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„Herkulesaufgabe“ unter Zeitdruck fast gelöst

nh; 25. Sep 2015, 15:35 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- In den sechs Klassenräumen sollen jeweils 16 Flüchtlinge unterkommen. Die Polizei hatte vorgeschlagen, die Fenster mit blickdichter Folie zu versehen.
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„Herkulesaufgabe“ unter Zeitdruck fast gelöst

nh; 25. Sep 2015, 15:35 Uhr
Engelskirchen - Noch wuseln rund 100 Handwerker auf dem Gelände der ehemaligen Ründerother Grundschule umher, um sie als Erstaufnahme für 200 Flüchtlinge fertigzustellen - Bezug der Unterkunft auf Montag verschoben (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

In der seit Sommer 2014 leerstehenden Gemeinschaftsgrundschule in der Paul-Gerhardt-Straße werden ab Montag die ersten Flüchtlinge eintreffen. Am Dienstagabend wurde der Oberbergische Kreis von der Bezirksregierung Köln informiert, dass bis Freitag 15 Uhr eine Erstaufnahme für 200 Flüchtlinge hergerichtete werden müsse. „Wir hatten bereits vorher geeignete Objekte gesichtet“, erklärte Kreis-Sozialdezernent und stellvertretender Krisenstabsleiter Dr. Jorg Nürmberger, als er die Fortschritte der am Donnerstagmorgen gestarteten Arbeiten in Augenschein nahm.


[Dr. Jorg Nürmberger und Norbert Hamm inspizierten die Ründerother Grundschule. In diesem Klassenraum werden ab Montag 16 Flüchtlinge schlafen können.]

Die beauftragten Firmen, Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde Engelskirchen und des Kreises sowie das Deutsche Rote Kreuz, Technische Hilfswerk, Malteser und Feuerwehr haben in der kurzen Zeit schon einiges geleistet, aber noch wirkt die Grundschule wie eine große Baustelle. Rund 100 Handwerker waren heute Mittag damit beschäftigt, die ehemalige Lehranstalt in eine Erstaufnahme für 200 Flüchtlinge umzuwandeln. In den sechs Klassenräumen sollen jeweils bis zu 16 Personen Platz finden und in einer Turnhalle bis zu 120 weitere Personen. Die zweite Turnhalle wird als Aufenthaltsraum und Cafeteria benutzt.


[Auch das gibt es: Früher als geplant kamen die Betten an, was die Arbeiten ein wenig beschleunigte.]

Ein Bauzaun ist schon um das Gelände gezogen und der Sicherheitsdienst wird ab dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge seine Arbeit aufnehmen. Dabei konnte Oberbergs Polizeichef Rainer Gosebruch mitteilen, dass seine Beamten die Sicherheit gewährleisten und die Präsenz erhöhen werden. „In den sechs Wochen, seit es in Strombach die Erstaufnahme gibt, hatten wir einen einzigen Polizeieinsatz, weil es einen Streit unter den Flüchtlingen gab“, konnte Gosebruch sonst keinen Anstieg der Kriminalität feststellen. Dies soll auch in Ründeroth so bleiben. Die umliegenden Anwohner wurden bereits am Mittwoch von der Engelskirchener Verwaltung über die Maßnahme unterrichtet.


„Es gab nur positive Reaktionen. Keine negativen oder kritischen Kommentare“, freute sich Norbert Hamm, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters der Gemeinde Engelskirchen. „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Kreis konnte diese Herkulesaufgabe bewältigt werden“, war Hamm beeindruckt, wie schnell die Erstaufnahme fertiggestellt wurde. Wobei es bis 19 Uhr, der Kreis hatte der Bezirksregierung bereits mitgeteilt, dass das erste Ziel 15 Uhr nicht möglich sei, noch viel erledigt werden muss. Bei der Sitzung des Krisenstabs wurde nun entschieden, die möglicherweise ab heute Abend ankommenden neuen Flüchtlinge bis Montag in der Sporthalle am Berufskolleg Oberberg in Dieringhausen unterzubringen.

Während der Besichtigung wurden die 200 Betten angeliefert, die nun von den Helfern aufgebaut werden. Probleme bereitet derweil noch eine Heizung in einer Turnhalle, weshalb es eine provisorische Lösung gibt. Auch die Bereitstellung von genügend Duschmöglichkeiten bereitet Kopfschmerzen, aber auch hier soll noch rechtzeitig Abhilfe geschaffen werden. Ansonsten wurden schon neue Wände für die Untersuchungsräume eingezogen, eine Wäscherei und ein Gebetsraum errichtet, die Kleiderkammer eingeräumt und das Gebäude gereinigt.


[In dieser Turnhalle sollen bis zu 120 Flüchtlinge schlafen.]

Parallel dazu wurde auch die Sporthalle am Berufskolleg Oberberg in Dieringhausen hergerichtet. „Wir werden die jetzt ankommenden Flüchtlinge dort untersuchen und dann mit Bussen nach Ründeroth bringen, um das Ganze ein wenig zu entzerren“, erklärte Dr. Nürmberger. In Zukunft werden die Untersuchungen aber auch in Ründeroth stattfinden. Dennoch wird die Sporthalle in Dieringhausen erst einmal weiter als Puffer genutzt. „Wir sind bereits jetzt auf der Suche nach dem nächsten Objekt, das wir als Erstaufnahme nutzen können“, ist sich der Sozialdezernent sicher, dass der Kreis in baldiger Zukunft nach Stülinghausen und Ründeroth weitere Erstaufnahmen einrichten muss.

Dabei betonte Dr. Nürnberger, dass die Belastungsgrenze erreicht sei. In allen Ämtern würde der normale Kreishausbetrieb nur nebenbei laufen. Im Gesundheitsamt werden bereits keine Reise-Impfungen und auch keine verkehrsmedizinischen Untersuchungen durchgeführt. „Zu einem Problem könnten auch die Gesundheits-Untersuchungen der Grundschüler nach den Herbstferien werden“, kann sich Dr. Nürmberger vorstellen, dass Honorarkräfte eingestellt werden müssen. „Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre die Versorgung der Flüchtlinge nicht möglich“, dankte Norbert Hamm den vielen engagierten Engelskirchenern für ihren Einsatz.

Auf dem Spendenkonto des Oberbergischen Kreises sind bislang 5.190 € eingegangen. Informationen zum Spendenkonto und eine Übersicht über die benötigen Hilfeleistungen sowie Telefonnummern gibt es hier.
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