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„Erzieherin nicht nur singende und tanzende Basteltante“

db; 11. May 2015, 18:38 Uhr
Bild: Daniel Beer --- Sylvia Ohmstede (v.l.), Martina Gilles, Michaela Engelmeier und Jörg Bukowski sowie Ramona Kohl.
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„Erzieherin nicht nur singende und tanzende Basteltante“

db; 11. May 2015, 18:38 Uhr
Engelskirchen – Anlässlich des Tages der Kinderbetreuung haben Michaela Engelmeier und Jörg Bukowski den Naturkindergarten in Ründeroth besucht und über die aktuellen Gehaltsforderungen der Erzieher diskutiert.
Am Tag der Kinderbetreuung, an dem auf die wichtige Arbeit in Erziehungsberufen aufmerksam gemacht werden soll, hat die oberbergische Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier zusammen mit dem Landratskandidaten Jörg Bukowski den Naturkindergarten der AWO-Kindertagesstätte Ründeroth besucht. Gleichzeitig haben heute auch in Nordrhein-Westfalen rund 10.000 Beschäftigte einen unbefristeten Streik an kommunalen Kindertagesstätten begonnen. Im Gespräch mit Erzieherin Ramona Kohl, AWO-Geschäftsführerin Martina Gilles und der Fachberaterin Sylvia Ohmstede wollten die beiden Politiker mehr über die aktuelle Arbeit von Erziehern erfahren.



Engelmeier, die ausgebildete Erzieherin ist, konnte die gestiegenen Anforderungen an den Beruf bestätigen: „Seit meiner Ausbildung ist das ein ganz anderer Beruf geworden“, sagte sie und sprach auch das oft falsche Bild in der öffentlichen Wahrnehmung an. „Eine Erzieherin ist nicht nur die singende und tanzende Basteltante.“ Es müsse mehr darauf aufmerksam gemacht werden, welche Arbeit dort täglich geleistet werde. Die beiden jüngsten Kinder von Bukowski besuchen derzeit den Kindergarten, eine ältere Tochter macht ein Praktikum. „Sie hat mir schon nach dem ersten Tag berichtet, wie anstrengend die Arbeit ist. Es ist mehr als nur ein bisschen spielen mit den Kindern“, so Bukowski.

Die Gewerkschaften fordern neben mehr gesellschaftlicher Anmerkung auch rund zehn Prozent mehr Gehalt für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst. Dass der Erzieherberuf aber nicht pauschal als schlecht bezahlt angesehen werden könne, erklärte AWO-Geschäftsführerin Martina Gilles. Der sogenannte Tarifvertrag "TVöD kommunal", der bei der AWO gilt, gehöre zu den besten in diesem Bereich. Schon Berufseinsteiger liegen leicht über dem Durchschnittsverdienst von rund 2.300 € in NRW. Nach fünf Jahren können AWO-Erzieher rund 3.400 € verdienen. „Das entspricht in etwa dem Verdienst eines Industriemeisters“, so Gilles, die aber auch betont: „Wir begrüßen die Forderungen der Gewerkschaften natürlich.“ Es müsse aber auch immer die Refinanzierung berücksichtigt werden. „Wir wollen unseren Qualitätsanspruch nicht senken und Personal abbauen müssen.“ Gestreikt wird in den über 50 Einrichtungen der AWO Rhein-Oberberg nicht.

Gilles wünscht sich, dass die günstigeren Anbieter ihre Gehälter nach oben angleichen. Engelmeier erklärte, sie sei solidarisch mit den streikenden Erziehern, habe aber auch Verständnis für die Eltern, für die der Arbeiterausstand Probleme bedeutet. Der Streik sei aber wichtig, um eine Debatte anzustoßen. Engelmeier: „Was ist uns die Erziehung unserer Kinder wert?“
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