Archiv

Zahl der Straftaten nur leicht gestiegen

fj; 11. Mar 2015, 14:41 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li.) Kriminaloberrat Peter Sperber, Kriminalhauptkommissarin Marion Golde, Landrat Hagen Jobi und Polizeidirektor Rainer Gosebruch stellten die aktuelle Kriminalstatistik vor.
ARCHIV

Zahl der Straftaten nur leicht gestiegen

fj; 11. Mar 2015, 14:41 Uhr
Oberberg – Trotz guter Aufklärungsquote: Kriminalstatistik zeigt deutlichen Anstieg von Einbruchsdiebstählen - Bezirksvorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter: „Oberberg braucht mehr Polizisten, Einbrecher gibts genug.“
Die Zahl der Straftaten ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (+2,2 Prozent). Trotzdem bleibt der Oberbergische Kreis eine der sichersten Regionen in Nordrhein-Westfalen. So lautete der Tenor auf der heutigen Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2014 in Gummersbach. Doch auch die Nummer 3 der sichersten Regionen in NRW verzeichnet bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen einen satten Zuwachs von rund 15 Prozent. Nichtsdestotrotz: Die Bemühungen der Polizei gegen die Einbrecher tragen Früchte, versicherte Polizeidirektor Rainer Gosebruch. So konnten im vergangenen Jahr drei Männer gefasst werden, denen insgesamt 30 Einbrüche in Gummersbach und Bergneustadt zugeordnet werden.

Im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls unterscheidet die Polizei zwischen zwei Tätergruppen. Der Einbrecher, der auch im Oberbergischen wohnt, nutzt häufig eine günstige Gelegenheit, oftmals handelt es sich bei den ihnen auch um Drogenabhängige. Dieser Täter ist leichter zu ermitteln als der überörtlich agierende Täter. Er stammt oft aus Südost-Europa, ist bandenmäßig organisiert und reist mit dem Auto, oft mit auswärtigen Kennzeichen, an. Auch Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts sind in diesen Banden aktiv. Tatzusammenhänge können schwerer ermittelt werden, da die Banden heute hier, morgen dort agieren.

„Vordergründig wird das Oberbergische von Banden aus dem Kölner Raum heimgesucht“, erklärte Kriminaloberrat Peter Sperber, Direktionsleiter Kriminalität. Dies zeigt sich auch an der Belastung der Kommunen. An stärksten sind mit Engelskirchen, Gummersbach und Wiehl die Kommunen betroffen, die direkt an der A4 liegen. In Hückeswagen, Lindlar, Morsbach, Waldbröl und Wipperfürth sind Wohnungseinbruchsdiebstähle seltener – der Weg zur A 4 aber auch weiter. Seit 2011 verzeichnet die Polizei einen kontinuierlichen Anstieg bei Wohnungseinbruchsdiebstählen, im gesamten Kreis gab es in 2014 687 Fälle (2013: 597). Die Aufklärungsquote lag bei 18 Prozent. „Auch wenn sich diese Zahl nicht besonders hoch anhört, im Landesvergleich ist unsere Aufklärungsquote sehr hoch“, erklärte Sperber.

Auch bei den Rauschgiftdelikten verzeichnete sich im Vorjahresvergleich ein deutlicher Anstieg (38 Prozent). „Dies ist mit den stärkeren Kontrollen in diesem Bereich zu erklären“, so Gosebruch. Erfreulich ist jedoch, dass es auch im Jahr 2014 keinen Drogentoten im Oberbergischen Kreis gab. Auch die Gewaltkriminalität ist um 3,5 Prozent gesunken. Verzeichnete die Polizei hier 2013 noch 464 Fälle, waren es 2014 448 Fälle, von denen 357 aufgeklärt wurden (Quote: 80 Prozent). Die Straßenkriminalität sank um 2,5 Prozent.

Auch wenn es 2014 vier Straftaten mehr gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab als noch im Vorjahr, sind die Zahlen in den vergangenen vier Jahren insgesamt deutlich zurückgegangen. Mit beinahe 87 Prozent war die Aufklärungsquote bei Sexualstraftaten im vergangenen Jahr sehr hoch. Dies ist aber auch mit der traurigen Tatsache zu erklären, dass 38 Prozent der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung dem Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen zuzuordnen ist. „In den meisten dieser Fälle kennen sich Täter und Opfer. Die Identifizierung des Täters ist also nicht das Problem, eher der Strafnachweis“, so Sperber.

Immer häufiger wird das Internet zum Tatmitteln (+ 10,5 Prozent), insbesondere bei den Delikten Warenbetrug, Warenkreditbetrug und der Verbreitung von Kinderpornographie. Positiv dagegen ist, dass 2014 kein oberbergischer Senior einem Betrugsversuch am Telefon auf den Leim gegangen ist. Dies ist wohl auch der Präventionsarbeit der Polizei zu verdanken: 2014 wurden 300 Senioren sowie 4.000 Schüler im Rahmen von Präventionsveranstaltungen über Themen wie Einbruchsschutz, Schockanrufe und Cyber-Mobbing aufgeklärt. 1.547 Bürger nahmen an Veranstaltungen zum Thema Einbruchsschutz durch technische Prävention teil.

„Wir werden in unserem Bestreben nach Sicherheit für die oberbergische Bevölkerung nicht nachlassen“, versicherte Landrat Hagen Jobi und forderte auch die Bürger zur Mithilfe in Sachen Einbruchdiebstahl auf: „Hier ist der aufmerksame Bürger der wichtigste Verbündete der Polizei. Man sollte ohne zu zögern die 110 wählen, wenn einem etwas Verdächtiges auffällt“, so Jobi.

Kay Wegermann, Bezirksvorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK) im Oberbergischen Kreis, sieht aber auch die Politik in der Verantwortung und fragt: „Wie sollen die umfangreichen polizeilichen Aufgaben erfüllt werden, wie soll Kriminalität verhütet, bekämpft und aufgeklärt werden, wenn statt der für die oberbergische Kreispolizei erforderlichen 40 zusätzlichen Polizisten, von denen die Hälfte in der Kripo einzusetzen ist, zunehmend weniger Nachwuchs in unsere Region kommt?“ Schon 2013 hätten die oberbergischen Polizisten etwa 25.000 Überstunden geleistet, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und den anstehenden Pensionierungen könnte diese Zahl noch steigen. „Mehr Polizisten braucht das Land – Einbrecher hat Oberberg genug!“, erklärte Wegermann.
WERBUNG