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Wenn der Polizei Maß und Mitte fehlen

bv; 19. Feb 2018, 15:33 Uhr
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Wenn der Polizei Maß und Mitte fehlen

bv; 19. Feb 2018, 15:33 Uhr
Oberberg – Mit der Dienstversetzung des Waldbröler Bezirksbeamten hat die oberbergische Polizeiführung ein grandioses Eigentor geschossen.
Wie es ausschaut, wenn sich zwei Welten begegnen, durfte die oberbergische Öffentlichkeit in der vergangenen Woche in Waldbröl besichtigen. Gerne wird von den Verantwortlichen staatlicher Institutionen bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont, wie wichtig ihnen selbstbewusste Mitarbeiter seien, die Probleme offen ansprechen würden. Klare Kante statt Kadavergehorsam. Soweit die offizielle Version einer Wunschwelt. Die Realität sieht viel trister aus. Da „erdreistet“ sich ein gerade erst zum Bezirksbeamten ernannter Polizist, auf erkennbare Mängel und an das digitale Steinzeitalter erinnernde Umstände hinzuweisen - und wird kurzerhand strafversetzt. So sieht also das Dienstpflichtverständnis einer Behörde aus, deren verantwortlicher Direktor den vor einigen Monaten ernannten Bezirksbeamten zuvor noch als Idealbesetzung gepriesen hatte.

Intern dürfte es sicherlich seit geraumer Zeit Thema gewesen sein, dass sich mehrere Polizisten in Waldbröl einen Computer teilen müssen und ein Dienstfahrzeug für die Bezirksbeamten nicht vorhanden ist. Praktisch hatte sich an diesem unhaltbaren Zustand offenbar nichts geändert, sodass der Gang an die Öffentlichkeit quasi ein Hilferuf war. Doch statt dass der Landrat und die direkten Vorgesetzten die eigentliche Problematik erkannt hätten, versetzen sie einen als unbequem erkannten Mitarbeiter. Ganz ehrlich: Dieser Umgang mit kritischen Stimmen ist schändlich und sendet ein völlig falsches internes Signal, nämlich: Wer Missstände erkennt, sollte am besten schweigen oder höchstens im Innenverhältnis diskutieren. Dieses Verständnis von Führung und „Gefolgschaft“ ist fatal und das Gegenteil einer modernen Behörde. Die Polizei und deren Ausstattung geht nämlich uns alle an. Und wenn ganz offensichtlich etwas schiefläuft, würde die Öffentlichkeit das auch sehr gerne erfahren. Schließlich steht unser aller Sicherheit auf dem Spiel.

Stattdessen wird jetzt mit Verweis auf innerdienstliche Angelegenheiten von allen Verantwortlichen der Mantel des Schweigens über diesen Vorgang gezogen. Wobei eigentlich Antworten zwingend wären. Dies gilt im Übrigen auch für die Häufung von Kapitaldelikten in der Metropole im Kreissüden. Stolz wird allenthalben offiziell die Kriminalitätsstatistik bemüht, um von einem der sichersten Landkreise in Nordrhein-Westfalen zu sprechen. Fakt ist aber, dass binnen 18 Monaten nun das dritte schwere Verbrechen in Waldbröl verübt wurde. Die dort lebenden Bürger erwarten Antworten von Politik und Polizei, wie denn künftig dort das Sicherheitsbedürfnis bedient werden soll, welche Maßnahmen ergriffen wurden, was noch geplant ist. Doch auch hier bislang nur Schweigen.

Zum Artikel vom 14.2: "Rolle rückwärts: Wirtz kein Bezirksbeamter mehr"
  
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