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Zerreißprobe: SPD Oberberg diskutierte Groko-Pläne

db; 20. Feb 2018, 00:27 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann zeigte die Unterlagen der Groko-Abstimmung, an denen es ebenfalls Kritik gab, da das beiliegende Schreiben nur die positiven Aspekte des Koalitionsvertrags darstelle.
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Zerreißprobe: SPD Oberberg diskutierte Groko-Pläne

db; 20. Feb 2018, 00:27 Uhr
Engelskirchen – Die Genossen aus dem Oberbergischen besprachen das Für und Wider einer großen Koalition, wobei sich die innere Zerrissenheit der Partei deutlich zeigte.
Die SPD Oberberg stellt mit 1.200 Mitgliedern nur einen kleinen Teil der in diesen Tagen viel beschworenen Parteibasis dar. Etwa 50 Mitglieder trafen sich gestern Abend in Engelskirchen, um über das Für und Wider einer großen Koalition zu diskutieren. Seit gestern sind die rund 460.000 SPD-Mitglieder dazu aufgerufen, „Ja“ oder „Nein“ zu einer Neuauflage der Groko mit der CDU/CSU zu sagen. Und doch reichte schon der SPD-Mikrokosmos gestern in Engelskirchen, um die innere Zerrissenheit der Partei deutlich zu spüren. 

Das fängt schon beim Vorstand des Kreisverbandes an. Vorsitzender Thorsten Konzelmann sieht in der Groko eine „große Gefahr“ für die SPD. Die Groko-Entscheidung sei für die SPD-Mitglieder eine „Entscheidung der Furcht“, so Konzelmann. „Furcht vor Schaden durch einen Eintritt in die Koalition und Furcht vor Schaden durch eine Verweigerung.“ Er sparte auch nicht mit Kritik an der Parteispitze, wo „eklatante Fehlentscheidungen“ getroffen worden seien.



Dem stimmte auch die stellvertretende Kreisvorsitzende Michaela Engelmeier zu, sprach sich aber für eine Groko aus. Als Mitglied im Bundesvorstand der Partei ist sie nah dran an den Entscheidungsträgern in Berlin. „Es gab keine Strategie für die Stabilisierung des Schulz-Hype und es gab keinen Plan B für den Fall des Scheiterns von Jamaika“, berichte Engelmeier. Kritik übte sie auch an Sigmar Gabriel, der schon immer ein „Egomane“ gewesen sei, jetzt aber sämtliches Vertrauen innerhalb der Partei verspielt habe. Positiv sieht sie die Rolle von Andrea Nahles als wahrscheinliche neue Bundesvorsitzende. „Sie ist laut und das ist auch gut so“, sagte Engelmeier.


[Von Neumitgliedern bis zu langgedienten Parteimitgliedern war das Publikum bunt gemischt.]

Dr. Roland Adelmann als stellvertretender Kreisvorsitzender sprach sich klar gegen eine Groko aus. „Es sind gute Ansätze im Koalitionsvertrag, aber bei der Gesundheitspolitik ist der große Wurf ausgeblieben“, so der Chefarzt der Kinderklinik am Kreiskrankenhaus Gummersbach. Ein Neuanfang für die SPD könne nur in der Opposition gelingen. Dawn Stiefelhagen als Gastgeberin vom Ortsverein Engelskirchen sah das anders: „Wir können beides. Regieren und uns erneuern.“

Die Meinungsvielfalt setzte sich auch bei den Statements der anderen Parteimitglieder während der rund zweistündigen Veranstaltung fort. Ex-Oberkreisdirektor Heribert Rohr warb für die Groko, forderte aber auch, dass sich die SPD wieder um ihre Kernwählerschaft, den Arbeitnehmer, kümmern müsse. Dass sich die SPD wieder als Kümmerer-Partei präsentieren müsse, klang in vielen Wortbeiträgen mit. Benjamin Stamm, Vorsitzender der Jusos Oberberg, war noch unentschlossen mit einer „Tendenz zu Nein“. Er betonte: „Die CDU ist nicht unser natürlicher Partner.“ In den kommenden Tagen werden auch einzelne Ortsverbände der SPD Oberberg zu Diskussionsrunden einladen, denn noch haben sich längst nicht alle Parteimitglieder festgelegt, ob sie für oder gegen eine Groko sind.
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