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'Das wird mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig'

nh; 6. Jun 2018, 13:20 Uhr
Archivbilder --- Die Übungen der Kinder- und Jugendfeuerwehr besuchte Hans-Uwe Koch immer sehr gerne als Gemeindebrandinspektor.
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'Das wird mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig'

nh; 6. Jun 2018, 13:20 Uhr
Reichshof - Am kommenden Samstag übergibt Gemeindebrandinspektor Hans-Uwe Koch den Staffelstab endgültig an seinen Nachfolger Christoph Dick - In diesem Jahrtausend gab es in Reichshof keinen anderen Feuerwehr-Chef.
Von Nils Hühn

Wer ist der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Reichshof? In diesem Jahrtausend lautete die Antwort darauf immer „Hans-Uwe Koch“. Zum Vergleich: Der 1. FC Köln verschliss im selben Zeitraum 16 Trainer. Wer aber meint, dass die Leitung einer Freiwilligen Feuerwehr ein Zuckerschlecken sei, der täuscht. „Es gab Situation, in denen es sogar persönlich wurde“, erinnert sich Koch. Zu den wenigen Tiefpunkten zählte unter anderem der öffentliche Streit mit der Löschgruppe Wildberg, der in der Auflösung der ältesten Reichshofer Löschgruppe mündete. „Man kannte ja die Kameraden. Das war schon sehr bitter“, so der scheidende Gemeindebrandinspektor.

Absoluter Tiefpunkt in der 18-jährigen Koch-Ära war allerdings die Serie eines Brandstifters, der in Reichshof sein Unwesen trieb. „Pyromanen in den eigenen Reihen zu haben, ist das Schlimmste“, erinnert sich Koch nur ungern. Über mehrere Jahre hinweg gab es in Reichshof immer wieder Brandstiftungen und letztlich stellte sich heraus, dass der Feuerteufel ein Reichshofer Floriansjünger war. „Wir mussten wieder viel Vertrauen aufbauen“, war auch die Zeit danach nicht einfach für die Wehrführung.

[Bürgermeister Rüdiger Gennies und der Gemeinderat ernannten Hans-Uwe Koch (links) zum Ehren-Gemeinde-brandinspektor.]

Aber im Rückblick überwiegen bei dem 55-Jährigen die schönen Momente. „Immer, wenn ich die Jugend- oder Kinderfeuerwehr sehe, dann freue ich mich“, ist Koch stolz auf die intakte Ausbildung an Nachwuchskräften. Besonders gerne besuchte er die Jugend-Zeltlager, die Großübungen oder Berufsfeuerwehrtage. „Wenn die Kinder mit ihren Uniformen durch die Gerätehäuser flitzen, dann ist das immer wieder ein toller Anblick.“ Seit Jahren bewegt sich der Mitgliederstand auf hohem Niveau. Mit 600 Mitgliedern ist die Reichshofer Wehr die zweitgrößte im gesamten Oberbergischen Kreis.

„Es muss sich etwas tun“, hatte sich Koch gedacht, als er Ende 1999 durch den Reichshofer Rat zum Gemeindebrandinspektor bestellt wurde. „Gut war natürlich, dass ich den Prozess so lange begleiten durfte.“ Unter seiner Führung wurden alle Gerätehäuser neu gebaut oder umfassend saniert. In Hunsheim beginnen die Arbeiten kommenden Monat. Auch der Fuhrpark sei in einem guten Zustand. „Mittlerweile deckt er die tatsächlichen Bedarfe einer Flächen-Feuerwehr mit vielen Autobahn-Kilometern ab.“

Froh ist der 55-Jährige, dass unter seiner Führung kein Feuerwehrmann verunglückte. „Es gab zwar kleinere Unfälle, aber es ist nichts Gravierendes passiert“, hofft er, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Der Übergang wird geräuschlos über die Bühne gehen, ist sich der langjährige Chef sicher. Nachfolger Christoph Dick und die neuen Stellvertreter André Hombach sowie Gregor Knaupe würden ein gutes Führungstrio bilden. Die Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte sowie die Optimierung der technischen Ausstattung stünden für die neue Wehrführung nun ganz oben auf der Prioritätenliste. „Und mit dem neuen Brandschutzbedarfsplan besteht für sie die Möglichkeit, alle Belange der Feuerwehr offiziell anzupacken.“


[Aus dem Jahr 2002 stammt das erste Bild von Hans-Uwe Koch im OA-Archiv, das den Gemeindebrandinspektor bei der Beerdigung des ehemaligen Gemeindebrandmeisters Heinz Köster zeigt.]

Auch wenn Hans-Uwe Koch vom Reichshofer Rat bereits zum Ehrengemeindebrandinspektor ernannt wurde, will Koch noch nicht in den passiven Teil wechseln. „Für die Ehrenabteilung fühle ich mich mit 55 Jahren zu jung“, will er in seiner Heimat-Löschgruppe Odenspiel wieder als gemeiner Feuerwehrmann einsteigen. Dort wird er aber keine Funktionen übernehmen. „Das wird mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig“, glaubt Koch. Aber nach den ersten Einsätzen wird sich sicher jeder daran gewöhnt haben, Koch nicht mehr bei der Einsatzleitung, sondern bei den Schlauch- und Wassertrupps zu sehen.

Obwohl seine Dienstzeit offiziell schon am 31. Mai endete, wird Hans-Uwe Koch am kommenden Samstag durch die Jahresdienstbesprechung führen und den Bericht für das Jahr 2017 vortragen. Dies wird dann der letzte offizielle Akt als Gemeindebrandinspektor sein, ehe er den Staffelstab an Christoph Dick weitergibt und feierlich von den Kameraden verabschiedet wird.
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