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Verlust und Trauer im Leben von Kindern einen Raum geben

mg; 4. Jul 2014, 11:59 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Wie geht man kindgerecht mit den zum Tod gehörenden Begleitthemen um? Diese Frage beantwortet das Buch, welches auch das aktuelle Malteser-Projekt für Kindergärten beinhaltet.
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Verlust und Trauer im Leben von Kindern einen Raum geben

mg; 4. Jul 2014, 11:59 Uhr
Engelskirchen - Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser hat sein neues Heim bezogen - Zwei größere Spenden helfen beim weiteren Ausbau - Mit einem eigenen Projekt geht man nun auf Kindergärten zu.
Von Michael Gauger

Neben ihrem Umzug in die Märkische Straße 30 mitten in Engelskirchen und der „normalen“ Hospizarbeit (OA berichtete) haben sich die Mitglieder des Malteser Kinder- und Jugendhospizdienstes Aggertal auch noch die Zeit genommen, darüber nachzudenken, wie man das Thema Tod und Trauer an Kinder herantragen kann. In einem deutschlandweiten Workshop entwickelten die Hospizmitarbeiter ein eigenes Projekt. Dieses wird im Buch „Tod – kein Thema für Kinder?“ beschrieben, dass die Ergebnisse des Workshops fest hält. Das im Hospiz-Verlag erschienen Buch beschäftigt sich ausgiebig mit den Themen Verlust, Trauer und Tod im Leben von Kindern und Jugendlichen.

[Stephanie Reuter stellte die verschiedenen Räume und ihre Zwecke vor.]

„Es ist ein sehr vielfältiges Buch“, erklärt Diplom-Heilpädagogin Stephanie Reuter. „ Es gibt allgemeine Tipps und ist somit ein Praxisbuch für alle, die betroffen sind, Betroffene begleiten oder sich überhaupt für das Thema interessieren.“ Generelle Zielgruppe sind Lehrer, Erzieher, Hospizmitarbeiter oder Eltern. Die Autoren erklären anschaulich und verständlich, wie man Kindern und Jugendlichen Sicherheit und Zuwendung, Verständnis und die Möglichkeit zur Auseinandersetzung gibt, gerade angesichts von Sterben und Tod, von Verlust und Trauer im Familien - oder Freundeskreis.


Das darin beschriebene Projekt, welches der Malteser Hospizdienst Aggertal in Kooperation mit dem Wiehler Hospizdienst entwickelte und nun kreisweit durchführen möchte, richtet sich an die Jüngsten. Mit Hilfe des Kinderbuches „Jolante sucht Crisula“ von Sebastian Loth möchten die Mitarbeiter Kindergartenkindern sanft an das Thema Tod heranführen, um dann aufkommende Fragen zu den Themen Verlust, Sterben und Trauer kindgerecht zu behandeln. „Im Kindergartenalter kommen meist die ersten Fragen zum Thema Leben und Sterben auf“, erklärte Reuter. Was passiert wenn man tot ist? Kann jeder Mensch sterben? Mama, musst du auch mal sterben? „Kinder verdienen es, die Wahrheit zu erfahren, auch wenn es selbst Erwachsenen bei dieser sensiblen Angelegenheit oftmals schwerfällt, eine ehrliche Antwort zu geben. Letztendlich kann auch die persönliche Betroffenheit hier eine große Rolle spielen“, so Reuter.


[Leiterin Kerstin von Rappard weiß die Spenden gut angelegt.]

