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Schwere Verkehrsunfälle auffallend häufig

fj; 9. Feb 2015, 14:41 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li.) Polizeihauptkommissar Frank Rösner, , Polizeihauptkommissar Joachim Höller, Kreisdirektor Jochen Hagt und Polizeidirektor Rainer Gosebruch.
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Schwere Verkehrsunfälle auffallend häufig

fj; 9. Feb 2015, 14:41 Uhr
Oberberg - Die heute in Gummersbach vorgestellte Verkehrsstatistik für den Oberbergischen Kreis zeigt, dass zu schnelles Fahren die Unfallursache Nummer eins bleibt – Neun Verkehrstote im vergangenen Jahr.
Etwa die Hälfte der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzen und Getöteten ereignet sich im Oberbergischen Kreis außerorts. Dies geht aus der Verkehrsstatistik 2014 hervor, die Kreisdirektor Jochen Hagt heute gemeinsam mit Polizeidirektor Rainer Gosebruch, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Polizeihauptkommissar Joachim Höller, Leiter der Direktion Verkehr, und Polizeihauptkommissar Frank Rösner, Leiter der Führungsstelle Verkehr, vorstellte. „Der Killer Nummer eins auf Oberbergs Straßen ist nach wie vor die zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit“, so Hagt.

Im vergangenen Jahr gab es auf Oberbergs Straßen neun Todesopfer zu beklagen, eins weniger als im Vorjahr. 254 Menschen wurden schwer verletzt (minus 1). Weiterhin ereignen sich schwere Verkehrsunfälle im Oberbergischen auffällig häufig. „Sorgenkinder bleiben insbesondere die Landstraßen, die teilweise in sehr schlechten Zustand sind. Ursachen für Unfälle auf den Landes- und Bundestraßen sind zu hohe Geschwindigkeit sowie Unaufmerksamkeit, beispielsweise durch die Benutzung des Smartphones, in Zusammenhang mit einem immer schlechteren Zustand der Straßen“, erklärte Goseburch. Jüngst hatte der Verkehrssicherheitsrat mit seiner Forderung, deutschlandweit auf schmalen Landstraßen die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf 80 zu senken, Aufmerksamkeit erregt. „Das wird im Oberbergischen schon längst praktiziert“, so Hagt. „Wo Straßen in schlechtem Zustand sind, wird die Höchstgeschwindigkeit reduziert. Das ist keine Schikane, sondern dient der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.“

Dabei gilt im Oberbergischen der Grundsatz: Je schwerer die Unfallfolgen, desto häufiger ist zu hohe Geschwindigkeit die Ursache. Sieben der insgesamt neun getöteten Unfallopfer verunglückten außerorts. Mit Aktionen wie dem Blitzmarathon oder dem Präventiv-Projekt „Crashkurs“, das sich speziell an junge Fahrer richtet, will die Polizei darum weiter präventiv agieren. Bei der Verkehrsüberwachung im Bereich Geschwindigkeit hat die oberbergische Polizei ihre Tätigkeiten im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um rund 20 Prozent gesteigert.

Insgesamt 813 Verkehrsunfälle mit Personenschäden ereigneten sich im vergangenen Jahr. Dies sind 26 mehr als im Vorjahr. Besonders häufig kracht es im Sommerhalbjahr an den Wochenenden. Auch in der neusten Statistik stehen mit Marienheide, Wipperfürth und Waldbröl Kommunen mit vielen Außerortsstraßen oben in der Liste mit den meisten Unfällen mit Personenschaden. Angeführt wird dieses Ranking erstmals von Hückeswagen. Insgesamt liegt der Oberbergische Kreis bei der Verunglückten-Häufigkeit unter dem Landesdurchschnitt. Bei der Zahl der Schwerverletzten aber deutlich darüber. In Engelskirchen kommen die wenigsten Menschen durch Unfälle zu Schaden.

Doch auch gute Nachrichten konnte Höller verkünden. 2014 verstarb kein Kind bei einem Verkehrsunfall, insgesamt ist die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder um 27 Prozent gesunken (2013: 50; 2014: 37). Auch die Unfallzahl bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren ist weiter zurückgegangen (minus 2,8 Prozent). Trotzdem zeichnet diese Personengruppe, die an der Oberbergischen Gesamtbevölkerung einen Anteil von nur sieben Prozent ausmacht, für 20 Prozent aller Unfälle verantwortlich. Bei den Unfällen, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind, bilden sie mit 23,6 Prozent die traurigen Spitzenreiter.

Die Anzahl der Motorradunfälle ist im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent gestiegen. „Wir führen das auch auf den milden Winter zurück“, erklärte Höller, dass die ersten Unfälle mit Kradfahrern schon im Februar und März verzeichnet wurden. Von 105 verunglückten Motorradfahrern waren 67 auch die Verursacher der Unfälle, die sich besonders häufig in Hückeswagen, Wipperfürth und Lindlar ereigneten. Das Durchschnittsalter dieser Personengruppe lag bei 42,2 Jahren. „Hierbei handelt es sich um die sogenannten Wiedereinsteiger, die sich nach einer längeren Pause wieder auf das Motorrad setzen – und die Kräfte oftmals leider völlig unterschätzen“, erklärte Gosebruch. Jedoch: Im Kreisnorden hatten 73 Prozent der verunfallten Kräder eine auswärtige Zulassung, im Süden waren dies immerhin noch 36 Prozent.

Über eine Unfallflucht sollte man im Oberbergischen zweimal nachdenken. „Wir machen uns große Mühe, möglichst alle Fälle aufzuklären“, so Höller. Für das Engagement der Beamten sprechen die Zahlen: Oberberg kann die zweitbeste Aufklärungsquote bei Unfallfluchten in ganz Nordrhein-Westfalen vorweisen. Bei Unfallfluchten mit Personenschaden die achtbeste.

In Sachen Verkehrsunfallbekämpfung möchten die Beamten in 2015 „noch eine Schippe drauflegen“. Insbesondere will sich die Polizei auf Außerortsstraßen konzentrieren, die als Unfallstrecken analysiert wurden. Hier rangiert die B 55 zwischen Engelskirchen-Hardt (Einmündung L 302) und Ründeroth (Einmündung im Krümmel) auf dem traurigen ersten Platz. Doch auch an allen anderen Stellen ist mit Kontrollen zu rechnen. „Doch letztendlich sind wir bei unserem Ziel, Oberbergs Straßen möglichst sicher zu machen, vor allem auf die Einsicht der Verkehrsteilnehmer angewiesen“, appellierte Hagt daran, Ruhe und Vorsicht walten zu lassen, sobald man sich hinters Steuer setzt.
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