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Flensburg ist zwei Nummern zu groß

or; 12. Nov 2014, 22:33 Uhr
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Flensburg ist zwei Nummern zu groß

or; 12. Nov 2014, 22:33 Uhr
Gummersbach - Mit 32:26 verliert der VfL im hohen Norden - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
von Ole Remmers

SG Flensburg/Handewitt – VfL Gummersbach 32:26 (14:11).

Nicht wirklich schlecht, aber insgesamt chancenlos. So lässt sich der Auftritt des VfL Gummersbach im hohen Norden zusammenfassen. Mit jetzt 12:14 Punkten rangieren die Oberberger auf Tabellenplatz zwölf. Flensburg bleibt Vierter, weiterhin zwei Minuspunkte hinter den Rhein-Neckar-Löwen und dem THW Kiel. Letzterer entging heute Abend aber nur äußerst knapp einer fulminanten Blamage und gewann in letzter Sekunde 23:22 gegen Aufsteiger Erlangen. Ebenfalls im Einsatz war heute der nächste VfL-Gegner, Balingen verlor bei den Bergischen Löwen mit 22:18.

Getreu dem Motto ‚Wer nichts wagt, der nichts gewinnt‘ startete der VfL das Unternehmen Überraschung mit einer offensiveren Abwehrformation. Alexander Becker verteidigte in der 3:2:1-Variante vorne, Simon Ernst auf der halbrechten Position. Trotz einer 2:0-Führung der Flensburger zahlte sich der Mut, ballorientiert zu decken, aber schnell aus. Florian von Gruchalla und Raul Santos kamen in die Gegenstöße und beim 4:3 hielt der VfL engen Kontakt zum Tabellenvierten. Eine erste Überzahlsituation konnte Gummersbach dann aber nur bedingt nutzen. Zwar wurde zweimal Christoph Schindler schön auf den Punkt freigespielt, scheiterte aber beim zweiten Wurf an der Querlatte, während Thomas Mogensen auf der Gegenseite zum 6:4 (9.) traf.



Beim 10:6 (14.) zeigte die SG erstmals ihre Klasse. Einen Santos-Gegenstoß beantwortete Radivojevic umgehend mit dem Gegentor. Eine weitere Zeitstrafe gegen die Gastgeber hielt Gummersbach aber in Spiel, Mark Bult spielte zwei Mal von Gruchalla frei, der an alter Wirkungsstätte zum 11:8 (17.) traf. In der Folge erhöhte sich aber auf beiden Seiten die Fehlerzahl drastisch, da halfen auch zwei Teamtimeouts durch Emir Kurtagic und seinen Kollegen Ljubomir Vranjes nichts. „Wir haben keine Einstellung zum Tor“, konstatierte dieser richtigerweise, dass sich der SG-Rückraum ein wenig von der offensiven VfL-Deckung verunsichern ließ. Nachdem jetzt auch Carsten Lichtlein im Spiel angekommen war und mehrere freie Würfe parieren konnte, verkürzten Larsson und Santos auf 11:10 (24.).

Die Chance, das Spiel zu drehen, ließen die Blau-Weißen aber liegen. Erst scheiterte von Gruchalla mit einem Gegenstoß, dann kassierte Alexander Becker eine Zeitstrafe und schließlich verwarf auch der ansonsten starke Santos einen freien Tempogegenstoß. Der inzwischen eingewechselte Holger Glandorf erhöhte auf 13:10 (29.). Mit der Halbzeitsirene ereignete sich dann noch ein heftiger Zusammenstoß zwischen Mark Bult und Andreas Zachrisson. Der schwedische Kreisläufer brach sich dabei die Nase und auch Bult konnte anschließend nicht mehr eingesetzt werden.

Der VfL begann den zweiten Durchgang in Unterzahl, da die Schiedsrichter salomonisch eine Hinausstellung gegen den Niederländer gegeben hatten. Nach einer weiteren Strafe gegen Glandorf herrschte dann zwar Gleichzahl auf dem Feld, gedanklich war die SG den Gästen aber jetzt weit voraus. Lars Kaufmann auf der linken und Holger Glandorf auf der rechten Seite zogen das Spiel jetzt an sich. Das 16:13 (34.) durch Schröder war erst einmal das letzte VfL-Tor. Glandorf und der ebenfalls inzwischen eingewechselte Lasse Svan schraubten das Ergebnis auf 20:13 (41.), da half auch eine Auszeit von Kurtagic wenig. Das Spiel war jetzt entschieden und die Körpersprache der Gummersbacher ließ auch kein Aufbäumen mehr erkennen.

Im Schlussviertel wechselten dann beide Trainer konsequent durch. So kamen bei Gummersbach Matthias Puhle ins Tor und Tobias Schröter auf Rechtsaußen. Mit zwei Toren konnte dieser sich sogar in die Torschützenliste eintragen. Das Spiel plätscherteso dahin, auch Flensburg probierte, mit Blick auf den Champions-League-Kracher gegen Barcelona am Samstag, viel aus. So tauchte Linksaußen Hampus Wanne beispielsweise im Rückraum auf und der bislang nicht als Zaubermaus in Erscheinung getretene Lars Kaufmann glänzte mit einem feinen Hebertor von Linksaußen zum 30:22 (54.). Letztlich gewannen die Nordlichter ungefährdet 32:26.

Mit stoischer Ruhe spielte die SG Flensburg/Handewitt heute ihr Spiel gegen Gummersbach runter und gewann souverän und verdient. Der VfL hat aber, trotz vieler technischer Fehler, eine ansprechende Leistung gezeigt. Trainer Emir Kurtagic hatte auf großer TV-Bühne den Mut, mit einem veränderten Abwehrsystem zu agieren und sich nicht von Anfang in einer defensiven 6:0-Deckung abschießen zu lassen. Auch setzte er sämtliche Spieler ein und gab einem Magnus Persson, nach der Bult-Verletzung zwangsweise, oder einem Tobias Schröter Spielpraxis. Selbst der bislang unter dem Verdacht eines „Mittellinienverbots“ stehende Simon Ernst wurde in der Offensive eingesetzt, agierte dabei aber glücklos. Einen besonderen Tag erwischte allerdings außer Raul Santos kein Spieler. Entsprechend chancenlos blieb die Mannschaft und konnte den Favoriten nur kurz ärgern. Die Chance auf den nächsten Sieg gibt es aber bereits am Sonntag. Um 17:15 Uhr kommt dann HBW Balingen/Weilstetten in die Gummersbacher Arena.

SG Flensburg/Handewitt: Matthias Andersson (16 Paraden); Thomas Mogensen (7), Holger Glandorf und Lars Kaufmann (je 5), Anders Eggert (4/1), Jacob Heinl und Hampus Wanne (je 3), Lasse Svan und Bogdan Radivojevic (je 2) und Johann Jakobsson (1).

VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (1. – 48. 7 Paraden), Matthias Puhle (49. – 60. 2 Paraden); Raul Santos (9/3), Florian von Gruchalla (3), Joakim Larsson, Magnus Persson, Christoph Schindler, Andreas Schröder und Tobias Schröter (je 2), Alexander Becker, Simon Ernst und Julius Kühn (je 1), Mark Bult (1/1).

Zeitstrafen: 3 – 3 (Glandorf, Jakobsson, Heinl – Jonsson, Bult, Becker)

Siebenmeter: 1 – 4 (alle verwandelt)

Schiedsrichter: Hartmann/Schneider


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