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Über das Ziel hinausgeschossen

fj; 13. Jul 2017, 14:05 Uhr
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Über das Ziel hinausgeschossen

fj; 13. Jul 2017, 14:05 Uhr
Engelskirchen – Die Kritik der Grünen an der Fahrzeugstrecke Ehreshoven war verständlich – Doch dieses Verständnis haben sie sich durch scharfe Angriffe, immer gleiche Vorwürfe und dramatische Überzeichnungen irgendwann selbst verspielt.
Von Fenja Jansen

Ein Fahrzeug-Parcours im Landschaftsschutzgebiet steht einer Gemeinde, die sich wie Engelskirchen klimafreundlich nennt, nicht gut zu Gesicht, keine Frage. Auch das Argument, dass hier Verkaufsförderung für klimaschädliche Geländewagen betrieben wird, hat in der Diskussion seine Berechtigung – schließlich nutzt auch die Autoindustrie und ihre Kunden die Offroad-Strecke im Ehreshovener Wald. Berechtigung haben in der Diskussion, die in Engelskirchen nun rund drei Jahre um die Etablierung des Waldparcours im Ehreshovener Wald geführt wurde, aber auch andere Argumente:

Geöffnet ist die Strecke nur für 50 Veranstaltungstage im Jahr. Der 3,5 Kilometer lange Parcours wird nicht nur von der Autoindustrie, sondern eben auch von Feuerwehr, Zoll, Polizei, Johannitern und so weiter genutzt. Außerdem liegt er direkt neben der Autobahn und wird nicht in die unberührte Natur geschlagen. Das Stift Ehreshoven, Eigentümer der Strecke, benötigt Einnahmen, um das denkmalgeschützte Stift-Gebäude zu unterhalten. Und nicht zuletzt: Wer durch den Wald in Engelskirchen fährt, übernachtet auch in Engelskirchen, lässt sein Geld in Restaurants und Geschäften und macht bestenfalls Werbung für die Gemeinde, weil es hier gefallen hat.

Ebendiese Argumente ließen die Grünen, die sich die Verhinderung der Strecke auf die Fahnen geschrieben haben, aber weitgehend ungeachtet. Stattdessen wurde Bürgermeister und Verwaltung vorgeworfen, sich für die Partikularinteresse des Stifts Ehreshoven einspannen zu lassen und die Klimaschutzziele der Gemeinde dort „zu übersehen“, wo es gerade passt. Schützenhilfe kam vom NABU, der dem promovierten Biologen Karthaus und seiner Verwaltung „Propaganda“ vorwarf, für Geländewagen, die sich wie eine „Seuche“ über die Welt verbreiten – als ob es um die Ansiedlung eines Atomkraftwerks ginge. „Da geht es nur ums Geld“, munkelten NABU und Grüne unisono – und ließen dabei eins außer Acht: Warum sollte es einer Stärkungspakt-Gemeinde nicht auch ums Geld gehen, das durch die Besucher der Strecke in die Gemeindekassen gespült wird? Was wäre verwerflich daran?

Alle Argumente der Grünen waren berechtigt, doch die Art der Diskussionsführung erhärtete den Eindruck, dass es hier nur noch ums Prinzip geht. Die scharfe Wortwahl, angedeutete oder offene Anschuldigungen und die laute Penetranz, mit der die immer gleichen Argumente wiederholt wurden, standen bald kaum mehr im Verhältnis zur Sache - und machten es schwer, das eigentliche Verständnis für die Argumente der Grünen aufrechtzuerhalten. Nicht verwunderlich also, dass den Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD gestern der Geduldsfaden gerissen ist, und sie scharfe Worte für die Diskussionsführung der Grünen gefunden haben. Der Faden hatte sich eh schon als überraschend lang erwiesen.

Zum Artikel: Diskussion beendet - Grünes Licht für Waldparcours.
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