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VfL benötigt gegen die Gallier keinen Zaubertrank

pn; 16. Nov 2014, 22:30 Uhr
Bilder: Michael Gauger ---- Groß war der Jubel nach dem Schlusspfiff, zumal Matthias Puhle auch noch einen Siebenmeter nach Abpfiff entschärfte.
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VfL benötigt gegen die Gallier keinen Zaubertrank

pn; 16. Nov 2014, 22:30 Uhr
Gummersbach - Die Mannschaft von Emir Kurtagic spielt sich nach der Pause gegen Balingen in einen Rausch und gewinnt hochverdient - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach. (AKTUALISIERT)
Von Peter Notbohm

Zum Abschluss des Zehn-Tage-Marathons mit vier Spielen in Folge landete der VfL Gummersbach gegen die HBW Balingen-Weilstetten einen wichtigen Erfolg und liegt mit einem ausgeglichenen Punktkonto auf Platz zehn im breiten Ligamittelfeld. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt derzeit solide sechs Punkte, so dass die Oberberger mit breiter Brust am kommenden Samstag den TBV Lemgo empfangen können.



VfL Gummersbach – HBW Balingen-Weilstetten 31:25 (16:14).

[Carsten Lichtlein brachte Balingen mit seinen Paraden mehrfach zur Verzweiflung.]

Als Gallier von der Alb bezeichnen sich die Balinger gerne. Ihren Zaubertrank schien die Mannschaft von Markus Gaugisch heute allerdings in den heimischen Gefilden vergessen zu haben. Lediglich im ersten Durchgang waren die Gäste ebenbürtig, nach einem kurzen VfL.-Zwischenspurt nach der Pause aber auch ebenso schnell abgehängt. Dabei begann die Partie alles andere als verheißungsvoll für die Mannschaft von Emir Kurtagic. Gegen die defensiv ausgerichtete 3:2:1-Deckung der HBW erarbeitete sich der VfL zwar mühsam einige Chancen, doch der heute eher indisponierte Florian von Gruchalla ließ es in den ersten Minuten gleich zwei Mal an der gewünschten Präzision vermissen. Nachdem dann auch noch Kapitän Christoph Schindler bei einem seiner Unterhandwürfe schulmäßig geblockt wurde, liefen die Gastgeber erst einmal einem 2:4-Rückstand (8.) hinterher und hatten zudem das Handicap zu verdauen, dass der ungestüme Joakim Larsson bereits zum zweiten Mal auf die Strafbank geschickt worden war.

Überhaupt war die Anfangsphase von vielen Fouls geprägt. Bis zum 3:4 fielen sechs der sieben Tore per Siebenmeter. Erst Schindlers Tempo-gegenstoßtreffer zum 4:4 (10.) sollte das erste Feldtor der Heimmannschaft werden. Doch richtig warm wurde der VfL-Motor dennoch nicht, so dass sich Kurtagic nach dem 4:6 (13.) genötigt sah es mit der zweiten Garde zu versuchen. Alexander Becker ersetzte ohnehin bereits Larsson am Kreis, Persson kam für den blassen Marc Bult und Simon Ernst sorgte endlich für etwas mehr Stabilität in der VfL-Defensive. Letztlich war es aber Torhüter Carsten Lichtlein, der sein Team mit zwei starken Paraden gegen den sprunggewaltigen Oliver Nyokas aus der vorherrschenden Lethargie riss. Über 7:7 (15.) sorgten Treffer von Raul Santos, Schindler und dem mittlerweile ebenfalls eingewechselten Julius Kühn für eine knappe 11:9-Führung (20.).

[Der Kapitän marschierte voraus.]

Die Gäste gaben sich aber weiter rebellisch und konterten ihrerseits zum 12:12 (23.), gerieten nach einer Zeitstrafe gegen Jannik Hausmann aber auch in Unterzahl. Die nummerische Überlegenheit sollte Gummersbach aber nicht nur in diesem Moment wenig nützen. Zu überhastet und ideenlos präsentierten sich die Gastgeber mit einem oder zwei Mann mehr auf dem Feld. In eigener Unterzahl dafür umso ideenreicher. Beim 14:14 (29.) sah vieles nach einem Remis zur Pause aus, ehe Julius Kühn mit einem Doppelschlag doch noch für eine knappe Führung sorgte. Leerlauf gab es dagegen zunächst nach der Pause. Einem fast zweiminütigen Angriff der Gäste folgten je ein Fehlwurf auf beiden Seiten, ehe Christoph Schindler den Bann durchbrach und damit auch die beste Phase des VfL einleitete.

Bereits beim 18:14 (35.) zog HBW-Coach Gaugisch die Notbremse, konnte den VfL-Zug aber trotzdem nicht mehr aufhalten. Ein starker Block des ansonsten heute eher zurückhaltend agierenden Andreas Schröder sowie drei Tempogegenstöße und ein Siebenmeter sorgten für eine mehr als solide 22:15-Führung. Der Gummersbacher Anhang wollte sich da auch keineswegs lumpen lassen und peitschte die Mannschaft von Emir Kurtagic immer weiter nach vorne, während Balingen völlig von der Rolle wirkte und sich nun mehr mit den beiden Unparteiischen als dem eigenen Spiel beschäftigte. Die höchste Führung gelang den Gastgebern schließlich beim 27:18 (49.), nachdem nun auch Mark Bult zwei Mal den Hammer rausholte und das Tornetz auf seine Qualität prüfte.
 
