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Wenn der Vater mit dem Sohne...

lo; 5. Sep 2017, 09:20 Uhr
Bild: Björn Loos --- Frank Engelbert, Marvin Jungjohann, Holger Jungjohann und Holger Wirtz.
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Wenn der Vater mit dem Sohne...

lo; 5. Sep 2017, 09:20 Uhr
Waldbröl - Familienzusammenkunft beim RS 19 Waldbröl: Holger Jungjohann trainiert die 1. Mannschaft, sein Filius Marvin fungiert als Reservecoach.
Bei einem Testspiel Anfang des Jahres passierte es. Marvin Jungjohann vom Landesligisten SSV Homburg-Nümbrecht knickte unglücklich um und zog sich einen Kreuzbandriss in linken Knie zu. Dieses Schicksal hatte ihn schon im Herbst 2015 ereilt. Als er diese Verletzung auskuriert hatte, wurde er von einer Kreuzbandüberdehnung zurückgeworfen. Jungjohann kämpfte sich wieder heran - bis zum nächsten Rückschlag im vergangenen Februar. „Für mich stand danach fest, dass ich für anderthalb Jahre pausiere. Die Gesundheit hat Vorrang“, sagt der Pechvogel.

Etwa zur selben Zeit wurde bekannt, dass sein Vater Holger ab der Saison 2017/2018 als Nachfolger von Thomas Engelbert neuer Trainer des B-Ligisten RS 19 Waldbröl wird. Im April entwickelten sich an der Maibuche erste Ideen, Jungjohann junior als Coach der 2. Mannschaft zu engagieren, da der bisherige Amtsinhaber Tobias Krause seinen Rückzug verkündet hatte. „Als früheren Waldbröler wollten wie Marvin gerne an uns binden. Wenn er selber nicht spielen kann, braucht er ja eine Aufgabe“, schmunzelt der 2. Vorsitzende Holger Wirtz.


Nachdem der SSV Homburg-Nümbrecht grünes Licht gegeben hatte, wurde die Verpflichtung unter Dach und Fach gebracht. Marvin Jungjohann stand bereits in der Schlussphase der Vorsaison bei der Kreisliga C-Reserve mit an der Seitenlinie und ist jetzt in der alleinigen Verantwortung. „Ein Jahr ohne Fußball konnte ich mir nicht vorstellen. Da ich vorhabe, den Trainerschein zu machen, war schnell klar, dass ich den Posten übernehme“, schildert er.

Nun also hat ein Vater-Sohn-Gespann bei den Rasensportlern das sportliche Sagen - sicherlich einmalig im Fußballkreis Berg. „Wir haben am liebsten Leute, die mit Herzblut bei der Sache sind und den Verein kennen, anstatt fremde Trainer zu holen“, so der Vorsitzende Frank Engelbert. Holger Jungjohann freut sich über den Einstieg des Sprösslings - und lässt ihm freie Hand: „Im Großen und Ganzen zieht er sein Ding durch, wobei wir uns natürlich untereinander austauschen.“ Sein Filius ergänzt: „Ich hatte viele gute Trainer, bei denen ich mir einige Dinge abgeschaut habe. Grundsätzlich will ich aber meinen eigenen Weg gehen.“ Unter seinem Vater hat er übrigens noch nie trainiert.         

Die Eingewöhnung fiel dem 24-Jährigen, der bis zur D-Jugend beim RS 19 aktiv war, leicht. Er kennt die meisten Spieler persönlich. „Marvin spricht die Sprache der Jungs, die ihn trotz seines jungen Alters absolut akzeptieren. Der Draht zwischen den Trainern ist eng. Eine bessere Konstellation können wir gar nicht haben“, meint Wirtz. Wann Marvin Jungjohann auf den Platz zurückkehrt, ist offen. „Darüber habe ich mir bisher keinen Kopf gemacht.“ Er ist weiterhin in Nümbrecht angemeldet, wird die Waldbröler Zweitvertretung jedoch auf jeden Fall bis zum Ende der laufenden Serie betreuen.

Die Klubführung ist um Kontinuität bemüht und legt den Schwerpunkt auf die Integration der Eigengewächse: Im Jugendbereich sind alle Altersklassen besetzt - ohne Spielgemeinschaften. Beide Senioren-Kader bestehen hauptsächlich aus Akteuren, die aus Waldbröl stammen. Erzwingen wolle man nichts. „Wir sind in diesem Jahr nicht angetreten, um Meister zu werden“, verdeutlicht Engelbert. „Die 1. Mannschaft hat ein neues Gesicht erhalten und wurde verjüngt. Wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz holen und die Zweite die Klasse hält, wäre der Vorstand sehr zufrieden.“ Mit Kerem Kargin und Felix Bably brachen zwei wichtige Säulen weg. Darüber hinaus fehlen Eugen Tschumakow und Eigengewächs Oliver Rempel, der als Co-Trainer von Jungjohann senior ein zentrales Bindeglied ist, bis auf Weiteres.

Marvin Jungjohann hält in der Kreisliga C Staffel 6 den Sprung ins gesicherte Mittelfeld für möglich. „Ich habe eine junge Truppe, die Potenzial besitzt.“ Und Vater Holger weiß, dass Geduld gefragt ist. „Entscheidend ist, dass meine Mannschaft sich findet“, so der 54-Jährige.              
  
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