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„Flüchtlinge in Waldbröl – gefährlich oder gefährdet?“

Red; 11. Feb 2015, 12:04 Uhr
Bild: privat --- Ein Flüchtlingslager in Pakistan.
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„Flüchtlinge in Waldbröl – gefährlich oder gefährdet?“

Red; 11. Feb 2015, 12:04 Uhr
Waldbröl – Bürger und zahlreiche Mitglieder der SPD diskutierten über die Situation der Flüchtlinge - Einigkeit bestand darin, dass nur eine Willkommenskultur Verbitterungen begrenzen kann – Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht.
In Waldbröl werden zurzeit 92 Asylbewerber betreut. Bis auf wenige Ausnahmen stammen sie alle aus Ländern, die zurzeit von einem Bürgerkrieg, einem Krieg oder der Verfolgung religiöser oder ethnischer Minderheiten gezeichnet sind. Um die Lage der Flüchtlinge in Waldbröl zu beleuchten, hatte die örtliche SPD in der vergangenen Woche zu einer Mitgliederversammlung unter dem Motto „Flüchtlinge in Waldbröl – gefährlich oder gefährdet?“ eingeladen. 50 Bürger waren dieser Einladung gefolgt.

Margit Brüser und Hellen Ortega-Martinez vom Freundeskreises Asyl berichteten über ihre ehrenamtliche Arbeit mit den Flüchtlingen. Diese ist inzwischen unter dem Begriff „Hermesdorfer Modell“ überregional als erfolgreich bekannt und konzentriert sich auf einen alltagsnahen und konkreten Sprachunterricht, auf die Betreuung der Kriegsflüchtlinge nach dem Leitgedanken, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Bei den Schilderungen ihrer Arbeit wurde deutlich, wie vielfältig die Probleme sind: Nicht nur die schrecklichen Kriegserlebnisse in ihrer Heimat müssten die Vertriebenen verarbeiten, auch die meist traumatischen Erlebnisse auf der Flucht und die Konflikte, denen sie in Deutschland ausgesetzt sind, wirkten ein. In den Unterkünften befänden sie sich oft zusammen mit Glaubensrichtungen oder Volksgruppen, die sie bisher als Feinde erlebt haben. Hier ohne psychologische Hilfe zurechtzukommen und ein neues Miteinander aufzubauen, sei sehr schwierig und scheitere oft. Der Freundeskreis Asyl versucht hier eine Brückenfunktion einzunehmen und die Anfänge eines gemeinsamen Alltags zu begleiten.


Immer noch würden einzelne Flüchtlinge mit ausländerfeindlichen Vorbehalten und deutlichen Ressentiments konfrontiert. Die Mitarbeiter des Freundeskreises Asyl erzählten von einzelnen Fällen, die ihre Schützlinge erlebt haben. Aber anders als in den 1990er Jahren sei die Stimmung in der Bevölkerung sehr viel aufgeschlossener gegenüber den Flüchtlingen. Ihre Not werde von der großen Mehrzahl anerkannt und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei hoch. Dem stimmten auch die Waldbröler Pastoren Jochen Gran und Matthias Schippel in der Veranstaltung zu.

In einer Diskussion, die der Waldbröler SPD-Vorsitzende Jürgen Hennlein moderierte, wurden dann viele Fragen angesprochen: vom generellen Umgang mit den islamischen Gemeinden in Waldbröl bis zur Frage der konkreten Hilfsmöglichkeiten für die Flüchtlinge. Einigkeit bestand darin, dass nur eine aufgeschlossene Willkommenskultur durch die Waldbröler Bürger und ein Miteinander durch die Organisation konkreter Aktionen - wie Besuchstermine, Kinder- und Kulturfeste - mögliche Missverständnisse und Verbitterungen begrenzen können.

Der Freundeskreis Asyl benötigt weitere Bürger, die bei dieser Aufgabe mithelfen und sich als Paten um einzelne Flüchtlinge kümmern. Interessenten können sich melden bei Margit und Dieter Brüser unter Tel: 02292/70 37.
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