Archiv

Wo Udo Latteks große Trainerkarriere begann

lo; 20. Apr 2014, 03:40 Uhr
Bilder: VfR Wipperfürth, Oberberg-Aktuell (7,9).
ARCHIV

Wo Udo Latteks große Trainerkarriere begann

lo; 20. Apr 2014, 03:40 Uhr
Wipperfürth - Der VfR Wipperfürth feiert am 1. Mai sein 100-jähriges Vereinsbestehen - Grund genug für einen Streifzug durch die Vergangenheit - Großes Jubiläumsfest auf den Ohler Wiesen.
Der VfR Wipperfürth feiert ein stolzes Jubiläum: Vor genau 100 Jahren wurde der Klub aus der Taufe gehoben. 13. Männer trafen sich am 1. Mai 1914 im damaligen Gasthaus „Brunnen“ und unterzeichneten die Gründungsurkunde des FC Wipperfürth – die Geburtsstunde des organisierten Fußballsports im Herzen der Hansestadt. Das erste Spiel fand gegen den TV Hückeswagen statt und endete mit einem 8:2-Erfolg. Fünf Monate später wurde Walter Vollmar zum Vorsitzenden gewählt, jedoch kam der Spielbetrieb aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges schnell zum Erliegen. Erst 1919 ging es für die Fußballer weiter, es folgte die Fusion mit dem Turn- und Sportverein Wipperfürth, die aber nach nur einem Jahr gelöst wurde. 



Die Anfangsjahre waren geprägt von der Suche nach einem geeigneten Spielort. Ab 1920 wurden die „Neye-Wiesen“ (jetziger Flugplatz) genutzt. Von der französischen Besetzung des Ruhrgebiets im Jahre 1923 war auch Wipperfürth betroffen, so dass man erneut zur Untätigkeit gezwungen war, bevor man mit der Neugründung unter dem Namen VfR Wipperfürth wieder Fahrt aufnahm. Das sportliche Angebot wurde erweitert (Leichtathletik und Turnen), doch die unbeschwerten Jahre hatten bald ein Ende.


[In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg spielte der VfR zunächst in der 1. Kreisklasse.]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bekam der VfR den zwischen Bahndamm und Wupper gelegenen Sportplatz „Dreiböcken“, der von der durch die Nazis verbotenen DJK Wipperfürth angelegt worden war, zugesprochen. Später ordnete die Partei an, dass die Mannschaft als Werksteam der Firma Radium auflaufen soll und das Unternehmen das Sportgelände kauft.  Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes und dem Ende des Zweiten Weltkriegs fanden im Herbst 1945 die ersten Meisterschaftsspiele unter dem Namen VfR Wipperfürth statt.            


[Die Mannschaft nach dem Landesliga-Aufstieg 1958, mit Spielertrainer Udo Lattek (stehend 4.v.r.]

Einige Jahre hielt man sich in der 1. Kreisklasse auf, 1952 gelang der Aufstieg in die Bezirksklasse Remscheid-Solingen. Die Spiele waren ein absoluter Publikumsrenner. Die Zuschauer reisten mit dem Zug an und bevölkerten den Bahndamm am Sportplatz. 1.000 oder mehr Besucher waren keine Seltenheit, auch bei den Partien der damals noch bestehenden Feldhandball-Abteilung. In der Saison 1957/58 stellte sich der nächste große Erfolg ein: Dem VfR gelang der Sprung in die Landesliga. In einem Entscheidungsspiel wurde der BV Remscheid mit 2:1 besiegt, obwohl man wegen einer Verletzung von Mittelstürmer Kurt Höfer ab der 20. Minute in Unterzahl weiterspielen musste - Wechsel waren nicht erlaubt. Die Aufstellung am 31. Mai 1958 vor 5.000 Zaungästen in Remscheid lautete: Jürgen Kapellen (Tor), Harry Schmitz, Hans-Willi Kraus, Willi Neveling, Dieter Becker, Gerd Becker, Josef Görg, Klaus Scheviola, Kurt Höfer, Dieter Metzler, Udo Lattek.  

Udo Lattek? Richtig: Der Mann, der später bei Borussia Mönchengladbach, Bayern München und dem FC Barcelona zum erfolgreichsten Vereinscoach der Welt aufstieg, war zu jener Zeit Spielertrainer des VfR und arbeitete als Lehrer am örtlichen Engelbert-von-Berg-Gymnasium. Etwa zeitgleich konnte der Klub mit einem Novum aufwarten: Bei Radium war eine völlig neuartige Flutlicht-Technologie entwickelt worden, die auf dem angrenzenden Sportplatz installiert wurde. Das Licht war um ein Vielfaches heller und die Anlage weniger störungsanfällig als alles bis dahin bekannte. Sogar der damalige Oberligist aus Mönchengladbach schaute vorbei, um den Platz im Rahmen eines Trainingslagers für abendliche Trainingseinheiten zu nutzen.


[Die 1. Mannschaft im Jubiläumsjahr 1964.]

Nach vier Jahren konnte der VfR die Klasse nicht mehr halten, schaffte aber pünktlich zum 50. Jubiläum die erneute Rückkehr in die Landesliga.  Besondere Höhepunkte in diesem Zeitraum waren die Freundschaftsspiele gegen die Profiklubs Wuppertaler SV (1965) und Mönchengladbach (1967). Anfang der 1970er Jahre wurde eine neue Ära eingeleitet, als der Fabrikant Friedrich Moog den Posten des Vorsitzenden übernahm. Zwar musste man 1973 den bitteren Gang in die Kreisklasse antreten, doch fünf Jahre später kehrte die 1. Mannschaft in die Bezirksliga zurück. Inzwischen war die Freizeitanlage „Ohler Wiesen“ fertiggestellt worden, so dass dem Verein neben dem „alten“ Sportgelände jenseits des Bahndamms auch ein Rasenplatz zur Verfügung stand.


