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'Die Augen gehören auf die Straße'

fj; 12. Apr 2019, 11:45 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Im Rahmen der Kontrollaktion „Ablenkung am Steuer durch das Handy“ schrieben die Beamten in Ründeroth zwei Anzeigen in nur 30 Minuten.
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'Die Augen gehören auf die Straße'

fj; 12. Apr 2019, 11:45 Uhr
Oberberg - Im Kreisgebiet führt die Polizei heute Kontrollen mit dem Schwerpunkt 'Handynutzung am Steuer' durch - Unter anderem bezogen die Beamten in Ründeroth Station (AKTUALISIERT).
+++2. Meldung (Freitag, 11:45 Uhr)+++  


Heute teilte die Polizei die Bilanz zu ihrem gestrigen Aktionstag „Ablenkung im Straßenverkehr“ mit. Fünf Polizisten der Verkehrsprävention hatten auf dem Vieh- und Krammarkt in Waldbröl Stellung bezogen und informierten an ihrem gut besuchten Stand über die hohen Risiken, die von der Ablenkung durch das Handy im Straßenverkehr ausgehen. Die Beamten klärten auf: Wenn man während der Fahrt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h für ein bis zwei Sekunden auf das Display seines Handys statt auf die Straße schaut, bedeutet dies etwa 15 Meter Blindflug! Zeit, die lebensrettend sein kann, wenn zum Beispiel ein Kind plötzlich auf die Fahrbahn tritt. „Aber auch auf leeren Landstraßen endete schon so manche Fahrt am Baum, weil die neueste Nachricht bei WhatsApp anscheinend wichtiger war als die eigene Gesundheit“, so die Polizisten.

Neben der Aufklärungskampagne auf dem Vieh- und Krammarkt waren den ganzen Tag über viele Polizisten im Einsatz, um im fließenden Verkehr nach Handy-Sündern Ausschau zu halten. Dass dabei 33 Fahrzeugführer (darunter auch zwei Fahrradfahrer) auffielen, zeige deutlich, dass die Gefahr auf unseren Straßen allgegenwärtig ist, so die Polizei in ihrer Bilanz. Während die Fahrradfahrer mit einem Bußgeld davonkommen, erwartet die Autofahrer zusätzlich noch ein Punkt in Flensburg.

Neben den genannten Handy-Verstößen fanden die Beamten noch in über 100 anderen Fällen Grund zum Einschreiten. Allein in 39 Fällen hatten Autofahrer keinen Gurt benutzt; daneben zählten Geschwindigkeitsüberschreitungen, Fehler beim Überholen und auch technische Mängel zu den häufigsten Beanstandungen. Eine Blutprobenentnahme musste zudem ein 32-Jähriger aus Radevormwald hinnehmen, der im Rahmen der Kontrollen gegen 16:40 Uhr auf der Kaiserstraße angehalten worden war. Bei dem Mann war ein Drogenvortest positiv verlaufen.

Allein bei der zweitstündigen Kontrolle in Ründeroth (1. Meldung) wurden drei Handy- und sechs Gurtverstöße geahndet.

+++1. Meldung (Donnerstag, 15:11 Uhr)+++ 

Gerade erst hat Olaf Nahrgang seinen Beobachtungsposten in der steil bergauf führenden Hubertusstraße in Engelskirchen-Ründeroth bezogen, da wird er auch schon fündig. Der Fahrer eines weißen Kleinlastwagens mit polnischem Kennzeichen hält sein Handy in der Hand und schaut auf den Bildschirm, statt auf die Straße. Polizeihauptkommissar Siegmar Pfeifer und seine Kolleginnen, Kerstin Hochweller und Claudia Niedermark, sind kaum aus ihrem Streifenwagen gestiegen, da müssen sie den Lastwagenfahrer auch schon anhalten. Dem droht nun eine saftige Strafe: Zum Bußgeld in Höhe von 100 € kommt eine Bearbeitungsgebühr von 30 €, ohne festen Wohnsitz in Deutschland ist die Strafe sofort zu zahlen. Auch einen Punkt in Flensburg gibt es für Handyverstöße.


[Motorradpolizist Olaf Nahrgang.]

Genau diese ahndet die oberbergische Polizei heute im Rahmen eines Aktionstages gleich an mehreren Kontrollpunkten im Oberbergischen Kreis. Wie auch in Ründeroth bezieht dabei immer ein Beamter einen höher gelegenen „Beobachtungsposten“, um gut in die Fahrzeuge hinein blicken zu können. „Denn es geht ja nicht nur um das Telefonieren mit dem Handy am Ohr. Ein Verstoß liegt vor, sobald das Handy in die Hand genommen wird. Das gilt ebenso für Navis“, erklärt Pfeifer, Leiter des Verkehrsdienstes der oberbergischen Polizei. „Die Hände gehören ans Lenkrad und die Augen auf die Straße!“


Ist das Handy also im Fahrzeug fest verbaut, sind kurze Blicke auf den Bildschirm zulässig. Allen, die über keine festverbaute Halterung im Fahrzeug verfügen, empfiehlt der Beamte dringend: „Lassen Sie Ihr Handy in der Tasche, auch wenn es piepst und klingelt. Halten Sie an, bevor Sie es herausholen. Nichts kann so wichtig sein, dass Sie sich und andere gefährden“, appelliert er. Leider sehe die Realität jedoch anders aus. So würden bei Unfällen, bei denen auf den ersten Blick keine Ursache erkennbar ist, das Handy des Verursachers oft eingezogen und von der Staatsanwaltschaft ausgewertet. „Es fährt ja niemand grundlos ungebremst gegen einen Baum“, erklärt Pfeiffer. 


[Im Innenraum dieses Autos fanden die Beamten gleich zwei Telefone, die offen herumlagen. Benutzt wurde angeblich nur eins.] 

Mitten im Satz bricht Pfeiffer ab und beauftragt seine Kollegin, den Fahrer eines Kombis anzuhalten. Diese hat ebenfalls gesehen, dass der Autofahrer ein Handy in der Hand hielt. Darauf angesprochen behauptet er jedoch, seine Beifahrerin habe ihm das Handy hingehalten, er hätte beide Hände am Lenkrad gehabt. Doch die beiden Polizisten wissen, was sie gesehen haben, und so wird die zweite Anzeige innerhalb von 30 Minuten geschrieben. Ganz nebenbei haben die Polizisten innerhalb dieser kurzen Zeit noch ein „Gurtmuffel“ erwischt. Nach der Zahlung von einem Verwarngeld in Höhe von 30 € durfte dieses seine Fahrt angeschnallt fortsetzen.

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