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„Romulus“ - ein weiteres Highlight des WK-Theaters

vma; 3. Apr 2014, 14:55 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Auch im Jubiläumsjahr bringt das WKTheater mit 'Romulus' wieder ein Produktion auf die Bühne, die das Publikum begeistert.
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„Romulus“ - ein weiteres Highlight des WK-Theaters

vma; 3. Apr 2014, 14:55 Uhr
Waldbröl – Hühner, Beinkleider und ein Herrscher, der sein Imperium mit Vorsatz untergehen lässt – eine wahrhaftige Komödie, die Dürrenmatt geschrieben hat, hervorragend umgesetzt vom WK-Theater Waldbröl.
Die Weltgeschichte, so scheint es, ist Romulus vollkommen gleichgültig – und erst recht seine eigene Rolle darin. „Ich möchte die Weltgeschichte nicht stören.“ Mit viel Ausdruckskraft und grandioser Mimik verkörpert Ralf Tenbrake den Kaiser auf der Bühne des Hollenberg Gymnasiums Waldbröl. Sehr gut auch Elisa Huland in der Rolle der Tochter Rea. Regisseur und Theaterleiter Thorsten Schmidt – der selbst den Schauspiellehrer Phylax verkörpert – hat eine gute Auswahl für die Besetzung des Dürrenmatt Theaterstückes getroffen.

Ob die beiden Kammerdiener des Kaisers – Andrea Collin-Johann und Vera Kühr – oder den verhärmten Verlobten seiner Tochter, Amilian (Kaspar Zekorn) sowie Kurt Mai in der Rolle des Germanischen Fürsten Odoaker. Das Stück in vier Akten bekommt noch einen zusätzlich komödiantischen Charakter durch die hessische Aussprache des Isauriers Zeno (Thomas Schmied) – damit unterstreicht er den sprachlichen Unterschied zum Kaiser am Oststrom und das Genre des Stückes. So auch am Schluss Romulus selbst, der wie Germanenfürst Odoaker seine traurige Pflicht erfüllen muss: ,,Spielen wir noch einmal, zum letzten Mal, Komödie."  Wobei Dürrenmatts „Romulus“, die „ungeschichtliche Komödie“ hier die verhinderte Tragödie ist.



Dürrenmatt spricht über grauenhafte und wichtige Themen, aber auf eine ironische und humorvolle Weise. Er überspitzt komische Nachahmung, verkehrt das Genre Tragödie regelrecht. Seine Theaterstücke sind eine Mischung von Tragödie und Komödie - wie das Leben. Die Komödie „Romulus der Große“ wurde 1949 in Basel uraufgeführt. Sie spielt im 5. Jahrhundert nach Christus: Die Germanen rücken unter ihrem Fürsten Odoaker siegreich auf Rom zu. Das römische Weltreich geht unter. Und Dürrenmatts erfundener Kaiser „Romulus“ scheint davon ganz unberührt.

Wichtiger ist: welches seiner Hühner legt die meisten Eier. Bevorzugt isst er die von „Marc Aurel“ – fast alle Hühner haben Namen römischer Kaiser – bei seinem „Morgenmahl“. Das kann er endlos ausdehnen und lässt sich dabei nur ungern stören. Selbst wenn der Reiterpräfekt wie Spurius Titus Mamma (Marcus Kugelmeier) dem Kaiser (Ralf Tenbrake) eine überaus wichtige Nachricht, für die er zwei Tage und Nächte durchgeritten ist, überbringen will. Skurril erscheint das Verhalten des Obersten von Rom, der schließlich seiner aus Berechnung geheirateten Julia (Britta Faulenbach), klar und deutlich vermittelt, dass er die Rettung des Imperiums bewusst unterlassen hat und sie nie geliebt hat. Da ist die Namensanlehnung „Romeo und Julia“ alles andere als romantisch.


[Die Legefreudigkeit seiner Hühner ist Kaiser Romulus (Ralf Tenbrake) wichtiger, als sein Imperium zu regieren.]

Und auch die Tochter Rea (Elisa Huland) hat in Sachen Liebe nicht das große Los gezogen. Ihr Amillian (Kaspar Zekorn) ist seit drei Jahren in Gefangenschaft und Amilian “heiratet” den Krieg und die Waffen. Er macht alles für Rom und opfert ohne mit der Wimper zu zucken bei seiner Rückkehr die Geliebte für den Sieg Roms. Die Figur des ,,Sportlers" Spurius Titus Mamma hat wiederum etwas Komisches. Der Kaiser befiehlt ihm erst mal auszuschlafen.

Die tragische Nachricht, die der Sportler überbringen will, interessiert Romulus nicht, er ist mehr um das Wohlergehen von Spurius und vor allem um seine eigenen morgendlichen Rituale besorgt. Ihn beunruhigt allein der mangelhafte Legeeifer seiner Hennen, denen er die Namen der Majestäten und Kriegshelden gegeben hat. Seinen Koch nennt er den „wichtigsten Mann“ seines Kaiserreiches. Nur seine Tochter ist ihm wichtig. So könnte er sein Kaiserreich retten, indem er seine Tochter mit dem Hosenfabrikanten Cäsar Rupf (Damian Constantin) – der selbst keine Beinkleider trägt – verheiratet. Aber den tragischen Verkauf seiner Tochter verwehrt Romulus. Er stellt die Liebe seiner Tochter über den Kapitalismus.
 
[Seine Tochter Rea (Elisa Huland) will der Kaiser nicht für den Erhalt der Macht über Rom an einen Reichen Hosenfabrikanten verheiraten. Hinter dem Vorhang lauert Reas Verlobter Amilian, der die beiden belauscht.]

Das WKTheater wie auch der Waldbröler Kulturtreff e. V. (WKT) feiern in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen. Seit 1989 unterhalten sie mit ihrem vielfältigen Kulturprogramm Waldbröl und die Region „spielend“.  Über 60 verschiedene Produktionen aus den Bereichen Schauspiel, Musiktheater und szenischer Lesung hat das WKTheater auf die Bühne gebracht. Dafür wurden sie 2013 mit dem Kulturförderpreis des Oberbergischen Kreises ausgezeichnet. Im Jubiläumsjahr findet im Herbst eine Gala statt und – nunmehr Dürrenmatts „Romulus“. Weitere Vorstellungen am 4. und 5. April jeweils um 20 Uhr in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums Waldbröl.
  
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