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Wenn der Platz ganz hinten Gold wert ist

bv; 13. Feb 2019, 16:38 Uhr
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Wenn der Platz ganz hinten Gold wert ist

bv; 13. Feb 2019, 16:38 Uhr
Oberberg – So wenig Kriminalitätsdelikte in Oberberg wie seit zehn Jahren nicht mehr – Im NRW-Vergleich viertletzter Rang bei Straftaten – Über 60 Prozent Aufklärungsquote.
Von Bernd Vorländer

Diese Zahlen sind tatsächlich bemerkenswert. Die Zahl der Straftaten ist in der Region nochmals deutlich zurückgegangen. Bei 11.833 Delikten wurden fast sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor registriert. So richtig deutlich werden die oberbergischen Zahlen jedoch erst im Landesvergleich. Bei der Kriminalitätsbelastung erzielt Oberberg den viertbesten Wert in ganz Nordrhein-Westfalen. Über 60 Prozent aller Straftaten konnten 2018 aufgeklärt werden, was landesweit den sechsten Platz bedeutet. „Wir leben in einem der sichersten Kreise im ganzen Land. Das ist durchaus auch ein Standortfaktor, den wir deutlich machen sollten“, ist Landrat Jochen Hagt mehr als zufrieden. Signifikant zurückgegangen ist etwa die Zahl der Wohnungseinbrüche – ein sensibles Thema, wie Hagt weiß. Menschen würden in ihrem Sicherheitsgefühl geradezu erschüttert, wenn die Privatheit der Wohnung verletzt, dort Schränke und Behältnisse durchwühlt und Wertgegenstände wie Erinnerungsstücke gestohlen würden.


Deshalb habe man auf die Bekämpfung dieser Kriminalität ein Hauptaugenmerk gelegt, erklärt Hagt. Dass man mit 285 Fällen nun eine gegenüber 2017 um 40 Prozent geringere Quote zu verzeichnen habe, sei auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Zum einen sei das Einbruchsrisiko vielen Menschen bewusster geworden, die sich dann auch besser schützen würden. Zum anderen greife das Konzept der Ordnungspartnerschaften, die es in allen Kommunen gebe, so Hagt. Mitarbeiter der Kommunen seien auf Wegen und Plätzen unterwegs und unterstützten die Polizei allein schon mit ihrer Präsenz. „Zudem leistet die Polizei in Oberberg herausragende Arbeit.“

150 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seien 2018 verzeichnet worden, berichtet der Leiter der Direktion Kriminalität, Florian Mohr. 84 Prozent der Delikte wurden aufgeklärt. 29 Fälle von Missbrauch gegen Kinder tauchen in der Statistik auf. „Wir gehen hier von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld aus“, sieht Mohr etliche Straftaten, die nicht angezeigt würden. Großen Wert lege die Polizei auf die Sensibilisierung von Lehrern, Erziehern und Ärzten, und führe auch immer wieder Beratungsgespräche und Schulungen durch. Doch auch die Bürger seien aufgefordert, bei sexuellem Missbrauch genau hinzuschauen, um schreckliche Missbrauchsfälle wie jüngst im lippischen Lügde zu verhindern.

Gewalt- und Körperverletzungsdelikte sind leicht rückläufig, die Aufklärungsquote liegt hier zwischen 85 und 91 Prozent. Auch die Straßenkriminalität, der 21 Prozent aller Straftaten in Oberberg zugeordnet werden kann, geht zurück. Gezählt werden hier etwa Taschendiebstähle, Sachbeschädigungen und Raubdelikte. Allerdings wird hier noch nicht einmal jede vierte Tat aufgeklärt. Straftaten gegen ältere Menschen gehen zwar laut Statistik im Oberbergischen zurück. Da jedoch nur die Fälle erfasst werden, in denen die Täter in der Region selbst versuchten, Geld zu ergaunern, ist die Zahl derer, die mit „Enkeltrick & Co.“ unterwegs sind, viel höher. Jedenfalls fertigte die Polizei 2018 bei diesen Straftaten 245 Anzeigen - und damit 60 mehr, als noch 2017.

Zurückgegangen ist auch die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger. Sie betrug im vergangenen Jahr 23,1 Prozent, bei einem Bevölkerungsanteil Nichtdeutscher von 9,3 Prozent. Allerdings, verdeutlicht Florian Mohr, gebe es Taten, die etwa mit dem Aufenthaltsrecht zusammenhingen und die von Deutschen gar nicht begangen werden könnten. Hinzu komme die Situation in Gemeinschaftsunterkünften, in denen Menschen unterschiedlicher Kulturen eher in Streit geraten könnten.

Einen kleinen Wermutstropfen hat die Kriminalitätsstatistik dann doch. Während kreisweit die Zahl der Straftaten zurückging, stieg sie in vier Kommunen, nämlich Bergneustadt, Wipperfürth, Marienheide und Morsbach, leicht an. In Gummersbach war ein Rückgang von elf Prozent zu verzeichnen, in Nümbrecht von 10,1 Prozent. Während in Engelskirchen, Lindlar, Wipperfürth und Hückeswagen die Zahl der Wohnungseinbrüche um mehr als 50 Prozent, zum Teil fast 70 Prozent zurückgingen, stieg diese Deliktzahl in Marienheide und vor allem Wiehl an. Wie ernst die Polizei gerade Wohnungseinbrüche nehmen, zeigt der heutige Tag, an dem über 60 Beamte bei Schwerpunktkontrollen in Wiehl, Engelskirchen, Waldbröl und Hückeswagen unterwegs waren.
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