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Angeklagter: „Wir wollten jemanden abziehen'

pn; 2. Apr 2019, 16:38 Uhr
Bilder: Peter Notbohm ---- Wegen versuchten Raubes und gefährlicher Körperverletzung stehen seit heute ein Gummersbacher und zwei Waldbröler vor dem Bonner Landgericht.
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Angeklagter: „Wir wollten jemanden abziehen'

pn; 2. Apr 2019, 16:38 Uhr
Waldbröl/Bonn - Beinahe geplatzt wäre der erste Prozesstag gegen ein oberbergisches Trio, das einen 41-Jährigen im vergangenen Jahr mit einem Messer lebensgefährlich verletzte - Ein Angeklagter kommt zwei Stunden zu spät.
Von Peter Notbohm


Am Landgericht in Bonn begann heute der Prozess gegen drei junge oberbergische Männer, die im Februar des vergangenen Jahres versucht haben sollen, einen 41-jährigen Mann auszurauben und im Laufe der Tat das Opfer mit einem Springmesser lebensgefährlich verletzt haben. Lediglich um einen Zentimeter habe die stattliche Klinge die Aorta an der Leber verfehlt, was unweigerlich zum Tod des Waldbrölers, der mehrere Tage in Lebensgefahr schwebte, geführt hätte. Vier weitere Stiche verletzten Unterschenkel sowie die Lunge des Opfers. Zunächst dauerte es allerdings fast zwei Stunden, bevor der Prozess überhaupt starten konnte, nachdem einer der drei Angeklagten nicht pünktlich erschien und bereits von der Polizei gesucht wurde.


[Daniel T. erschien fast zwei Stunden zu spät zur Verhandlung und musste sich vom Vorsitzenden Richter Dr. Volker Kunkel mahnende Worte anhören. Sollte er sich erneut verspäten, werde ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt.]


Dem Trio sei an Weiberfastnacht in der Waldbröler Markthalle das Geld ausgegangen. Daraufhin sei die Idee gereift, „spontan jemanden abzuziehen“, wie der inzwischen 17-jährige Konrad I. (alle Namen geändert), der von seiner Mutter für den Tag 20 Euro erhalten hatte, sich in seiner Vernehmung einließ. Der mutmaßliche Haupttäter und der befreundete 21-jährige Eugen L. hatten bereits im Vorfeld mit Freunden auf einem Rewe-Parkplatz Wodka und Jägermeister konsumiert, ehe die Gruppe abends zur Karnevalsfeier zog, wo es mit Bier weiterging. Zuvor habe das angeklagte Duo aus Geldsorgen heraus bereits Ideen geschmiedet, einen Waldbröler Lottoladen zu überfallen, dies aber wieder verworfen.


Gegen Mitternacht ging den feiernden Jugendlichen allerdings das Geld aus. Gemeinsam mit dem gerade erst dazugestoßenen 19-jährige Daniel T., der sich der Gruppe spontan anschloss, habe man den betrunken wirkenden Andre K. als leichtes Opfer identifiziert und diesen die Hochstraße in Waldbröl knapp drei Minuten lang verfolgt. Auf Höhe einer Gaststätte sowie eines E-Zigaretten-Ladens sei er gestellt und von Eugen L. zu Boden geworfen worden. In der anschließenden Rangelei habe das Opfer zunächst die Oberhand gewonnen, ehe Konrad I. sein Springmesser gezückt habe. „Das Messer hatte ich nur aus Zufall dabei“, habe er in einer Kurzschlussreaktion auf die Unterschenkel des 41-Jährigen eingestochen. „Leider ist es dann schlimmer ausgeartet, als es sein sollte“, sei er abgerutscht und habe die Bauchregion getroffen. Dabei gab er allerdings auch nur drei der insgesamt fünf Einstiche zu.


Daniel T. sei nach dem ersten Messerstich sofort geflohen und habe auch nichts von seinem mitgeführten Messer gewusst, berichtete Konrad I. weiter. Vom schwer verletzten Opfer habe man schnell abgelassen, zumal dieses erklärt habe, gar kein Geld zu haben. Nach der Tat habe sich das Duo wieder zurück zur Karnevalsfeier begeben, wo es später von der Polizei gestellt wurde. Der 16-jährige Berufsschüler, der angab, bis zur Tat fast täglich Alkohol und Marihuana konsumiert zu haben, habe noch in Panik versucht, seine Kleidung sowie das Messer aus einem Toilettenfenster zu werfen. Mutmaßlichen Zeugenaussagen, wonach er schon früher angekündigt habe, bewaffnet Menschen zu überfallen, entgegnete er lediglich: „Das ist lachhaft!“


Weiter geht der Prozess bereits am morgigen Mittwoch. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage angesetzt und ein Urteil wird für Mitte des Monats erwartet.

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