[Das VfR-Team in den 1970er Jahren.]

1985 war man noch einmal in der Landesliga vertreten, doch dann begann der Abstieg. Als Friedrich Moog im Jahr 1993 unerwartet verstarb, stand der VfR vor dem Nichts, denn der Vorsitzende hatte als alleiniger Sponsor fungiert. Die Folge war ein großer personeller Aderlass. Der damalige Trainer Hans Jürgen Breidenbach konnte den Sturz in die Kreisliga A nicht verhindern, gleichzeitig musste die wirtschaftliche Konsolidierung  gestemmt werden. Die nächste Zäsur folgte im Jahr 2002: Der Verein hatte beantragt, vom Niederrhein in den Fußballverband Mittelrhein zu wechseln. Nach langwierigen Verhandlungen war der Weg schließlich frei. 

„Dieser Wechsel war das Beste, was uns passieren konnte“, sagt der heutige Vorsitzende Hans Jürgen Breidenbach. Bereits im Jahr 2000 hatten die Verantwortlichen den jungen Coach Norbert Scheider engagiert. Unter seiner Regie gelangen 2005 der Gewinn der Kreismeisterschaft und der erstmalige Aufstieg in die Bezirksliga Mittelrhein. Die aus vielen Eigengewächsen bestehende Mannschaft durfte zweimal den Landesliga-Aufstieg bejubeln (2008 und 2011), jedoch ging es in beiden Fällen nach nur einem Jahr wieder runter. 


[Die 1. Mannschaft der Saison 1987/1988.]

Die jüngere Vergangenheit war indes nicht nur vom Geschehen auf dem Rasen geprägt: Bereits 2004 hatte sich die Projektgruppe „Zukunft Ohler Wiesen“ gegründet. Besondere Sorgen bereitete der alte Ascheplatz in der Wupperaue. Fast in jedem Winter wurde die Spielfläche überschwemmt. In enger Kooperation mit der Stadt wurde ein Nutzungskonzept erstellt, welches im Rahmen der Regionale 2010 umgesetzt werden konnte.  Der Rasenplatz wurde vor vier Jahren zu einer modernen Kunstrasenanlage umgestaltet, ein weiterer Meilenstein war der Bau einer Basisstation, die der VfR seit 2012 als Vereinsheim nutzt. 


[Aufstiegsjubel im Jahr 2011.]

Die Infrastruktur im Bereich Ohler Wiesen/Dreiböcken sucht ihresgleichen. „Mit den Bauvorhaben hat sich der Verein praktisch runderneuert. Zum Jubiläum können wir sagen, dass alles so funktioniert hat, wie wir uns das vor zehn Jahren vorgestellt haben“, erklärt der 2. Vorsitzende Reimar Molitor. 

Und auch sportlich ist der VfR Wipperfürth im Jahr 2014 bestens aufgestellt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Jugendarbeit gelegt. Der Vorstand setzt Bodenständigkeit und Kontinuität, was unter anderem dadurch belegt wird, dass Norbert Scheider weiterhin Coach der 1. Mannschaft ist. „Wir haben einen guten Trainer und eine gute Mannschaft und im Umfeld passt es auch. Jetzt gilt es, nach und nach die Jugendspieler einzubauen“, betont Breidenbach.  Gegen einen nochmaligen Aufenthalt in höheren Ligasphären hätte man nicht einzuwenden, erzwingen will man diesen aber nicht. „Wir spielen in der Bezirksliga eine stabile Rolle und das mit Spielern aus den eigenen Reihen. Das ist uns lieber, als mit externen Leuten krampfhaft in die Landesliga aufsteigen zu wollen“, sagt Breidenbach.


[Die Mitglieder der Jugendabteilung des VfR Wipperfürth auf einen Blick.]

Der runde Geburtstag wird selbstverständlich gebührend gefeiert. Den Auftakt macht ein offizieller Festabend am 30. April, dem einen Tag später das große Maifest auf den Ohler Wiesen folgt (Programm siehe unten).  Am Pfingstsamstag (7. Juni) findet ab etwa 15 Uhr das große „VfR-U100-Turnier“ statt.  Hierzu sind alle ehemaligen Jugend- und Seniorenspieler, die heute zwischen 35 und 100 Jahre alt sind, eingeladen (Weitere Informationen unter www.vfr-wipperfuerth.de/haupt/ehemalige.php, Kontakt:  ehemalige@vfr-wipperfuerth.de).

Programm am 1. Mai

ab 10 Uhr: ganztägiges Programm im Festzelt und auf dem Gelände Ohler Wiesen sowie Mai-Turnier der Pétanquefreunde Wipperfuerth-Surgères e.V.
11 Uhr bis 14 Uhr: Festkonzert des Musikvereins Wipperfürth 1853 e.V.
14:30 bis 16:15 Uhr: VfR Wipperfürth II - TSV Hämmern (Kreisliga C Staffel 5)
ab 16:30 Uhr: Konzert ‚Be Cool‘ -  Big-Band der Musikschule Wipperfürth
ab 19 Uhr: Ausklang im Festzelt
ganztägig: kostenlose Informationen und Materialien zu Tourismus, Naherholung und Naturerlebnissen im Bergischen Land an den Ständen der Stadt Wipperfürth, der Naturarena Bergisches Land/Bergisches Wanderland und dem Naturmobil der Biologischen Station Oberberg.


[Viel los auf dem Kunstrasenplatz, im Hintergrund die Basisstation.] 
WERBUNG