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Trotz Asperger-Syndrom in das Berufsleben starten

Red; 7. Nov 2017, 10:01 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- Helle und freundliche Räume mit klaren Strukturen und guter Akustik prägen das komplett sanierte Haus.
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Trotz Asperger-Syndrom in das Berufsleben starten

Red; 7. Nov 2017, 10:01 Uhr
Waldbröl – Sieben junge Männer mit Autismus-Spektrum-Störung werden seit Kurzem in einer neuen Wohngruppe in Haus Segenborn betreut – Offizielle Eröffnung am kommenden Donnerstag.
Der Übergang in das Berufsleben stellt für die meisten jungen Menschen eine Herausforderung dar. Für junge Menschen mit der Diagnose „Autismus-Spektrum-Störung“ kommt hinzu, dass Veränderungen im Leben in der Regel viel intensiver wahrgenommen werden. Damit ihnen der Übergang ins Berufsleben und somit auch in die Selbstständigkeit gelingt, ist eine begleitende Unterstützung notwendig. Diese bietet eine neue Wohngruppe für sieben junge Männer im Alter von 16 bis 27 Jahren, bei denen das Asperger-Syndrom, ein Form des Autismus, festgestellt wurde. Die Wohngruppe „WG Pulvermühe“ gibt es seit Ende September in Waldbröl und wird am kommenden Donnerstag offiziell eröffnet.

Es ist das erste Wohn- und Betreuungsangebot der Kinder- und Familienhilfen Michaelshoven für diese Zielgruppe im Oberbergischen Kreis. Das Wohnhaus befindet sich auf dem Gelände von Haus Segenborn, eine Einrichtung der Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven, das bedarfsgerecht umgebaut wurde. Die Ausstattung der neuen Wohngruppe wurde dank einer Förderung der Glücksspirale (24.000 €) und der Stiftung Wohnhilfe (31.000 €) finanziell unterstützt. Der Michaelshovener Kreis und die Hans-Günther-Adels-Stiftung ermöglichten mit jeweils 7.500 € die Anschaffung eines Kleinbusses mit neun Plätzen.


[Neben dem eigenen Zimmer gibt es für die Bewohner ein gemeinsames Wohnzimmer.]

Insgesamt sechs Fachkräfte werden die Betreuung der maximal sieben Bewohner übernehmen. Und diese Fachkräfte zu finden, dauerte länger, als ursprünglich gedacht. So konnte die Wohngruppe nicht wie geplant im vergangenen Mai öffnen, sondern nahm Ende September ihre Arbeit auf. Die Mitarbeiter bilden nun ein multiprofessionelles Team, das die Bewohner mit der notwendigen Unterstützung auf ein soweit wie möglich selbstständiges Leben vorbereitet. Dazu zählen unter anderem das Finden eines passenden Berufs oder Praktikumsplatzes und die Begleitung beim Einstieg in das Berufsleben.



Neben Einzelzimmern bietet das Gebäude eine großzügige Wohnküche und Aufenthaltsräume. „Hier können die neuen Bewohner in einer schönen Umgebung lernen, für sich zu sorgen und soweit wie möglich selbstständig leben. Unsere Fachkräfte stehen ihnen dabei rund um die Uhr zur Seite“, sagt Patric Selbach, Bereichsleiter der Kinder- und Familienhilfen und zuständig für die Wohngruppe. Konzeptionell orientiert sich die Arbeit in der neuen Wohngruppe am sogenannten „TEACCH-Ansatz“. Dieser beinhaltet unter anderem, dass eine geregelte Tagesstruktur geschaffen wird. „Bei jedem Bewohner muss individuell geschaut werden, welche Maßnahmen zum Wohlbefinden und zur Weiterentwicklung notwendig sind“, erklärt Selbach weiter.

Durch die unmittelbare Anbindung an das Haus Segenborn sind schon erste Ideen zur Zusammenarbeit entstanden. „Wir haben einen Bewohner, der sich eine Ausbildung zum Koch vorstellen kann. Hier hat er die Möglichkeit, in der Großküche von Haus Segenborn ein Praktikum zu absolvieren“, freut sich Selbach. Für die Zukunft wünscht er sich eine enge Zusammenarbeit mit Firmen, Institutionen und Vereinen aus der Region, damit auf ein vielfältiges Angebot an Ausbildungs- und Freizeitangeboten für die jungen Menschen zurückgegriffen werden kann. „Wir haben die Wohngruppe erst vor einem Monat eröffnet, aber bereits sehr viel positive Resonanz erhalten. Ich bin mir sicher, dass wir viele Unterstützer hier in der Region finden werden“, so Selbach.


[Auch ein Esszimmer steht als Gemeinschaftsraum zur Verfügung.]

Anfragen für eine Unterbringung von jungen Menschen mit „Autismus-Spektrum-Störung“ kommen laut Selbach vor allem von den Jugendämter im Oberbergischen Kreis: „Das Angebot richtet sich in erster Linie an Menschen hier aus der Region. Denn so wären sie nicht weit weg aus ihrer gewohnten Umgebung und hätten weiterhin den Kontakt zu ihren Bezugspersonen“, erklärt Selbach das Konzept der neuen Wohngruppe.
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