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Waldbröler müssen weiter um ihr Bad bangen

Red; 23. Jun 2016, 11:05 Uhr
Bilder: Friederike Klein
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Waldbröler müssen weiter um ihr Bad bangen

Red; 23. Jun 2016, 11:05 Uhr
Waldbröl – Über 350 Bürger setzten sich vor der gestrigen Ratssitzung für den Erhalt des Hallenbads an der Vennstraße ein – In einem einstimmigen Beschluss einigten sich die Ratsmitglieder auf eine „Vertagung“.
Schon vor der gestrigen Sitzung des Stadtrates ging es in Waldbröl heiß her: Über 350 Demonstranten hatten sich vor dem Gymnasium, in dessen Mensa der Stadtrat tagt, zusammengefunden, um ihren Forderungen lautstark Ausdruck zu verleihen. „Bitte bringen Sie den Förderantrag heute auf den Weg! Das ist die letzte Chance für unser Schwimmbad an der Vennstraße“ lautete die Aufforderung an die Ratsmitglieder. Teils waren die Demonstranten extra aus Lindlar angereist, vom Kleinkind bis zum fast 90-jährigen Senior waren sich alle einig: Das Hallenbad muss erhalten werden.



Auch Bernd Schiffer von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) demonstrierte mit. Er wäre im Alter von zehn Jahren fast ertrunken, weil er nicht schwimmen konnte, erzählt er. Dieses Erlebnis hat dazu geführt, dass er selbst Rettungsschwimmer wurde und andere im Wasser ausbildet. „Die Schließung des Gartenhallenbads hätte zur Folge, dass weniger Kinder schwimmen lernen. Auch die Flüchtlinge, von denen viele nicht schwimmen können, hätten dann vor Ort keine Möglichkeit, das Schwimmen zu lernen. Das hätte im schlimmsten Fall Unfälle mit Todesfolge zur Folge“, lautete seine düstere Prognose.

„Ich möchte gerne schwimmen lernen“, erklärt dann auch der kleine Kevin, warum er für den Erhalt des Bades demonstriert. Andere Kinder haben Angst, dass sie bald nicht mehr Aquaball spielen gehen können. „Viele Senioren gehen regelmäßig schwimmen, um ihre Beweglichkeit und Gesundheit zu erhalten. Ohne Bad wäre das nicht mehr möglich“, bangte auch Renate Oberdellmann um das Hallenbad.



Erdmute Hübsche vom Schwimmverein Waldbröl erzählte, dass sie sechs syrischen Kindern im Bad gerade Schwimmunterricht erteilt. Denn sie dürfen ihre neuen Mitschüler nur auf die anstehende Klassenfahrt begleiten, wenn sie auch schwimmen können. Ohne Bad kein Schwimmunterricht und keine Klassenfahrt – eine wichtige Gelegenheit zur Integration würde „Baden gehen“. Auch der Leistungskurs Sport an der Gesamtschule könnte ohne das Bad nicht mehr stattfinden, da die Sportart Schwimmen in den Curricula vorgesehen ist. „Davon weiß die Verwaltung angeblich nichts, dabei hat die Pflegschaft doch in einem Schreiben darauf aufmerksam gemacht“, empörten sich die Demonstranten.



Emotional wurde auch in der Ratssitzung weitergerungen – dreieinhalb Stunden lang. Warum man das kleine Lehrschwimmbecken nicht schließe, anstatt es zu sanieren, und dafür das Gartenhallenbad erhalte, wollte eine Einwohnerin wissen. „Auch die Lehrer sind bereit mit den Grundschulkindern in das Gartenhallenbad zu gehen, da hier eine wesentlich bessere Aufsichtsmöglichkeit durch Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich gegeben ist“, argumentierte die Waldbrölerin. Die Gemeinde wies darauf hin, dass das Lehrschwimmbecken am Wiedenhof bereits von außen saniert wurde. Wenn es dann auch von innen saniert sei, würden hier keine Kosten mehr anfallen. Eine Antwort, die viele der Bürger sichtlich nicht zufrieden stellte.



Auf ein konkretes Ergebnis warteten die Demonstranten und Zuschauer der Sitzung aber vergebens. Der Rat einigte sich drauf, in einer späteren Sondersitzung zu entscheiden, ob ein Förderantrag gestellt werden kann. Zuvor sollen Rechnungen und Konzepte unter anderem von Kämmerin, Steuerberater und Gemeindeprüfungsanstalt noch einmal auf den Prüfstand genommen werden. „Rat und Verwaltung ist die Bedeutung des Bades bewusst. Für die Beantragung von Fördermitteln ist es aber erforderlich, ein tragfähiges Kosten- und Finanzierungskonzept vorzulegen, dass in den städtischen Haushalt passt. Ohne hat ein Förderantrag keine Erfolgsaussichten“, zeigte sich Bürgermeister Peter Koester erfreut, dass sich der Rat diese Zeit nehmen will. Die Bürger müssen derweil weiter auf eine Entscheidung warten.
  
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