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Rut, Wiess, Jrön – hück han mer jecke Tön!

mg; 11. Nov 2017, 18:55 Uhr
Bilder: Michael Gauger  --- Mit Alaaf, Kall Du und guter Laune starteten zahlreiche Jecken pünktlich am 11.11. in die neue Karnevalssession.
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Rut, Wiess, Jrön – hück han mer jecke Tön!

mg; 11. Nov 2017, 18:55 Uhr
Engelskirchen – Die KG Närrische Oberberger startete auf die Sekunde genau in die jecke Jubiläumssession – Das Volk schunkelte sich mit den alten und neuen Tollitäten im Nieselregen warm.
Von Michael Gauger

Sitzungspräsident Peter Miebach und Senatspräsident Reinold Müller zählten am Samstagvormittag die letzten zehn Sekunden des närrischen Countdowns laut runter und wurden von den zahlreichen Jecken kräftig unterstützt. Pünktlich um 11:11 Uhr startete die zweitälteste rechtsrheinische Karnevalsgesellschaft mit dem Motto "Ein jeckes Märchen, datt wird wohr - die KG Engelskirchen iss 125 Johr !" in die Jubiläumssession.

[Vorsichtshalber ein paar Schläge mehr: Dawn Stiefelhagen ging auf Nummer sicher.]

Die stellvertretende Bürgermeisterin Dawn Stiefelhagen sollte erstmals den Fassanstich vornehmen und scherzte zu Beginn der Veranstaltung: "Elf Schläge sind für mich persönlich schon gut!“ Tatsächlich saß der Hahn dann bereits beim fünften Schlag, sicherheitshalber gabs von Stiefelhagen aber noch zwei hintendrauf. Zahlreiche Freunde des Karnevals und viele befreundete Vereine hatten sich mitten in Engelskirchen auf dem Edmund-Schiefeling-Platz eingefunden, um gemeinsam die närrische Zeit an der Agger einzuläuten. Da hatte auch der offensichtlich etwas miesgelaunte Wettergott keine Chance. Warmgekleidet und mit Regenschirm bewaffnet, trotzte das Völkchen bei Karnevalsmusik, Kölsch oder einem Glühwein den feinen Tröpfchen, die da vom Himmel fielen. Das Moderatorenduo Miebach und Müller hatte wenig Mühe. Die Stimmung war von Beginn an da, vorallem, als das scheidende Dreigestirn Prinz Michael II., Bauer Uwe und Jungfrau Ursel ein letztes Mal vor ihre Untertanen traten. Mit stürmischen Applaus wurden sie verabschiedet.


Kurz nach Mittag kam leichte Unruhe im jecken Volk auf. Eine Gasse wurde gebildet und das designierte Dreigestirn marschierte vielumjubelt mit seinem Schmölzchen zur Bühne. Einmal oben angekommen und mit einem Mikrofon versehen, ergriff Prinz Günther II. aus dem Hause Selbach dann auch schnell das Wort. „Normalerweise spricht hier der Präsident zuerst, aber heute machen wir mal eine Ausnahme“, konterte Müller lächelnd. Dem 71-jährigen KFZ-Sachverständigen und Hundebesitzer Selbach steht mit Bauer Armin (Bockheim) ein Engelskirchener Jung zur Seite. Der Bauer ist Berufsfeuerwehrmann in Köln und Zugführer des Löschzuges Engelskirchen. Die neue Jungfrau trägt den klangvollen Namen Rosi, im bürgerlichen Leben Harry Schwichtenberg.

Rosi wohnt mit Gattin Bettina auf der Hardt, eigentlich die „Prinzenschmiede“ des Ortes. Schwichtenberg ist Chef des Arbeitsausschusses der KG, dem im Übrigen alle drei Tollitäten des Jubiläumsjahres angehören. „Dass es genau diese Session werden würde, war uns damals gar nicht klar, als wir uns dazu entschlossen hatten und das auf einem Bierdeckel beurkundeten“, erklärte Selbach. Und damit die Jecken wussten, wer da demnächst mit durch die Säle zieht, wurde fix das Schmölzchen vorgestellt, dem auch Prinzenführer Marc Bauer und Zeremonienmeister Seven Döpper angehören. Ein erstes Liedchen stellte klar, welcher Abteilung sich die Drei verbunden fühlen. Nachdem das alte Dreigestirn die Nachfolger mit etwas passendem „Werkzeug“ versehen hatte, ging es unter das Volk.

["Endlich gehts wieder los", freuten sich Reinold Müller und Peter Miebach.]

Teilweise große Abordnungen, zum Beispiel aus Denklingen, Ründeroth, Schmitzhöhe, Lindlar und Bielstein, konnten begrüßt werden. Auch sie ließen sich nicht vom grauen Wetter abhalten und feierten den Start kräftig mit. Eine gute Stunde später bahnte sich ein weiteres Schmölzchen den Weg durch die Massen. Diesmal war es die mit Ballons ausgestattete Jugend, die ihrerseits das scheidende Kinderprinzenpaar Oliver und Victoria mitbrachten. Müller dankte den beiden, die in der vergangenen Session die Bühnen regelrecht gerockt hatten und begrüßte danach mit Prinz Peter III. Trupke und Lilly Heider die neuen Tollitäten im Kinderkarneval. Der junge Prinz ist Fußballfan und entstammt den Pänz der Schlossgarde. Im Ortsteil Feckelsberg wohnend, infizierte er sich beim Rosenmontagszug mit dem Karnevalsvirus und war kurz darauf bereits Adjutant, was ihn bestärkte, selbst irgendwann einmal „Prinz zo sinn“.

Prinzessin Lilly ist, wie könnte es anders sein, ein Mädchen von der Hardt. Ihrer Familie entstammen zwei Prinzen, zwei Prinzessinnen und ein Bauer. Lilly ist leidenschaftliche Reiterin, drückt gerne dem 1. FC Köln die Daumen und war bereits zweimal Mariechen im Kinderschmölzchen.

Eine weitere, musikalische, Besonderheit gab es zum Ende des offiziellen Bühnenprogramms vom „Präsidenten- und Vorstandschor“. Thomas Lipski, der sich für zahlreiche Sessionslieder verantwortlich zeichnet, hatte dem Verein einen zum Jubiläum passenden Marsch komponiert. Zweimal gehört, konnten viele der bunt kostümierten Besucher den „rut-wies-jrönen“ Ohrwurm sofort im Refrain mitsingen.
  
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