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Spannung pur beim Kampf um Zentimeter

bv; 21. Apr 2014, 17:36 Uhr
Bilder: Martin Hütt, Michael Gauger, Oliver Müller, Dominic Gauger --- Auch am Frielingsdorfer Dimberg war die Bergwertung heiß umkämpft.
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Spannung pur beim Kampf um Zentimeter

bv; 21. Apr 2014, 17:36 Uhr
Oberberg - Aprilwetter und eine schwierige Strecke sorgten bei der 98. Auflage des 'Rund um Köln' für heiße Positionskämpfe und begeisterte Zuschauer - Ire Sam Bennett gewinnt am Ende hauchdünn.
Von Bernd Vorländer

Da sage noch mal einer, Oberberg sei nicht Radsport begeistert. Die Fakten sprechen eine deutliche, andere Sprache. Nicht nur, dass die Region in den vergangenen Jahren regelmäßig Startpunkt des deutschen Radklassikers war, der heute seine 98. Auflage feierte, auch sind die Fans von den Pedal-Helden dermaßen fasziniert, dass sie wieder zu tausenden an die Strecke pilgerten, um hautnah so etwas wie Tour-de-France-Feeling zu inhalieren. Auftakt war wir im vergangenen Jahr die Schlossstadt Hückeswagen, die keine Kosten und Mühen gescheut hatte, um dem Rennen der Profis einen besonders würdigen Rahmen zu geben.


[Zwei Weltmeister unter sich: Fußballer Olaf Thon, der den Startschuss heute Morgen in Hückeswagen gab, und Rad-Altmeister Rudi Altig (re.).]

Bereits weit vor dem offiziellen Startschuss um 11:55 Uhr war auf dem Etapler Platz eine Menge los. Die Verantwortlichen hatten für ein opulentes Rahmenprogramm gesorgt. Eine BMX-Show sorgte für Abwechslung und bei einer Ausstellung für Rad und Tourismus versorgten der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club und das Bergische Wanderland die Interessierten mit allen Informationen. Im Vordergrund stand aber der enge Kontakt der Fans zu den Radprofis. So bestand im Fahrerlager Gelegenheit, sich ein Autogramm zu holen oder auch mit den Startern zu sprechen. In der Boxengasse konnte man zuschauen, wie die Rennmaschinen präpariert oder die Fahrer mit einer Massage für die 192,6 Kilometer fit gemacht wurden


[In Agathaberg mussten die Fahrer den steilen Aufstieg bewältigen.]

Natürlich war auch Hückeswagens neuer Bürgermeister Dietmar Persian gekommen und verteilte vor dem Start fleißig Ostereier an die Besucher. Kurz vor 11 Uhr waren die einzelnen Teams auf der Bühne ausführlich vorgestellt worden, eine Stunde später wurde es dann ernst, denn Fußball-Weltmeister Olaf Thon schickte die 200 Fahrer bei trockenen Verhältnissen auf die Strecke. Die Pedalritter erlebten dann einen typischen oberbergischen April, denn das Wetter änderte sich ständig. Mal brachte eine dunkle Wolke einen Schauer, mal lugte die Sonne durch die Wolken. In diesem Jahr war man zum Ostermontag als Austragungstag zurückgekehrt, nachdem man mit dem Muttertag im Mai 2013 wettertechnisch nicht so gute Erfahrungen gemacht hatte.


Unter den Startern befanden sich mit dem Mailand-San-Remo-Sieger des vergangenen Jahres, Gerald Ciolek, und Linus Gerdemann sehr bekannte Gesichter. Der 42-jährige Jens Voigt, den viele als exzellenten Bergfahrer aus dem Fernsehen kennen, konnte aufgrund einer Röteln-Erkrankung nicht starten. Nach dem Start ging es für die Profis zunächst rund um die Bever-Talsperre und über die B 483, ehe man wieder ins Stadtgebiet zurückkehrte, um auf der Islandstraße die erste Bergwertung zu absolvieren. Anschließend ging es über Wipperfürth und Hämmern nach Agathaberg, einem ersten Höhepunkt. Natürlich standen die Zuschauer dicht gedrängt, um einen Blick auf die rasende Meute zu erhaschen, erst recht als es bei dem höchst gelegenen Punkt der Strecke galt, eine weitere Bergwertung für sich zu entscheiden.


[Arthur Tabat (2. v. li.) nahm sich Zeit, in Wipperfürth-Agathaberg Bürgermeister Michael von Rekowski (li.) und die Organisatoren zu begrüssen.] 

Pünktlich am Anstieg setzte auch ein Schauer ein, der der Fahrkünste der Fahrer auf eine Probe stellte. Und hier trennte sich auch die Spreu vom Weizen an dem berg mit bis zu 27 Prozent Steigung. Das Tempo war jedenfalls hoch.Wipperfürths Bürgermeister Michael von Rekowski zeigte sich auch überrascht über die Niederschläge. "Ich war heute nicht auf Regen eingestellt, wenn ich das geahnt hätte, wäre ich mit dem Auto gekommen und nicht mit dem Rad" , schmunzelte der Bürgermeister.


[Zeiten zum Verschnaufen gab es für die Profis nur wenige.]

In Agathaberg wie auch bei der weiteren Hatz durch Hartegasse hatten die Ortsvereine und die Initiative "Sport im Sülztal" ein Programm für Jung und Alt auf die Beine gestellt. Mit Volldampf jagte das Feld nach Frielingsdorf. Auch hier eine riesige Begeisterung mit umfangreichem Bühnenprogramm und Verlosung. Der gesamte Erlös stellte Veranstalter "Sport vor Ort" für den Bau einer neuen Sporthalle im Scheelbachtal zur Verfügung. Den "Dimberg" hinauf ging es für die Fahrer durch Lindlar nach Linde, ehe das Feld das Oberbergische zunächst verließ. Am Nachmittag kehrte man aber nochmals zurück, mühte sich von Overath nach Hohkeppel hinauf, wo die Feuerwehr die Organisation eines Rahmenprogramms übernommen hatte. Bereits am Vormittag hatte das "Skoda Velodom 100" im Lindlarer Ortsteil vorbeigeschaut.

Auch Veranstalter Arthur Tabat, der seit 41 Jahren das Radrennen organisiert, schaute etwa auch in Frielingsdorf kurz vorbei, begrüßte dort die Organisatoren und Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig und zeigte sich mit dem Ablauf sehr zufrieden. Mit im Tross des Radsport-Klassikers war auch der frühere Weltmeister Rudi Altig, der sich bei den Fans immer noch großer Wertschätzung erfreut.


[Dicht gedrängt warteten die Zuschauer auf das Feld. Besonders die Bergwertungen waren hart umkämpft.]

Dass am Ende der Ire Sam Bennett vor dem Niederländer Barry Markus und Gerald Ciolek in einer Zentimeter- und Zielfotoentscheidung die 98. Auflage von "Rund um Köln" gewann, dürften viele Zaungäste nicht mitbekommen haben. Aber allen war die Freude über einen sportlichen und erlebnisreichen Tag im Gesicht abzulesen, an dem 1.800 freiwillige Helfer für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Das "Rund um Köln" verdankt seine Faszination aber auch den vielen Amateur- und Hobbysportlern. Über 3.500 Aktive nahmen die zwei Strecken beim "Skoda Velodom" unter die Räder und bewältigten die 70 bzw. 120. Kilometer.  
  
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