[Physiotherapeuth Murat Tanir kehrt nach acht Jahren beim VfL Gummersbach in seine Heimat zurück und wurde vor dem Spiel verabschiedet.]

In den Schlussminuten wechselte Kurtagic nun munter durch, ließ Simon Ernst einmal mehr Offensivluft schnuppern und auch Matthias Puhle durfte sich in den letzten fünf Minuten noch für zwei abgewehrte Siebenmeter feiern lassen. Der Sieg war letztlich nur noch eine Frage der Höhe. Auffällig heute, dass sich die VfL-Profis im vierten Spiel in zehn Tagen zwar einige Fahrkarten erlaubten, ansonsten aber kaum müde wirkten und nur eine relativ geringe Fehlerquote hatten. Balingens Akteure verzeichneten die dreifache Menge an technischen Fehlern. Beeindruckend zudem mit welchem Kampfeswillen viele Akteure auftraten. Egal ob Kühn, Santos oder Schindler. Nach jeweiligen Fehlwürfen wurde sofort defensiv gearbeitet, so dass der Ball schnell wieder erobert war. Da verzeiht der geneigte VfL-Fan dann auch den ein oder anderen Fehler mehr.

Stimmen

Markus Gaugisch (Trainer HBW Balingen): Glückwünsche an den VfL Gummersbach. Natürlich bin ich nicht glücklich. Das ist ein Ergebnis, das wir uns anders vorgestellt haben. Wir haben in zwei Spielen, in denen wir uns etwas ausgerechnet haben, zwei Mal etwas auf die Nase bekommen. Die erste Halbzeit war noch gut. Was in der zweiten Halbzeit passiert ist…. Wenn ich es erklären könnte, wäre ich zufrieden. Wir kamen aus der Kabine, waren heiß und trotzdem war die Luft raus. Ich habe gerade noch mit Carsten Lichtlein gesprochen. Der musste sich nicht einmal anstrengen, die Bälle zu halten. Wir haben einiges aufzuarbeiten.

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Wir haben heute das vierte Spiel innerhalb von zehn Tagen gemacht. Nach dem Göppingen-Spiel konnte man von einem müden VfL lesen. Das heutige Spiel war das Gegenteil. Wir haben unsere Stärke aus den Gegenstößen gezogen und das Spiel früh entschieden. Ich kann dem Team nur ein Lob aussprechen, wie sie in allen vier Spielen alles gegeben haben. Den freien Montag haben wir uns verdient, aber dann geht es schon weiter gegen Lemgo. Wir haben anfangs nur schwer ins Spiel gefunden, haben nach der Pause aber den Ball gut laufen lassen. Die zwei Punkte geben uns hoffentlich Selbstvertrauen, denn es wird nicht leichter. Das Restprogramm bis Weihnachten ist hart.

Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): Die Mannschaft war sehr fokussiert. Nach den letzten Spielen mussten wir wieder aufstehen und das haben wir getan. Vor den Zuschauern muss man den Hut ziehen, wie sie uns nach vorne peitschen, trotz der letzten drei Spiele. Wir haben eine junge und entwicklungsfähige Mannschaft, die bis zur letzten Minute alles gibt.



VfL Gummersbach

Carsten Lichlein (1.-55. Minute,15 Paraden)
Matthias Puhle (55.-60 Minute, 2 Parade, darunter zwei Siebenmeter)
Tobias Schröter (2)
Simon Ernst (1)
Julius Kühn (4)
Christoph Schindler (4)
Magnus Persson (1)
 Joakim Larsson
Gunnar Stein Jonsson
Florian von Gruchalla
Mark Bult (4)
Alexander Becker (3)
Andreas Schröder (1)
Raul Santos (11/6)

HBW Balingen-Weilstetten

Radivoje Ristanovic (14.-60. Minute, 8 Paraden)
Matej Asanin (1.-14. Minute, eine Parade)
Felix König
Christoph Foth (1)
Oliver Nyokas (6)
Jannik Hausmann (3)
Wolfgang Strobel
Christoph Theuerkauf (2)
Faruk Vrazalic (1)
Martin Strobel (5)
Denni Djozic (6/5)
Sascha Ilitsch (1)
Niklas Ruß (1)

Zuschauer:
3153.

Schiedsrichter:
Matthias Brauer / Kay Holm.

Siebenmeter
6:7 6:5 (Santos souverän – Djozic scheitert zwei Mal an Puhle).

Strafen
10:8 Minuten (2x Larsson, 2x Schröter, Kühn – Hausmann, Ilitsch, M. Strobel, Foth).

Beste Spieler
Lichtlein, Santos, Ernst – M. Strobel

Ergebnisse und Tabelle




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