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Aufatmen nach Sieg im 'Vier-Punkte-Spiel'

bv; 9. Nov 2017, 22:18 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die Freude muss raus: Die VfL-Spieler belohnten sich mit zwei Punkten nach einer starken kämpferischen Leistung.
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Aufatmen nach Sieg im 'Vier-Punkte-Spiel'

bv; 9. Nov 2017, 22:18 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach kommt gegen Hüttenberg zu einem schwer erkämpften 28:25 (13:11) Sieg nach wechselhaftem Spielverlauf - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Die Brisanz dieses Abstiegsgipfels war nahezu mit Händen zu greifen, das Handball-Schicksal hatte ein ganz besonders glückliches Händchen gehabt. Auf der einen Seite der VfL Gummersbach mit seinem neuen Coach Denis Bahtijarevic, der zu seiner Premiere in der Bundesliga ein Heimspiel hatte. Dass bei den Gästen ausgerechnet Emir Kurtagic als Verantwortlicher sein zweites Spiel absolvierte, wo er doch die SCHWALBE arena bislang nur als Heimtrainer kannte, lockte denn auch mehr Zuschauer als erwartet in die Halle. 3.386 Fans wollten bei diesem denkwürdigen Spiel dabei sein. Die Ausgangslage war eindeutig: Gummersbach auf dem vorletzten Platz, Hüttenberg als Aufsteiger einen Punkt besser. Bei einem Sieg der Blau-Weißen würde man zumindest die Abstiegsränge verlassen, genügend Motivation sollte also vorhanden sein.

[Tobias Schröter schreit nach dem Sieg gegen Hüttenberg seine Freude heraus. Der Rechtsaußen hatte seinen Vertrag zuvor bis 2020 verlängert.]

VfL Gummersbach – TV Hüttenberg 28:25 (13:11).

Das Abstiegsgespenst flog denn auch schon mal einige Runden durch die SCHWALBE arena, ehe es dann zur Sache ging. Beide Mannschaften zeigten sich in den ersten 30 Minuten ziemlich nervös. Hüttenberg kam besser aus den Startblöcken und ging mit 0:2 in Führung, ehe auch beim VfL die Lebensgeister geweckt waren. Blau-Weiß übernahm jetzt zunehmend mit einem erstarkten Josef Pujol das Kommando, führte mit 5:3 und 6:4, konnte sich aber nur zweitweise durch Einzelaktionen gegen die zuweilen löchrige 3-2-1-Deckung der Gäste durchsetzen. Jetzt brach die beste Phase des neuen Teams von Emir Kurtagic an, das viermal in Folge traf und beim 9:10 immer noch vorne lag.

Dann sorgte eine Fehlentscheidung der Schiedsrichter für einen Umschwung zugunsten von Blau-Weiß. Bei einem Tempogegenstoß wurde ein Gästespieler gefoult, der Pfiff blieb aus und Carsten Lichtlein im Tor hielt den Ball. In der Folge kam der VfL wieder besser zur Geltung, auch wenn der Gummersbacher Rückraum weitgehend blass blieb. Vor allem die groß gewachsenen Matic, Zhukov und Baumgärtner zeigten sich aus der Entfernung viel zu unbeweglich, Baumgärtner fand dann zumindest die Lücken, wenn er sich an den Kreis absetzte. Insgesamt eine erste Hälfte, die deutlich von der Nervosität beider Teams geprägt war, wobei der VfL verdient mit 13:11 in die Kabine ging.   


In die zweite Halbzeit startete der VfL hellwach. Kaum hatten die Gäste durchgeatmet, lagen sie auch bereits mit 17:12 (34.) hinten. Der VfL hielt den Vorsprung bis zum 20:15 und alles sah danach aus, dass man nach dem Erfolg gegen Göppingen den zweiten Heimerfolg in Ruhe nach Hause fahren würde. Doch die letzte Viertelstunde entwickelte sich zur Zitterpartie. Hüttenberg kam aufgrund individueller Gummersbacher Abwehrfehler zum 21:19 (47.). In der Folge stellten die Gäste ihre Deckung konsequent auf eine sehr offensive Fast-Manndeckung um, womit die VfL-Spieler gar nicht zurechtkamen. Beim 22:22 (51.) war die Frage nach dem Sieger wieder komplett offen. Ein fantastischer Rückhandwurf von Pujol brachte die Kreisstädter wieder in Front, doch Hüttenberg blieb bis zum 26:25 dran, ehe Moritz Preuss und Tobias Schröter, der vor dem Spiel seinen Vertrag bis 2020  verlängerte, den Deckel drauf machten.


