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Neue Streifenwagen sind besser als ihr Ruf

nh; 8. Jun 2016, 13:35 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Seit Mitte April sind die Wiehler Bezirkspolizisten mit dem neuen BMW-Streifenwagen unterwegs.
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Neue Streifenwagen sind besser als ihr Ruf

nh; 8. Jun 2016, 13:35 Uhr
Wiehl - Polizeihauptkommissar Bernd Kaufmann bricht eine Lanze für die viel gescholtenen neuen 3er-BMWs der Polizei - „Das ist Jammern auf höchstem Niveau“, freut er sich über das 150 PS-starke Gefährt.
Von Nils Hühn

Statt mit einem VW Passat sind die Wiehler Bezirkspolizisten seit Mitte April mit ihrem neuen BMW 318d-Touring-Modell unterwegs. Der neue Streifenwagen ist einer von insgesamt 1.845 neuen Polizeiwagen, die in den kommenden drei Jahren ausgetauscht werden. „Das Auto ist klasse“, freut sich der 59-jährige Polizeihauptkommissar Bernd Kaufmann, der schon zahlreiche Streifenwagen-Generationen miterlebt hat. „Die Optik macht richtig was her und vor allem bei den jungen Kollegen kommt der Wagen sehr gut an“, beschreibt er das neueste Mitglied der Wiehler Polizeiwache, bei der neben Kaufmann auch die Kollegen Dirk Dannenberg und Jochen Lang Dienst schieben.


[Mit einem roten Blitzsignal kann die Polizei besonders gut auf sich aufmerksam machen.]

„Das Auto ist flotter unterwegs“, überzeugt den Fahrsicherheits-Trainer die Motorisierung und Abstimmung des 150 PS-starken Fahrzeugs. An den Heckantrieb müsse man sich gewöhnen - Kaufmann nicht, fährt er privat auch einen BMW. Im Vergleich zum VW Passat, den die Wiehler rund zehn Jahre lang als Streifenwagen nutzten, ist der BMW nicht so „gutmütig“. „Man muss mit Verstand fahren“, was Kaufmann aber ohnehin jedem Verkehrsteilnehmer rät.

[Das Ein- und Aussteigen ist beschwerlich.]

Die ersten Fahrzeuge der neusten Generation wurden im November vergangenen Jahres ausgeliefert. Noch bevor die Polizei-BMWs im Oberbergischen Kreis unterwegs waren, kursierte eine Mängelliste mit 25 Schwachpunkten des neuen Fahrzeugs. So soll der Platz für korpulente Beamte nicht ausreichend sein. Auch große Polizisten hätten Probleme. Zudem würde man mit der Pistole im Gurt hängen bleiben oder dem Holster gegen die Verkleidung stoßen. „Das ist Jammern auf höchstem Niveau“, meint Kaufmann, dass es eine eierlegende Wollmilchsau nicht geben würde.

Ins selbe Horn blies auch sein Chef NRW-Innenminister Ralf Jäger. Man müsse 20.000 Nutzer zufriedenstellen. Dass dann immer jemand unzufrieden sei, sei nur logisch. Bernd Kaufmann ist mit seinen 1,93 Meter recht groß. Dennoch hat er sowohl auf dem Fahrer- als auch auf dem Beifahrersitz genügend Bein- und Kopffreiheit. Allerdings ist das Ein- und Aussteigen beschwerlich. „Der BMW ist deutlich tiefer als der Passat“, so sein Urteil. Auch würde man an der Gummilippe der Türe hängenbleiben, aber das stört ihn nicht.


[Die Innenausstattung hat sich auch in den neuen Streifenwagen nicht geändert. Im Kofferraum ist griffbereit, was man auf Streife so braucht: Lampen und Hütchen, Schraubbesen und Feuerlöscher.]

Das Pistolenholster stößt auf der Beifahrerseite gegen die Innenverkleidung der Tür. Dort sind auch im Wiehler Streifenwagen bereits deutliche Kratzspuren sichtbar. Als Fahrer drückt das Holster gegen die Mittelkonsole, die breiter ist als beim Vorgänger, aber auch damit könne man aus Sicht von Kaufmann leben. Der Kofferraum wird auch immer wieder bemängelt, aber die Wiehler Bezirkspolizisten haben bis auf die Einsatzhelme alles verstauen können. „Die Sicht durch den Rückspiegel ist sogar besser als im Passat“, meint Kaufmann.

[Das Blickfeld im Rückspiegel hat sich im neuen Dienstfahrzeug vergrößert.] 

Eklatanter Schwachpunkt ist die geringe Zuladungs-Möglichkeit. Nur 390 Kilogramm zusätzliches Gewicht kann mitgenommen werden. „Bei drei Beamten mit Ausrüstung kann es dann schon eng werden“, so Kaufmann. Aber im Regelfall ist der BMW-Streifenwagen eine positive Weiterentwicklung für die Beamten. Besonders gut erkennt man die neuen Polizeiwagen aus München an der auffälligen Beklebung. Die grellen Neon-Aufkleber sorgen für eine deutlich bessere Wahrnehmung. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, hat allein diese kleine Veränderung eine große positive Auswirkung so Kaufmann, der sich auf die verbleibenden 34 Monate in seinem BMW freut. Nach drei Jahren werden die Streifenwagen ausrangiert. Danach kommen alle Aufkleber runter, das Blaulicht ab und die Fahrzeuge landen auf dem Gebrauchtwagenmarkt, wo sie von jedermann gekauft werden können.
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