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Derschlags feine Klinge setzt sich durch

pn; 5. Nov 2017, 14:05 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Derschlags feine Klinge setzt sich durch

pn; 5. Nov 2017, 14:05 Uhr
Gummersbach - Derschlag feiert ungefährdeten Derbysieg über Strombach - CVJM bejubelt Sensations-Remis in Pulheim - Jatzke ärgert sich trotz SSV-Sieg - Die Herren-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘. (AKTUALISIERT)
TuS Derschlag – TV Strombach 31:25 (15:10).


[Lennart Mentges überwindet Marvin Blech per Heber.]

„Die feinere Klinge hat sich durchgesetzt“, konnte sich TuS-Trainer Ralph Weinheimer nach dem Derbysieg über den TV Strombach einen kleinen Seitenhieb in Richtung der Gäste nicht verkneifen. In einem intensiven Derby vor rund 600 Zuschauern war es auch ein Kampf der beiden Taktikfüchse Weinheimer und Michiel Lochtenbergh. Während die Hausherren auf die bereits beim BSP-Cup erprobten Kniffe setzten und die rechte Strombacher Angriffsseite an die kurze Leine nahm, versuchte es der Holländer auf der Gegenseite, entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung, mit einer Deckungsvariation und ließ statt der gewohnter 5:1-Defensive eine 4:2-Variante gegen Tim Hilger und Thorben Schneider spielen. Zwar war Derschlags prägender Spieler Tim Hilger durch Sean Borgard weitestgehend abgemeldet, dafür erfreute sich Shawn Pauly allerdings großer Freiheiten, die der Jungspund sichtbar genoss.



Bis zum 7:3 (16.) diktierte Derschlag das Geschehen, verpasste es aber, sich deutlicher abzusetzen. „Wir hätten zur Pause bereits mit acht Toren führen müssen“, haderte Weinheimer mit dem Chancenwucher seiner Spieler. Aber auch auf der Gegenseite verzweifelte Lochtenbergh an den Würfen seines Teams: „Die Einstellung stimmte jederzeit, aber wir hatten uns im Vorfeld mehrere Szenarien für das Spiel erarbeitet. Leider ist das aus unserer Sicht das schlechteste eingetreten, indem wir mit Axel Sierau einen erfahrenen Keeper warm geworfen haben.“ Über 8:6 (21.) und 11:7 (26.) machte der Oldie bis zum Seitenwechsel den Unterschied aus. Im zweiten Durchgang probierte Strombach mehrere Deckungssysteme aus, konnte bis zum 21:15 (41.) aber nie entscheidend verkürzen.



[Christopher Suhr hat eine Lücke in der Derschlager Defensive gefunden und setzt zu einem seiner fünf Treffer an.]

Zum Wendepunkt wurde ein Foul an Thorben Schneider, der sich beim anschließenden Aufprall auf dem Boden die Schneidezähne zum Teil abbrach. „Davon haben wir uns beeindrucken lassen“, sah Weinheimer nicht nur in dieser Szene seine Spieler nicht genügend geschützt. „Strombach hat deutlich rustikaler agiert und Lukas Bader wollte mit Oliver Roggisch konkurrieren", meinte der TuS-Coach. Beim 27:24 (55.) drohte die Partie zu kippen, eine Zeitstrafe gegen Harry Roth sowie das 28:24 durch Pauly erstickten allerdings das letzte TVS-Aufbäumen endgültig. „Meinem jungen Team fehlte in einigen Situationen noch die Erfahrung für so ein kleines Zwischenfinale in der Meisterschaft“, analysierte Lochtenbergh die Niederlage. Zwar habe er nie das Gefühl verloren, noch eine Aufholjagd starten zu können, letztlich hätten aus seiner Sicht aber Kleinigkeiten zum verdienten TuS-Sieg geführt. Beim Gastgeber freute man sich dagegen, wieder die Tabellenführung übernommen zu haben. „Wir haben uns von Thorbens herumliegenden Zähnen zwar beeindrucken lassen, das Ganze aber doch souverän gelöst“, hob Weinheimer neben Sierau und Pauly noch Lennart Mentges hervor.


Derschlag: Shawn Pauly (9/1), Petar Cutura (6), Vladislav Veselinov (5), Lennart Mentges (4), Tim Hilger (3/1), Norman Krause (2), Jonas Hesener, Timo Bay (je 1).


Strombach: Julian Mayer (9/5), Christopher Suhr (5), Sean Borgard (4), Alex Arnold (2), Marcel Mesenhöler, Nico Blech, Lukas Bader, Malte Meinhardt, Florian Panske (je 1).



[Das Gummersbacher Stadtderby zog zahlreiche Handballfans an.]

Pulheimer SC – CVJM Oberwiehl 34:34 (18:16).


