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Zukunft der Pflege: „Große Anstrengungen sind erforderlich“

Red; 26. Nov 2018, 10:41 Uhr
Bilder: Torsten Müller --- Die SPD lud zur Podiumsdiskussion zum Thema Pflege im Otto-Jeschkeit-Altenzentrum.
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Zukunft der Pflege: „Große Anstrengungen sind erforderlich“

Red; 26. Nov 2018, 10:41 Uhr
Die SPD Engelskirchen/Ründeroth lud zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Pflege – Pflege der Zukunft“ – Pflegenotstand deutlich spürbar, Ausbildungssituation in der Region dagegen „beispielhaft“.
In einer mit rund 50 Besuchern gut besuchten Podiumsdiskussion erörterten auf Einladung der SPD Engelskirchen/Ründeroth Martin Deckers, Leiter des Otto-Jeschkeit-Altenzentrums, Dirk Broß, Pflegeschulleiter am Kreiskrankenhaus Gummersbach, Dr. Ralf Mühlenhaus, Ärztlicher Leiter des oberbergischen Rettungsdienstes, und Dr. Thomas Aßmann, Haus- und Telearzt, die aktuelle Situation und Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft der Pflege.

Der Pflegenotstand in der ambulanten und stationären Pflege sowie in der Altenpflege ist seit Jahren bekannt. Dies wurde durch die eindringlichen Beiträge aus den Reihen der Besucher sowie den offenen Brief einer Kinderkrankenschwester an den Gesundheitsminister noch verstärkt. Thomas Voß, Betriebsleiter eines ambulanten Pflegedienstes, berichtete, dass er in den vergangenen Tagen fünf Anfragen ablehnen musste.



Vor Eintritt in die Diskussion skizzierte der Vorsitzende des Kreisgesundheitsausschusses und Moderator Wolfgang Brelöhr die Verbesserungen durch das vor gut zwei Wochen beschlossene Pflegestärkungsgesetz. Hierdurch soll die Pflege finanziell und vor allem personell unterstützt werden. Die Neuregelung wurde von vielen Teilnehmern begrüßt, die Besetzung der Mehrstellen sei jedoch aufgrund des leergefegten Arbeitsmarktes schwierig. Broß schilderte die Situation für Oberberg im Bereich der Ausbildung als beispielhaft: „Im Vergleich mit der Stadt Köln bilden AGewiS und Krankenpflegeschule deutlich mehr Pflegekräfte in Relation zur Einwohnerzahl aus.“ Brelöhr erläuterte die unterschiedliche Finanzierung bei der Kranken- und Altenpflege. So müsse der Kreis trotz Erhöhung des Landeszuschusses für die Finanzierung der theoretischen Ausbildung in der Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS) erhebliche Beträge zuschießen.

Zur Pflege in der Zukunft diskutierten die Podiumsteilnehmer mit Besuchern aus dem Bereich Pflege und dem Podium viele weitere Aspekte. So forderte Martin Deckers die Alten- und Krankenpfleger zu einem größeren Selbstbewusstsein auf: „Wir sollten stolz sein auf unserem Beruf, weil dadurch auch die Attraktivität erhöht wird.“ Dr. Mühlenhaus forderte die Gesellschaft auf, umzudenken und die alten und pflegebedürftigen Menschen mehr wertzuschätzen: „Es ist wichtig, dass das Wir-Gefühl zwischen den Generationen wieder gefördert wird.“ Die Pflegedienstinhaber Uwe Söhnchen und Bernhard Rappenhöhner regten in diesem Zusammenhang einen Ausbau des Quartiersmanagements an, in dem die gesellschaftliche Teilhabe von Senioren gefördert werden sollte. Auch die Finanzierung der Pflegeversicherung sei aus ihrer Sicht nicht ausreichend.

  

Zum Thema „Digitalisierung in Behandlung und Pflege“ gingen die Meinung auseinander. Nicht alle können sich Pflegeroboter zur Unterstützung der Pflegekräfte vorstellen. Dr. Aßmann erklärte sein telemedizinisches Konzept, das auch in Pflegeheimen für eine bessere Versorgung und effizientere Ressourcenverwendung sorgen würde: „In einem telemedizinischen Behandlungszimmer im Pflegeheim könnten in der Zukunft durch die Zuschaltung eines Arztes per Videokonferenz und die Übertragung der medizinischen Daten viele Fahrten ins Krankenhaus vermieden werden. Das erspart den betroffenen Patienten viele Unannehmlichkeiten und die Ressourcen der Beitragszahler würden geschont.“ Alle Besucher waren sich einig, dass noch große Anstrengungen erforderlich sind.
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