Haben Kinder bereits Tod und Trauer erlebt, soll ihnen die Arbeit im Projekt Mut geben. In der Vorbereitungsphase wird in Gruppen, die aus maximal zehn Kindern, einem Erzieher und zwei geschulten, durchführenden Ehrenamtlichen bestehen, konstruktiv gearbeitet. Grundlage hierbei ist das Buch von Autor Loth. Es erzählt in bunten Bildern die Geschichte der Gans Jolante, die ihre Freundin Crisula, eine alte Schildkröte, plötzlich nicht mehr findet und vermisst. So lernen die Kinder, „spielerisch“ mit dem Thema Verlust umzugehen. Texte, Bilder, kreatives Gestalten oder gemeinsames Singen sind die, der jeweiligen Entwicklungsstufe angepassten, Aktionen bei den Treffen. In der Gruppenphase sprechen die Kinder miteinander darüber, wie es sich anfühlt, wenn man einen Gegenstand vermisst oder sucht. So sollen sie lernen, sich zu öffnen und über ihre Erfahrungen, ihre Trauer oder auch ihre Wut zu sprechen. Während die Engelskirchener Malteser den Bereich der Kindergärten und Grundschulen abdecken, widmet sich der Hospizdienst Wiehl den weiterführenden Schulen. Angeboten wird das Projekt kreisweit, Schulen oder Kindergärten, die daran interessiert sind, könne mit den Mitarbeitern des Hospizdienstes Kontakt aufnehmen.

Neben der Entwicklung des Projekts ging auch der Umzug voran. Eine offizielle Einweihung der neuen Räume wird es am 6. September dieses Jahres geben, verriet Leiterin Kerstin von Rappard nicht ohne Stolz. Das neue Domizil in der Märkischen Straße bietet den Hospizdient-Mitarbeitern mehr Platz in großzügigen, hellen Räumen. Da sich die Hospiz-Begleitung, gerade bei Kindern, oftmals über einen langen Zeitraum erstreckt, war es für den Hospizdienst wichtig, sich räumlich zu vergrößern. So kann auch der gesamten Familie Platz geboten werden – um soziale Kontakte zu pflegen, gemeinsame Aktionen zu veranstalten oder sich ganz einfach mal „zurückzuziehen. Auch eine psychosoziale Betreuung direkt vor Ort kann nun geboten werden.


[Helle, freundliche Räumen stehen den Mitarbeitern und Betroffenen nun zur Verfügung.]

Da ein Umzug aber nie billig ist, kamen die Spenden, über die sich Rappard und Reuter vom Hospizdienst in den vergangenen Tagen freuen durften, sehr gelegen. Zum einen war durch die Aktion der Gardisten der Schlossgarde „Rittmeister Rutger von Quadt zu Alsbach", - 841 Kilometer für ein Lächeln -, die stolze Summe von 2.578€ „erstrampelt“ worden. (OA berichtete). „Für uns war es selbstverständlich, dass das Geld in der Gemeinde bleibt. Und als wir von dieser Institution erfuhren, stand für uns sofort fest, wohin die Spende geht“, erklärte Kommandant Uwe Lamers bei der Übergabe des Schecks. Auch Gardist Wolfgang Schmidt, der eigentliche Ideengeber der Tour, leistete seinen Beitrag indem er die Spendendose sogar in die südtiroler Alpen trug.

Auch von der Katholischen Jugend St. Jakobus Ründeroth gab es 1.300€ für den Hospizdienst. Etwa 40 Helfer der Katholischen Jugend hatten bei der Maikirmes im Bierstand Dienst getan. Über diesen Erlös durften sich nun die Hospizdienst-Mitarbeiter freuen. „Wir sind sehr dankbar. Beide Spenden helfen uns sehr bei unserer Arbeit und sind uns willkommen, denn an der einen oder anderen Ecke gibt es noch dringenden Handlungsbedarf“, erklärt Rappard und deutet auf einen Raum, der nun bald tatsächlich als Wickelraum genutzt werden kann.

Das Buch „Tod – kein Thema für Kinder?“ kann im Hospiz-Verlag, ISBN: 978-3-941251-66-3, zum Preis von 34,90 € bestellt werden. Weitere Informationen zum Malteser Hospizdienst Aggertal gibt es unter www.hospizdienst-aggertal.de.
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