Mit einer Sensation im Gepäck kehrte der CVJM Oberwiehl aus Pulheim zurück. Beim bislang verlustpunktfreien Tabellenführer lieferte die König-Equipe ihre beste Saisonleistung ab und zeigte endlich, warum viele Ligaexperten sie vor der Saison im Mittelfeld erwartet hatten. „Es war das erste Spiel diese Saison, in dem wir über 60 Minuten ein gutes Niveau hatten“, freute sich Florian König über den Überraschungscoup, der sich bereits zu Beginn des Spiels abzeichnete. Bis zum 6:7 (12.) legten die Gäste vor, ehe sich kleine Fehler ins Spiel der Oberbergischen einschlichen, die Pulheim auch sofort bestrafte. Über 12:9 (21.) und 15:12 (26.) blieb der CVJM aber stets in Schlagdistanz. „Pulheim lebte vor allem von unseren Fehlern“, urteilte König und nahm in der Halbzeitkabine die entsprechenden Änderungen vor – mit Erfolg.


Nach dem Seitenwechsel gelang nicht nur innerhalb von 70 Sekunden der schnelle 18:18-Ausgleich, die Gäste gingen durch einen Doppelschlag von Artur Gartung beim 22:23 (39.) in der torreichen Partie auch wieder in Führung und konnten diese sogar ausbauen. Beim 24:28 (48.) fingen die CVJM-Fans bereits an zu träumen, wurden von den Gastgebern aber ebenso schnell wieder durch den 29:29-Ausgleich (52.) in die Realität zurückgeholt. „In dieser Phase haben wir es leider verpasst, den Sack zuzumachen“, attestierte König seinem Team in der Schlussphase aber einen großen Kampfeswillen, nachdem Oberwiehl bis zum Schlusspfiff fast nur noch in Unterzahl agieren musste. Dennoch hatten die Gäste kurz vor Abpfiff noch die Chance auf den Sieg, nahmen sich aber einen Wurf aus unmöglichem Winkel, so dass Pulheim sogar noch zehn Sekunden blieben, aus diesen aber nichts mehr herausholte. „Natürlich trauern wir dem zweiten Punkt ein wenig hinterher, aber auch mit einem Punkt beim Tabellenführer können wir absolut zufrieden sein“, hob König aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung Mirco Gröbner und Jan Jäckel hervor.


Oberwiehl: Artur Gartung (8), Mirco Gröbner (7/1), Jan Jäckel (6), Jannes Pulla (5), Jonas Koebnick, Andre Rischikov (je 2), Jan Sonka, Bastian Schneider, Simon Schanz, Marc Weschenbach (je 1).
 

SSV Nümbrecht – MTV Köln 26:23 (15:7).


Nach einem letztlich ungefährdeten Heimsieg über ersatzgeschwächte Kölner sollte man im SSV-Lager eigentlich zufrieden sein können. Doch Trainer Mario Jatzke legte dennoch den Finger in die Wunde. „25 gute Minuten haben uns gereicht. Womit ich dagegen überhaupt nicht einverstanden bin, ist die Schlussviertelstunde, in der wir Köln fast noch die Möglichkeit geben, zurück ins Spiel zu finden“, will er die schwache Schlussphase beim nächsten Training auch noch einmal thematisieren. Nach anfänglichem Abtasten bis zum 5:5 (13.) steigerte sich die SSV-Defensive und auch Torhüter Tom Rydzewski lief zur Hochform auf. Schwache Gäste konnten fortan nicht mehr gegenhalten, so dass Nümbrecht über 9:5 (20.) und 13:7 (26.) souverän davonzog. Doch schon nach dem Seitenwechsel wirkten die Gastgeber nicht mehr so präsent, wie noch im ersten Durchgang.


Jatzke intervenierte beim 19:13 (42.) und löste mit seiner Ansprache noch einmal einen Zwischensprint zum 23:14 (49.) aus. „Ohne gewechselt zu haben, haben meine Jungs dann vier Gänge runtergeschaltet, sich viele Halbchancen genommen und jeglichen Spielfluss verloren“, ärgerte sich Jatzke über das „Halbgas“ bis zum Spielende. Köln kam zwar nicht mehr in Schlagdistanz, konnte aber noch erheblich Ergebniskosmetik betreiben. „Gegen andere Gegner geht solch ein Verhalten ins Auge. Wir müssen verstehen, dass wenn wir jetzt eine kleine Serie starten wollen, wir solche Spiele auch konsequent zu Ende spielen müssen“, sprach der Coach von einem letztlich zu tief ausgefallenen Pflichtsieg.


Nümbrecht: Patrick Martel (8/5), Marcel Samel (5), Niklas Reuter, Mario Weissner (je 3), Lukas Hemmersbach, Stefan Ufer (je 2), Jannik Lang, Daniel Funk, Ilja Schattner (je 1).
  
Ergebnisse und Tabelle
  
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