit sich unsere Kunden langsam an die Umstellung gewöhnen können“, heißt es bei der Bahn.



Man sei sich bewusst, dass dies für die Fahrgäste der gestrichenen Bahnhöfe zusätzlichen Aufwand bedeute. Durch pünktlichere und schnellere Fahrtzeiten hoffe man aber auf Zustimmung unter den Fahrgästen.  Angaben zur künftigen Nutzung der womöglich bald verwaisten Bahnhofsgebäude und Haltestellen machte die Bahn nicht.

Wenig Begeisterung löst der zusammengestrichene Fahrplan im Engelskirchener Rathaus aus. Um die Haltestelle in Ründeroth hatte es schon in der jüngeren Vergangenheit einigen Wirbel gegeben. Eine komplette Streichung kommt für Bürgermeister Dr. Gero Karthaus nicht in Frage: „Wenn Ründeroth als Haltestelle gestrichen wird, gibt es hier einen Aufstand“. Karthaus erinnert an die selbstbewussten Ründerother, die sich nach historischen Aufzeichnungen bereits 1908 gegen entsprechende Bestrebungen der Obrigkeit wehrten. Besonders verärgert ist der Rathauschef über das Vorgehen der Bahn, die ihre Veränderungen überhaupt nicht mit den Kommunen abgesprochen hätten. „So gehen Partner nicht miteinander um“, will Karthaus alle Hebel in Bewegung setzen, um die Bahnhaltestelle Ründeroth zu behalten.

Ähnlich aufgebracht ist man auch im Gummersbacher Rathaus. Auch Kreisstadt-Bürgermeister Frank Helmenstein reagiert und eilt seinen Bürgern in Dieringhausen zur Hilfe. Ab dem 13. April wird die OVAG zwischen Dieringhausen und Köln einen Schnellbus anbieten, der die Fahrgäste im Halbstundentakt in die Dom-Stadt bringen soll. Angelehnt an die neuen Fernbus-Richtlinien der Bundesregierung soll der „Gummersbacher“ zunächst das Aggertal durchqueren, dann in Engelskirchen auf die Autobahn A4 auffahren und könnte auch die Ründerother Passagiere aufnehmen. „Wir sind da offen für eine interkommunale Zusammenarbeit“, so Helmenstein. In jedem Fall soll der Schnellbus wesentlich rascher die Domstadt erreichen, nämlich in rund 35 Minuten.

„Wenn die Bahn glaubt, sie könne ihre Probleme auf dem Rücken der Dieringhauser Passagiere ausmerzen, liegt sie komplett schief. Für den oberbergischen ÖPNV beginnt jetzt ein bahnbrechendes Zeitalter“, plädiert der Gummersbacher Bürgermeister für neue dezentrale und vor allem pünktliche Lösungen.
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