[Freude und Begeisterung hier, ein wenig Niedergeschlagenheit dort: Denis Bahtijarevic und Hüttenbergs Coach Emir Kurtagic mussten ihre Freundschaft für 60 Minuten ruhen lassen.]

Tonnenschwere Lasten fielen von Verantwortlichen, Spielern und Fans, als die guten Referees Robert Schule und Tobias Tönnies die Partie abpfiffen. Endlich zwei Punkte, die gegen einen direkten Konkurrenten fast noch mehr zählten, in der Tabelle etwas nach oben geklettert und mit neuem Selbstvertrauen in die kommende Auswärtsaufgabe in N-Lübbecke.

Fazit: Der VfL erringt einen überlebenswichtigen Sieg  - für die Tabelle und für den Kopf. Die Blockade des Nicht-mehr-gewinnen-könnens sollte gebrochen sein. Allerdings wird der neue Trainer Denis Bahtijarevic noch sehr viel Arbeit haben. Auf einen starken Carsten Lichtlein, der auf 16 Paraden kam kann er sich uneingeschränkt verlassen. In der Abwehr gibt es zu große Lücken, die Abstimmung funktioniert nicht, es gibt keinen „Chef“, der die Nebenleute lenkt. Im Angriff retteten die flinken Josef Pujol und Erwin Feuchtmann gemeinsam mit Kreisläufer Moritz Preuss den knappen Sieg. Von den Königspositionen im linken und rechten Rückraum kommt dagegen viel zu wenig. Laufwege stimmen ebenso wenig wie das Erkennen der jeweiligen Situation. Vom Rückraum dürfte allerdings nicht unwesentlich der weitere Saisonverlauf abhängen. Bahtijarevic muss hier rasch Lösungen finden.  


[Machte sein bislang bestes Spiel im VfL-Dress: Josef Pujol.]

Stimmen

Denis Bahtijarevic (Trainer Gummersbach): "Ich bin wirklich glücklich über diese beiden Punkte. Das war ein Sieg der Mannschaft und wir haben trotz etlicher Fehler gewonnen. Es war für mich kein besonderes Gefühl, heute Abend hier in die Halle zu kommen. Ich habe hier ja schon oft gespielt, nur waren da nicht so viele Zuschauer und das Fernsehen da."


Emir Kurtagic (Trainer TV Hüttenberg): "Der Abend war gut, wir haben geduldig gespielt, mein Team hat eine gute Leistung gezeigt, vor allem in der Deckung. Wir hatten Pech mit der ein oder anderen Situation und den Start in die zweite Hälfte verschlafen. Wir haben uns zurückgekämpft, aber am Ende fehlte ein Quäntchen. Ich habe mich gefreut, zurückzukommen, kenne ja die Halle wie mein Wohnzimmer."

Christoph Schindler (Sportdirektor VfL): "Das war kein Spiel zur Nervenberuhigung, aber letztlich zählen nur die zwei Punkte, sonst nichts. ich kann mich nur bei allen Fans bedanken. Der VfL ist eben doch ein besonderer Verein, da steht man zusammen, wenn es eng wird."



VfL Gummersbach
Carsten Lichtlein (16 Paraden)
Matthias Puhle (n.e.)

Marvin Sommer 5
Stanislav Zhukov 5
Florian Baumgärtner 4
Josef Pujol 4
Moritz Preuss 4
Florian von Gruchalla 4/3
Tobias Schröter 1
Erwin Feuchtmann 1
Alexander Becker
Max Jaeger
Marko Matic
Eirik Köpp (n.e.)

TV Hüttenberg
Matthias Ritschel
Fabian Schömburg

Vladan Lipovina 5
Dominik Mappes 5
Tomas Sklenak 4
Christian Rompf 3
Moritz Zörb 3
Moritz Lambrecht 1
Daniel Wernig 1
Ragnar Joahnnsson 1
Sebastian Roth 1
Tobias Hahn 1

Zuschauer: 3.386

Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Matic, Zhukov, Preuss - Zörb (2), Fernandes (2))

Siebenmeter: 3:0/3:0 (Florian von Gruchalla verwandelt alle Strafwürfe)

Beste Spieler: Lichtlein, Pujol - Lipovina, Ritschel

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