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VfL serviert harmlosen Aufsteiger ab

pn; 14. Oct 2018, 20:17 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Pouya Norouzinezhad war für die BBM-Defensive nur selten zu halten.
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VfL serviert harmlosen Aufsteiger ab

pn; 14. Oct 2018, 20:17 Uhr
Gummersbach – Durch den dritten Saisonsieg über Bietigheim distanziert sich die Bathijarevic-Equipe ein wenig von den Abstiegsrängen - RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm


VfL Gummersbach – SG BBM Bietigheim 28:21 (15:11).


[Marvin Sommer glänzte im Gegenstoß.]

Pierre Busch, Florian Baumgärtner, Eirik Köpp, Fynn Herzig, Alexander Becker und Marvin Sommer waren es, die beim Schlusspfiff als Erste die Gratulationen des unterlegenen Kontrahenten entgegen nehmen durften. Diese ungewöhnliche Konstellation erzählt viel über eine weitestgehend einseitige Bundesligapartie. Lange ist es her, dass der oberbergische Traditionsverein einen Gegner so dominierte und in der Crunch-Time nicht mehr um die begehrten Zähler gegen den Abstieg zittern musste. Viel zu harmlos präsentierten sich die Süddeutschen, die nur selten Lösungen gegen eine sattelfeste VfL-Defensive um den starken Organisator Drago Vukovic fanden. „Wir standen 60 Minuten stabil“, befand Denis Bathijarevic entsprechend nach dem Spiel. Auch sein Gegenüber Ralf Bader verteilte seine Komplimente eher an den Gegner, denn an seine Mannen: „So viele Probleme, Chancen herauszuspielen, hatten wir diese Saison gegen deutlich besser platzierte Mannschaften noch nicht.“




Dabei sah es zunächst überhaupt nicht nach dem späteren Start-Ziel-Sieg aus. Ivan Martinovic versenkte zwar noch souverän seinen Strafwurf zum 1:0, doch in der Anfangsphase knirschte der Sand nur so im Gummersbacher Offensivspiel. Bietigheims Keeper Domenico Ebner entnervte VfL-Kapitän Vukovic mit drei Paraden und auch technische Fehler sorgten dafür, dass die Gäste zum 2:5 (9.) vorlegen konnten. Entsprechend früh flog Bathijarevics erste grüne Karte. Der Coach blieb in seiner Ansprache aber klar und forderte konsequentere Aktionen. Die Blau-Weißen agierten fortan souveräner und nutzten die erste Überzahlphase zum schnellen 6:6-Ausgleich (13.) aus.


[12 Paraden verbuchte Carsten Lichtlein. Häufig flogen die Bälle aber sogar an seinem Tor vorbei.]

Das Fehlen Zhukovs kompensierten offensiv vor allem Pouya Norouzinezhad und Ivan Martinovic. Gerade der Iraner sorgte mit seinen schnellen Beinen immer wieder für Lücken in der ungewohnt defensiv agierenden Gästedeckung. Gleichzeitig war bei den Hausherren aber auch der unbedingte Wille zu erkennen. Zwar gelang nicht jede Aktion, doch besonders im Rückzugsverhalten wurde mancher Fehler durch abgefangene Gegenstoßpässe wieder ausgebügelt. Entsprechend übernahm Gummersbach allmählich das Kommando und profitierte nach einer Zeitstrafe gegen Patrick Rentschler auch vom siebten Feldspieler des Gegners. Die taktische Variante des Aufsteigers schlug über 10:8 (21.) zum 13:8 (25.) völlig fehl. Nur die sich nun häufenden Fehler des in dieser Phase etwas überdrehenden Luis Villgrattner sorgten dafür, dass Bietigheim zur Pause noch in Reichweite lag.


Am Gesamtbild änderte sich aber auch nach dem Seitenwechsel wenig. Beide Teams neutralisierten sich defensiv über weite Strecken, so dass das souveräne Schiedsrichtergespann Geipel/Helbig fast in jedem zweiten Angriff das passive Vorwarnzeichen anzeigen musste. Während Gummersbach allerdings meist noch eine zündende Idee hatte, blieben die Abschlüsse der Gäste eher bieder und landeten immer häufiger neben dem Tor des ordentlich aufgelegten Carsten Lichtlein. Über 20:15 (40.) blieb der Vorsprung bis zum 24:19 (52.) stets konstant bei fünf Treffern. Zum endgültigen Brustlöser mutierte die Zeitstrafe gegen Nikola Vlahovic, der Norouzinezhad heftig im Gesicht traf. Die Gäste probierten es ein letztes Mal mit dem siebten Feldspieler, bissen sich aber an der VfL-Defensive weiter die Zähne aus. Nachdem bereits Tobias Schröter zwei Mal ins verwaiste BBM-Gehäuse verwandelte hatte, konnten die Gummersbacher Feierlichkeiten nach dem Tor zum 27:20 (56.) durch Carsten Lichtlein endgültig beginnen. Die Krönung unter den souveränen Erfolg verpassten Pierre Busch und Fynn Herzig mit einem sehenswerten Kempa-Trick nur denkbar knapp.



