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Langersehnte Begegnungen in Indien

fj; 11. Jan 2019, 07:58 Uhr
Bilder: privat --- Für Gabriele Bergau erfüllte sich mit der Indienreise ein sehnlicher Wunsch.
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Langersehnte Begegnungen in Indien

fj; 11. Jan 2019, 07:58 Uhr
Reichshof – Seit Jahren setzt sich Gabriele Bergau für Aanchal, ein Projekt für indische Straßenkinder, ein – Ihr Engagement ist längst Berufung geworden, nun durfte die Reichshoferin die Kinder, die ihr so viel bedeuten, erstmals persönlich kennen lernen.
Von Fenja Jansen

Am Rand einer Straße in Bhopal (Hauptstadt des indischen Bundesstaates Madhya Pradesh) haben 21 Familien Hütten aus Plastik, Pappe und Wellblech errichtet. Hier, im Slum Govindpura, leben sie und versuchen, mit dem Verkauf von selbst hergestellten Gipsfiguren ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch die Kinder müssen mithelfen. Schulbesuche, Spiele mit Freunden und Zukunftsträume hatten hier keinen Platz, bis die Ordensgemeinschaft Carmelites of Mary Immaculate – kurz CMI – nicht mehr wegschauen wollte und mit Aanchal ein Projekt für Straßenkinder in Bhopal ins Leben rief. Dass die Kinder von Aanchal mittlerweile auch im Oberbergischen viele Unterstützer haben, ist Gabriele Bergau aus Reichshof zu verdanken. Seit sie in persönlichen Gesprächen mit dem aus Indien stammenden Pater Thomas, tätig in der Waldbröler Gemeinde Sankt Michael und Mitglied der Ordensgemeinschaft CMI, von Indiens Straßenkindern erfuhr, lies sie ihr Schicksal nicht mehr los.


[Entlang eines Straßenrandes entstand das Slum Govindpura. Hier unterhält Aanchal eine Schule. Pater Thomas und Bergau besuchten die im Slum lebenden Familien und brachten ein Ausmal-Bild für die Kinder mit.]

Die Kirchengemeinde Sankt Michael ist offizieller Partner von Aanchal und hat ein Spendenkonto eingerichtet, um die Arbeit vor Ort zu unterstützen. Dafür, dass sich dieses stetig füllt, sorgt Bergau seit rund drei Jahren unermüdlich – beispielsweise durch die Organisation von Benefizveranstaltungen, der Herausgabe eines indischen Kochbuchs, das zugunsten des Projekts verkauft wird, oder einfach nur, indem sie über Aanchal spricht. „Aanchal ist sowohl Herzensangelegenheit wie auch Fulltime-Job geworden“, lacht sie. Nur persönlich begegnet ist sie den Kindern, die ihr so viel bedeuten, lange nicht. Dies änderte sich, als Bergau Ende des vergangenen Jahres einer Einladung von Pater Anil, der das Projekt vor Ort leitet, nach Indien folgte.



Mitte November stieg Bergau gemeinsam mit Pater Thomas in den Flieger Richtung Indien und konnte sich vor Ort gemeinsam davon überzeugen, wie viel die Spenden der Oberberger vor Ort bewirkt haben. Während der von Pater Thomas organisierten Reise besuchten sie zusammen mit Pater Anil eine durch den Orden geführte Bahnhofsmission für Kinder, ein Heim für behinderte Kinder und eine Schule in dem Slum am Straßenrand, mit dem das Projekt seinen Anfang nahm. „Ich habe Kinder von Videos und Fotos wiedererkannt, die dank Aanchal medizinisch versorgt werden konnten und eine Ausbildung erhalten haben – und aus denen ganz bezaubernde junge Menschen geworden sind, die nun teils selber die Arbeit von Aanchal unterstützen“, so Bergau. Zweimal im Jahr organisiert Aanchal einen „Children‘s Day“. Aus verschiedenen Slums werden die Kinder dann von Mitarbeitern abgeholt, um einen Tag voller Spiele und mit einer warmen Mahlzeit unter Gleichaltrigen verbringen zu können. Auch hier traf Bergau auf ihr bekannte Gesichter.


[In einem Film, der vor Jahren in Govindpura gedreht wurde, wird ein kleines Mädchen gezeigt. Aus diesem ist eine junge Frau geworden, die die Arbeit von Pater Anli unterstützt, und die Bergau wiedererkannte.]

Einer der zahlreichen Höhepunkte der Reise war für Bergau und Pater Thomas die Grundsteinlegung für ein neues Heim von Aanchal, in dem Kinder, die aufgrund von Armut, Gewalt oder sexuellen Übergriffen nicht mehr bei ihren Familien leben können, eine neue Heimat finden werden. „Damals, als ich die ersten Kontakte mit Pater Anil hatte, gab es den Traum von dem Heim und ein Grundstück. Für mehr reichte das Geld nicht. Nun wird aus dem Traum – auch dank der Spenden aus dem Seelsorgebereich ‚An Bröl und Wiehl‘ und mittlerweile auch darüber hinaus – Realität“, bedankt sich Bergau bei allen Unterstützern des Projekts. „.Pater Thomas, die Ordensgemeinschaft vor Ort und ich werden weiter eng zusammenarbeiten. Denn es war wunderschön zu sehen, wie viel Gutes Pater Anil und die Mitarbeiter von Aanchal auch dank der von uns gesammelten Spenden bewirken können“


[Gabriele Bergau und Pater Thomas (hinten re.) erlebten die Grundsteinlegung für ein neues Wohnhaus für Kinder mit.]

Mit der festen Überzeugung, das Engagement der Ordensgemeinschaft für Aanchal weiter unterstützen zu wollen, kehrte die Reichshoferin im Dezember in ihre Heimat zurück. „Die Bescheidenheit und Güte der Ordensgemeinschaft haben mich tief beeindruckt: Sie will wenig für sich, aber tut alles für andere“, so Bergau. Diese Hingabe, das steht für sie fest, will sie weiter unterstützen.

Weitere Informationen zu Aanchal gibt es unter www.aanchal.de.


[Impressionen vom Children’s Day (oben) und Szenen aus Neu-Dehli und Thrissur (unten).]
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