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BDK warnt: In Oberberg fehlen 40 Polizisten

Red; 5. Jun 2014, 14:00 Uhr
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BDK warnt: In Oberberg fehlen 40 Polizisten

Red; 5. Jun 2014, 14:00 Uhr
Oberberg - Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schlägt Alarm und fordert mehr Polizeibeamte für Oberberg: „Sonst ist es mit der Sicherheit für unsere Bürger vorbei!“
Komplette oder teilweise Schließung von Polizeiwachen, Wegfall der Kriminalwache, Reduzierung der Streifenwagen, tausendfache Überstunden, massive Ausfälle durch Krankheit. „Wie viele Warnzeichen braucht die Politik eigentlich noch, um dem Zerfall der Sicherheit in unserer ländlichen Region Einhalt zu gebieten? Wann erhält die Behörde endlich das einsatzfähige Personal, das sie zur Aufgabenbewältigung braucht?“ fragt Kay Wegermann, Bezirksvorsitzender des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) im Oberbergischen Kreis.

Anlässlich der Vorstellung der bundesweiten Kriminalstatistik stellt Wegermann fest: „Die Statistik ist nur eine Seite der Medaille. Tatsächlich hatte die oberbergische Kripo im Jahr 2013 mehr als doppelt so viele Fälle zu bearbeiten, als statistisch erfasst werden durften. In den letzten acht Jahren stieg die Vorgangsbelastung um knapp 30 Prozent, das Personal wurde hingegen seit 2005 um zwölf Prozent verringert.“ In diese Belastung nicht eingerechnet seien hochgerechnet 2.800 Fälle von Wirtschaftsspionage und –betrug mit einem Schaden von bis zu 300 Millionen Euro für den Mittelstand allein im Oberbergischen. Ebenfalls nicht eingerechnet sind laut Wegermann hunderte Anfragen von Betroffenen, denen täglich tausendfach Betrügereien, Erpressungen sowie Daten- und Identitätsdiebstähle durch internationale Computerkriminalität drohen. Hierbei handelt es sich fast ausnahmslos um statistisch irrelevante wie gleichermaßen ermittlungsintensive Auslandsstraftaten wie beispielsweise den „BKA-Trojaner“ oder den „Hacker-Angriff“ auf das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR).

„Meine Kolleginnen und Kollegen investieren pro Fall Stunden, Tage oder auch Wochen in die digitale Spurensicherung und -auswertung. Dann stellen sie fest, dass die Tat einen Auslandsbezug hat, dürfen sie statistisch nicht erfassen und bekommen mangels Arbeits- und Belastungsmessung keine personelle Unterstützung“, erklärt Kay Wegermann das Dilemma. Das sei abstrus und er warte auf den Moment, in dem die Politik aus Gründen der Personalreduzierung entscheide, dass beispielsweise von im Ausland zugelassenen Fahrzeugen verursachte Verkehrsunfälle oder durch südosteuropäische Banden begangene Einbrüche und Raubüberfälle nicht mehr zu erheben seien. „Hierdurch könnte die Statistik leicht ein viel rosigeres Unfall- und Kriminalitätsbild malen. Die Bürger und Wirtschaftsunternehmen wären damit aber im doppelten Wortsinne Diebstahl, Lug und Betrug machtlos ausgeliefert“, erklärte Wegermann weiter.

Der BDK fordert 40 zusätzliche Polizisten für die oberbergische Kreispolizei, von denen die Hälfte in der Kripo einzusetzen ist. Diese Forderung unterstrich der Vorsitzende des Kriminalisten-Verbandes jüngst auf der Mitgliederversammlung mit belastbaren Zahlen: „Mit Dummys lässt sich kein Staat machen. Ich kenne kein Parlament, in dem Pappkameraden oder Schaufensterpuppen politische Präsenz oder gar Handlungsfähigkeit vortäuschen; da wird sofort nachgerückt, wenn ein Abgeordneter ausfällt.“

Der Finanzminister würde seinem Innenminister hingegen zumuten, bei der Polizei mit Zielsollstärken und Luftbuchungen zu operieren sowie die Behörden mit ihren nicht mehr zu verkraftenden Ausfällen allein zu lassen. NRW brauche 4.000 Polizisten mehr, die Kripo davon die Hälfte. „Und in Oberberg benötigen wir sofort ein Prozent, also 40 Kolleginnen und Kollegen, sonst ist es mit der Sicherheit für unsere Bürger vorbei. Das besagte Licht am Ende des Tunnels stammt dann von der Lok des Verbrecherzuges, der unsere Polizei auf einspuriger Strecke zwischen Hoffnungsthal und Honrath frontal treffen und gänzlich aus der Bahn werfen wird“, erklärte Wegermann abschließend in Gummersbach.
  
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