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Qualität besiegt Kampfgeist

pn; 18. Nov 2018, 20:00 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Florian Panske und der HC Gelpe/Strombach waren zu routiniert für nie aufsteckende Oberwiehler.
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Qualität besiegt Kampfgeist

pn; 18. Nov 2018, 20:00 Uhr
Oberberg - Gelpe/Strombach reichen in Wiehl zehn starke Anfangsminuten für routinierten Sieg - Dreckiger SSV-Sieg - Derschlags kassiert erste Niederlage - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von 'Sportsbar Lutter'. (AKTUALISIERT)
CVJM Oberwiehl – HC Gelpe/Strombach 22:28 (11:16).

[Simon Schanz gehörte neben Mirco Gröbner zu den stärksten Oberwiehlern.]

Natürlich hatten sie beim CVJM Oberwiehl von der Sensation im Derby geträumt. „Aber dafür hätte bei uns auch alles passen müssen“, hatte Trainer Florian König zwar viele gute Ansätze gesehen, aber auch nicht den perfekten Auftritt, den es gegen den oberbergischen Nachbarn gebraucht hätte. Gerade in der Anfangsphase machte sich der Qualitätsunterschied beider Teams deutlich bemerkbar. Die gewählte 5:1-Deckung, die in der vergangenen Saison noch hervorragend funktionierte hatte, erwies sich schnell als Rohrkrepierer. Beim 1:7 (10.) bat König bereits zur taktischen Nachbesprechung, nach dem 2:9 (13.) begannen sich die Hausherren endlich zu wehren. Allerdings auch weil die Gäste ein wenig ihre Aggressivität herunterschrauben mussten.


„Unser Plan war es, die Partie intensiv zu beginnen. Entsprechend schnell haben wir aber auch Strafen kassiert“, mahnte HC-Coach Michiel Lochtenbergh mit dem soliden Vorsprung im Rücken zu mehr spielerischer Gelassenheit. Oberwiehl verkürzte mit vielen Übergängen in der Folge zum 9:12 (26.), wähnte sich in dieser Phase sogar auf Augenhöhe. Die Gäste haderten dagegen mit ihrer Chancenverwertung, konnten in den verbleibenden Minuten bis zur Pause aber noch einmal nachlegen. Fast schon ereignislos verlief dagegen der zweite Durchgang. Gelpe/Strombach agierte defensiv clever, ließ offensiv aber weiter einige Chancen liegen.


[Sean Bordgard kreierte immer wieder Chancen für seine Mitspieler.]

Oberwiehl probierte viel, brachte erfolgreich mehrfach den siebten Feldspieler, konnte aber auch nie entscheidend verkürzen, so dass der HC-Vorsprung bis zum Schlusspfiff zwischen fünf und acht Toren pendelte. „Ich wusste gar nicht, dass ein Pferd den Balken, über den es springen muss, ständig verschieben kann“, scherzte Lochtenbergh nach dem Spiel, wurde aber auch schnell wieder ernst: „Der CVJM hat sich nie aufgegeben, auch wenn wir trotz des kleinen Kaders natürlich über die größere Qualität verfügt haben.“ König stellte ebenfalls die kämpferische Einstellung in den Vordergrund seiner Analyse. „Ich kann dem Team keinen Vorwurf machen. Wir haben dagegen gehalten und es war auch spielerisch ein weiterer Fortschritt zu den vergangen Wochen“, weiß aber auch er, dass die Südkreisler Punkte statt Komplimente benötigen.


Oberwiehl: Mirco Gröbner (11/8), Simon Schanz (5), Artur Gartung (2), Sebastian Deilmann, Marc Weschenbach, Andre Rischikov, Joshua Grabeck (je 1).


Gelpe/Strombach: Luis Drux (6), Julian Mayer (5/2), Sebastian Panske (4), Markus Meister, Florian Panske, Nico Blech (je 3), Harry Roth, Sean Borgard (je 2).


SSV Nümbrecht – TK Nippes 25:24 (12:13).


„Ich bin heute mal wieder um Jahre gealtert“, sprach SSV-Coach Dirk Heppe von einem dreckigen und äußerst glücklichen Heimsieg über den Aufsteiger aus Nippes. Denn die Gäste hatten sich eigentlich mindestens einen Punkt verdient gehabt. Letztlich waren es aber doch die Südkreisler, die sich nach intensiven 60 Minuten glücklich in den Armen lagen. Seiner Mannschaft habe man den Druck des vermeintlichen Pflichtsiegs zu jeder Sekunde angemerkt, meinte Heppe im Nachhinein: „Die Leichtigkeit der ersten Saisonwochen ist uns, auch der aktuellen Personalsituation geschuldet, verloren gegangen.“ Über 4:3 (11.) und 10:9 (22.) entwickelte sich ein zähes und schwaches Oberligaspiel, in dem die Gäste kurz vor der Pause die Führung übernahmen und nach dem Seitenwechsel sogar kurzzeitig zum 12:15 (35.) ausbauen konnten.


