Archiv

Die Raser ins Visier genommen

nh; 21. Apr 2016, 15:30 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Polizist Klaus Richter konnte in Wiehl-Brächen keine Geschwindigkeits-Verstöße feststellen, was die Beamten freute.
ARCHIV

Die Raser ins Visier genommen

nh; 21. Apr 2016, 15:30 Uhr
Oberberg - Mit 30 Polizisten beteiligt sich die oberbergische Polizei am Blitzmarathon - Während an einigen Stellen kaum Verstöße registriert wurden, drückten an anderen Orten die Autofahrer aufs Gaspedal.
Von Nils Hühn

Polizeibeamter Klaus Richter steht hinter der Laserpistole und nimmt das Kennzeichen eines Autos ins Visier. Die Messung ergibt eine Geschwindigkeit von 74 Stundenkilometern. Erlaubt sind auf der Zeithstraße bei Wiehl-Brächen 100 Stundenkilometer. Diese Grenze erreicht in den 30 Minuten, in denen Richter mit seinen Kollegen die Geschwindigkeit im Rahmen des 9. Blitzmarathons kontrollierte, kein Verkehrsteilnehmer. Ein Autofahrer in Lindlar raste hingegen mit 111 Sachen durch die 70er-Zone und bildete damit die negative Ausnahme. „In Gummersbach-Strombach und Wiehl-Marienhagen haben wir jeweils einen Temposünder angehalten, der knapp über 50 km/h fuhr“, berichtete Richter von einem ruhigen Einsatz während des europaweiten Blitzmarathons.


[Motorradfahrer Joachim Helten fuhr vorschriftsmäßig, wurde aber dennoch von Polizist Stefan Willmes angehalten. Heltner wusste vom Blitzmarathon, aber mit seiner nagelneuen Harley Davidson wollte er ohnehin nicht rasen.

„Genau das wollen wir erreichen. Wir wollen in die Köpfe der Leute kommen, damit sie ein Bewusstsein für die Geschwindigkeit bekommen“, erklärt Polizeihauptkommissar Joachim Höller, Leiter der Direktion Verkehr. Im Oberbergischen Kreis ereigneten sich im vergangenen Jahr zahlreiche Unfälle, besonders auf Landstraßen außerhalb der Ortschaften. Zehn Tote und 260 Schwerverletzte ist die traurige Bilanz für 2015. „Das ist unser Problem“, erklärt Höller und hat den Rasern den Kampf angesagt.

Seit 6 Uhr heute Morgen kontrolliert die Polizei an zahlreichen Stellen die Geschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmer und macht dies noch bis 22 Uhr. Denn Geschwindigkeit ist nach wie vor der Killer Nummer eins bei schweren Verkehrsunfällen auf den Straßen. Wer zu stark aufs Gaspedal drückt und seine Geschwindigkeit nicht den Straßenverhältnissen anpasst, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch das Leben anderer Menschen. Für Unfallbeteiligte dauert es oft lange, bis sie diesen Moment überwunden haben und wieder zurück in ihr normales Leben gefunden haben.


[Polizeihauptkommissar Joachim Höller (links) im Gespräch mit Polizistin Carolin Muß und Rettungsassistent Marcel Reisch, die beide im vergangenen November beim Unfall in Wiehl-Brächen im Einsatz waren.]

So auch bei der 20-jährigen Franziska, die im vergangenen November an genau der Stelle der heutigen Geschwindigkeitsmessung in Wiehl-Brächen einen schweren Verkehrsunfall verursachte (OA berichtete). Bei starkem Regen kamen sie beim Bremsen vor einer Kurve ins Rutschen, geriet in den Graben und überschlug sich mehrfach. Mehrere Tage blieb sie im Krankenhaus und noch heute denkt sie fast jeden Tag an den Unfall: „Auch jetzt, fast ein halbes Jahr danach, fahre ich sehr vorsichtig und langsam und bremse vor Kurven ab.“

Polizist Stefan Willmes nahm den Unfall im November auf. „Es war ein witterungsbedingter Unfall, bei dem die Unerfahrenheit der Fahrerin und wahrscheinlich unangepasste Geschwindigkeit die Ursachen waren.“ Rettungsassistent Marcel Reisch war einer der ersten Rettungskräfte vor Ort. „Als ich das Auto auf dem Dach legen sah, überlegte ich schon, wie schwer die Person verletzt ist. Aber letztlich macht man dann einfach seine Arbeit“, sorgte er mit seinem Kollegen dafür, dass die Verunfallte schnell weiter behandelt wurde, ehe sie ins Krankenhaus gebracht wurde. Durch Aktionen wie den Blitzmarathon soll sich die Zahl der Verkehrsunfälle durch unangepasste Geschwindigkeit oder Raserei verringern. Dafür sollen Klaus Richter uns seine Polizeikollegen mit regelmäßigen Kontrollen sorgen.

Ergebnisse des Blitzmarathons
WERBUNG