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Freundschaft ist Definitionssache

cn; 18. May 2009, 00:46 Uhr
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Freundschaft ist Definitionssache

cn; 18. May 2009, 00:46 Uhr
(cn/17.5.2009-23:30) Von Christian Neeb
Waldbröl - Am Samstag feierte 'Haus ohne Aussicht - eine Komödie unter Männern' von Peter Buchholz Premiere im WKTheater, das in diesem Jahr auf ein 20-jähriges Bestehen zurück blickt.
[Bilder: Christian Neeb - Ende einer verhängnisvollen Affäre: Olaf (Ralf Tenbrake) verlässt nach sieben Jahren Martina (Vera Bray), die Frau seines Freundes Georg.]

'Ich werde nur noch die Fassade einreißen.' Mit dieser Drohung endet die Affäre zwischen Olaf und Martina. Das prickelnde Detail: Martina ist die Frau von Olafs Freund Georg. Nun schickt sich die abservierte Geliebte an, das nächste Treffen der Freundesclique mit der schockierenden Enthüllung zu torpedieren. Seit Jahr und Tag treffen sich Olaf und Georg mit Philip und Leo zum feucht-fröhlichen Männertreffen.



[Der Betrogene und der Betrüger, die Katastrophe zwischen Olaf und Georg (Kaspar Zekorn) nimmt seinen Lauf.]

Ein 9er Eisen und ein doppelter Vodka ist alles, was das Männerherz begehrt. Scheinbar. Denn tatsächlich bestimmen die (gescheiterten) Beziehungen zum anderen Geschlecht die komplette Konversation zwischen den Freunden. Und tatsächlich, die Offenbarung des siebenjährigen Betruges stellt die 'Freundschaft' der bunten Truppe auf eine harte Probe. Der skrupellose Architekt, der gehörnte Grundschullehrer, der schwule Zahnarzt und der sexistische Prolet. Alle haben Geheimnisse voreinander, die an dem schicksalhaften Wochenende zum Vorschein kommen und innerhalb weniger Momente das Beziehungsgeflecht zerstören.

So unwahrscheinlich die Akteure, so real die Konflikte und Konstellationen. Denn statt einer autenthischen Charakterisierung möglicher Menschen dienen die überspitzten Figuren in dem Stück aus der Feder von Peter Buchholz einer bissigen Gesellschafts- und Geschlechterkritik. Unter der Leitung von Regisseur Thorsten Kuchinke gibt sich die motivierte Darstellerriege daran, der Generation Spaßgesellschaft das Lied vom Tod zu spielen. Die Oberflächlichkeit der Beziehungen spiegelt sich in den klischeebeladenen Figuren, die sich nach zehnjähriger Freundschaft im Grunde vollkommen fremd sind. Wer dem Titel folgend bei 'Haus ohne Aussicht' mit einer Komödie rechnet, wird, durchaus beabsichtigt, enttäuscht werden. Denn 'unter Männern' geht es nur um das Überleben des Stärkeren und den schönen Schein. Eine bittere Erkenntnis nach einem gelungenen Theaterabend.



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