[Florian König sah eine mutmachende Vorstellung des Underdogs: "Aber es war leider nicht die unwiderstehliche Leistung, die wir für diesen Gegner benötigt hätten.]

Nümbrecht fehlte es vor allem an Gefahr aus der zweiten Reihe. Heppe machte im zweiten Durchgang aus der Not aber eine Tugend und ließ offensiv verstärkt Kreisläufer Jens Frey suchen. Der Abwehrchef bedankte sich für die zahlreichen Zuspiele auf seine Weise und leistete sich nur einen Fehlwurf bei sieben Toren. Über 16:17 (40.) blieb die Partie bis zum 21:21 (53.) auf Messers Schneide, ehe TK-Trainer Stefan Tuitje nach Intervention der Spielaufsicht plötzlich von den Schiedsrichtern die blaue Karte gezeigt bekam. „Er soll mich beleidigt haben“, hatte Heppe hiervon allerdings überhaupt nichts mitbekommen. Die damit eingeleitete Schlussphase war an Dramatik kaum zu überbieten. Der finale Treffer fiel bereits zwei Minuten vor dem Ende, nachdem Johannes Urbach einen frechen Gegenstoßpass des starken Tom Rydzewksi (18 Paraden) verwertete. „So einen Pass kann auch nur Tom spielen“, lenkte der SSV-Coach aber auch schnell wieder den Blick auf das Wesentliche: „Kämpferisch war das überragend von der Mannschaft. Die spielerische Leistung allerdings eher dürftig. Mit unseren 13 Punkten sind wir aber auch mehr als im Soll und solch dreckige Siege muss man sich auch erst einmal erarbeiten.“


Nümbrecht: Jens Frey (7), Dag Dissmann (4), Marcel Samel (4/3), Johannes Urbach (3), Dominik Donath, Jan Kaminski, Marcel Baier (je 2), Jannik Lang (1).



TV Birkesdorf – TuS Derschlag 35:33 (16:15).


Jetzt hat es auch den TuS Derschlag erwischt. Beim starken Aufsteiger aus Birkesdorf kassierte die Mannschaft von Ralph Weinheimer die erste Saisonniederlage. „Wir sind aber weiter Tabellenführer, haben damit aber unseren Joker ziehen müssen“, haderte der Coach nach dem Schlusspfiff ein wenig mit dem Schicksal. Denn die Niederlage sei vor allem eines gewesen – unnötig. Ein wenig hatte sie sich in den letzten Wochen aber auch angekündigt. „Unsere guten Phasen sind derzeit ein wenig zu kurz“, urteilte Weinheimer und meinte damit gerade den schwachen ersten Durchgang, in dem die Oberberger der Musik über weite Strecken hinterherliefen. Birkesdorf agierte spritzig und lauffreudig, während die Gäste weiter Probleme in ihrem Rückzugsverhalten hatten. Über 8:5 (9.) und 14:10 (21.) reichten Derschlag aber immerhin zehn gute Minuten, um zum Pausenpfiff der guten Schiedsrichter wieder in Schlagdistanz zu sein.

[Mit seiner Defensive war Michiel Lochtenbergh äußerst zufrieden.]

Nach dem Seitenwechsel sollte die Partie beim 20:20 (39.) sogar kippen. Timo Domian erzielte die erste TuS-Führung seit dem 0:1 und der Tabellenführer schien beim 24:26 (45.) allmählich das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Zur Schlüsselszene sollte allerdings ausgerechnet die rote Karte gegen Birkesdorfs Spanier Andreu Perez werden. Den zusätzlich fälligen Siebenmeter verwandelte Tim Hilger noch, die folgende Überzahlsituation geriet mit einem 0:3-Run zum 29:27 (50.) allerdings katastrophal. Zwar konterte Derschlag nach einer Auszeit nochmals zum 29:30 (54.), in der Crunchtime fehlte neben Glück, aber auch ein kühler Kopf bei den offensiven Entscheidungen. „Natürlich ärgere ich mich,weil wir das Spiel in dieser Phase weggeworfen haben“, sprach Weinheimer von einer nicht völlig unverdienten Niederlage, hofft aber auch, die richtigen Lehren aus dem Punktverlust zu ziehen: „Das Tabellenbild ist weiter positiv, aber wir müssen im Training jetzt hart arbeiten. Unser Restprogramm bis Weihnachten ist nicht einfach.“


Derschlag: Tim Hilger (12/7), Carsten Lange (9/1), Thorben Schneider, Matias Cabrales (je 3), Timo Domian, Vladislav Veselinov, Nils Welke (je 2).
  
Ergebnisse und Tabelle


  
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