[Luis Villgrattner bekam nach dem Zhukov-Ausfall viel Vertrauen. Das Nachwuchstalent probierte viel, machte dabei aber auch einige Fehler.]

Für die Oberberger war es der dringend benötigte Sieg im Kampf um den Klassenerhalt. Durch den Erfolg haben die Kreisstädter sich ein kleines Polster von vier Punkten auf die Abstiegsränge erspielt. Entsprechend gut gelaunt zeigte sich auch Sportdirektor Christoph Schindler nach der Partie: „Besonders gefreut hat mich, dass heute vier Spieler unter 20 Jahren im Kader waren. Und wir lassen die Jungs auch spielen und geben nicht nur Lippenbekenntnisse ab. Der Kempa-Trick wäre das I-Tüpfelchen gewesen.“ Weiter geht es für den VfL bereits am Mittwoch, wenn Frisch Auf Göppingen in der Schwalbe-Arena gastiert.


Gummersbach: Pouya Norouzinezhad (7), Marvin Sommer (5), Ivan Martinovic (5/3), Moritz Preuss (4), Tobias Schröter (3), Carsten Lichtlein, Drago Vukovic, Florian Baumgärtner, Luis Villgrattner (je 1).


Bietigheim: Christian Schäfer (6/6), Jonas Link (4), Robin Haller (3), Martin Marcec, Patrick Weber, Jan Asmuth (je 2), Michael Öhler, Nikola Vlahovic (je 1).


Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig


Zuschauer: 3.004.


Siebenmeter: 3/3 - 6/6 (Martinovic und Schäfer eiskalt).


Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Martinovic, Sommer, Köpp – Vlahovic, Rentschler, Link).

Stimmen:


Ralf Bader (Trainer SG BBM Bietigheim): „Ich möchte Denis und seinem Team zu einem verdienten Sieg gratulieren. Mitte der ersten Halbzeit hat sich nach einem sehr guten Start ein Bruch in unserer Abwehr eingestellt. Pouya ist als starker Eins gegen Eins Spieler bekannt, daher haben wir nicht so offensiv wie gewohnt gedeckt, sondern die Räume bis dahin sehr gut eingeengt. Das ist uns später nicht mehr gelungen, so dass wir Moritz Preuss Platz gegeben haben. Das ging viel zu schnell und war ein Bruch in unserem Spiel. Vorne haben wir durch leichtsinnige Fehler auch zu schnell den Ball verloren. Wir haben mit allen Mitteln versucht gegen zu halten, aber alle Abwehrformationen fruchteten nicht. Außerdem haben wir es nicht geschafft im stehenden Angriff uns Chancen herauszuspielen. So viele Probleme, Chancen herauszuspielen, hatten wir diese Saison gegen deutlich besser platzierte Mannschaften noch nicht.“


Denis Bathijarevic (Trainer VfL Gummersbach): „Ich bin überglücklich heute. Wir sind als kleiner Favorit in dieses Spiel gegangen. Normalerweise haben wir immer ein bis zwei überragende Akteure, aber heute waren einfach alle stabil. Beim 3:6 hat die Mannschaft keine Panik bekommen und mit Selbstvertrauen weiter gespielt. Drago hat defensiv ein großes Spiel gemacht, auch wenn ihm dann vorne ein wenig die Kraft fehlte. Aber er ist auch keine 20 Jahre mehr alt. Pouya hat viele Räume gerissen und Bietigheim große Probleme bereitet. Alle sagen, dass wir jetzt eine englische Woche vor uns haben. Für mich ist das aber eher eine deutsche harte Woche und wir müssen uns gut auf Göppingen vorbereiten.“    


Christoph Schindler (Sportlicher Leiter VfL Gummersbach): „In der Vergangenheit ist es nicht so häufig vorgekommen, dass man der Mannschaft zu so verdienten Punkten gratulieren kann. Denis und die Jungs haben bis auf die kurze Schwächephase am Anfang einem nie das Gefühl gegeben, dass dieses Spiel verloren gehen kann. Das müssen wir gegen unsere direkten Konkurrenten auch zeigen. Die Halle, die wieder besser gefüllt war, hat ihr Übriges dazu beigetragen. Danke an die Fans, die heute dem Sommerwetter getrotzt haben. Die Mannschaft hat auch zurückgezahlt und Argumente geliefert, auch am Mittwoch zu kommen, wenn wir im Pokal eine Runde weiterkommen wollen. Das ist für uns ein unheimlich wichtiges Spiel.“


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