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Digitalisierung im Kuhstall

db; 12. Jul 2017, 18:06 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- In diesem Stall stehen die Kühe im Trockenen, sind aber trotzdem an der frischen Luft.
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Digitalisierung im Kuhstall

db; 12. Jul 2017, 18:06 Uhr
Engelskirchen – Auf Hof Sonnenborn von Familie Stöcker traf sich die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW - Hans Stöcker führte die Anwesenden durch seinen Familienbetrieb.
Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen,  kurz Milch NRW, hatte sich als Ort für ihre Halbjahrespressekonferenz Hof Sonnenborn von Familie Stöcker in Engelskirchen-Dörrenberg ausgesucht. Neben aktuellen Zahlen zum Milchmarkt in Nordrhein-Westfalen bekamen die anwesenden Vertreter von Milchwirtschaft und Medien heute Vormittag eine Führung durch den Familienbetrieb von Hans Stöcker.




[Eines von 25 Kälbern auf Hof Sonnenborn, die jüngsten sind erst vergangene Nacht auf die Welt gekommen.] 

Auf Hof Sonnenborn leben 180 Milchkühe der Rassen Holstein-Friesian und Red Holstein. Die Kühe werden in einem Boxenlaufstall gehalten und im Sommer halbtags auf die Wiese geschickt. Stöcker ist Rheinischer Vorsitzender von Milch NRW und ist als Vorstandsmitglied der niederländischen Genossenschaft-smolkerei FrieslandCampina Vertreter von rund 1.000 Milchbauern. Das Tagesgeschäft auf den 114 Hektaren Betriebsfläche von Hof Sonnenborn hat Stöckers Sohn Andreas übernommen.

Besonders auf das Tierwohl wird auf Hof Sonnenborn wertgelegt, wie Stöcker während des Rundgangs erklärte. Er hält jedoch nichts von Regelungen, die von außen aufdiktiert werden. „Durch die Optimierung des Betriebs wird auch das Tierwohl verbessert“, sagt Stöcker. Neben der eigentlichen Tierhaltung in entsprechenden Stallungen kommt auf dem Hof modernste Technik zum Einsatz. Es wird beispielsweise genau gemessen, wie viel sich jede einzelne Kuh am Tag bewegt. Stöcker: „Mit der heutigen Technik werden die Kühe rund um die Uhr überwacht. Das war früher nicht möglich.“

Seit 2010 verfügt der Hof, dessen Geschichte im Jahr 1902 begann, über einen modernen Melkstand, an dem 24 Kühe gleichzeitig gemolken werden können. Ein Mitarbeiter kann so innerhalb einer Stunde 100 Kühe melken. Gegen eine voll automatisierte Anlage hat sich Stöcker dabei bewusst entschieden: „So haben wir unsere Tiere morgens und abends noch in der Hand.“ Die Mühe lohnt. Vor einigen Jahren wurde eine selbst gezüchtete Kuh des Hofes mit einer Bewertung von 91 Punkten als exzellent eingestuft. Auf Gentechnik wird bei der Fütterung verzichtet. Dies wird auch immer stärker vom Markt gefordert.


[Bild: Milch NRW --- Die Halbjahrespressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW wurde auf dem Hof von Familie Stöcker in Engelskirchen abgehalten: Wilhelm Brüggemeier (v.l.), Martina Stöcker, Hans Stöcker, Andreas Stöcker und Dr. Rudolf Schmidt.]

„Wir sind ein Familienbetrieb, der sich entwickelt hat“, sagt Stöcker. Andere Milchbauern gaben ihre Betriebe hingegen auf. Nach zwei wirtschaftlichen schwierigen Jahren hat sich die Situation im Milchmarkt durch die Preiserhöhungen etwas entspannt. Im Oberbergischen haben aber sechs bis acht Prozent der Betriebe aufgehört, schätzt Stöcker. Aktuell gibt es rund 630 Haltungen mit rund 50.000 Tieren, davon sind rund 21.200 Milchkühe

Stöcker erwartet weitere Betriebsaufgaben, denn es gibt einen großen Strukturwandel in der Molkereiwirtschaft und bei den Milchbauern. Neue gesetzliche Vorgaben wie bei der Gülleverordnung oder der Tierhaltung sorgen für höhere Standards, machen aber Investitionen nötig, die nicht jeder Milchbauer tragen kann oder will. „Das ist ein großer Unsicherheitsfaktor in der Branche.“ Stöckers Prognose: „Immer weniger Landwirte werden immer mehr Kühe halten mit höheren Standards.“
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