Archiv

Großbrand zerstört Teil der Wipperfürther Heimatgeschichte

ch; 23. Apr 2009, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Großbrand zerstört Teil der Wipperfürther Heimatgeschichte

ch; 23. Apr 2009, 00:00 Uhr
(ch/8.4.2009-10:45 AKTUALISIERT 23:00) Von Christian Herse
Wipperfürth - Diese Nacht ist die ehemalige Gaststätte Hebbinghaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und hat nach OA-Informationen mittlerweile einen Tatverdächtigen festgenommen. 110 Einsatzkräfte brauchten über drei Stunden, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Zwei Drehleitern und das DRK waren im Einsatz. Video von den Löscharbeiten.
[Bilder: Christian Herse --- Meterhoch schlugen die Flammen aus dem Restaurant- Gebäude. Die Löscharbeiten sind nach über sieben Stunden immer noch nicht abgeschlossen.]

Der Schrecken steckte vielen Bewohnern von Hämmern am frühen Morgen noch in den Gliedern. Um 3 Uhr wurden sie unsanft von zahlreichen kleineren Explosionen aus dem Schlaf gerissen und sahen bei einem Blick aus dem Fenster den Grund für die nächtliche Störung: Die ehemalige Gaststätte „Haus Hebbinghaus“ stand in vollen Flammen. Umgehend riefen die Anwohner die Feuerwehr, die mit den Einheiten Wipperfürth und Hämmern ausrückte. Am Einsatzort angekommen, erkannten die Rettungskräfte das ganze Ausmaß des Feuers und ließen umgehend die Kameraden aus Dohrgaul sowie den Löschzug Hückeswagen nachalarmieren.

[Aus drei verschiedenen Seiten mussten die Feuerwehrleute die immer wieder auflodernden Flammen bekämpfen.]

„Bei Eintreffen der ersten Einheiten stand das Obergeschoss und der Dachstuhl bereits im kompletten Vollbrand“, berichtete Wehrführer Siegfried Förster. Zudem konnte er nicht ausschließen, dass sich in dem heutigen Chinarestaurant noch Personen zum Zeitpunkt des Brandausbruchs aufhielten: „Während wir das Erdgeschoss noch durchsuchen konnten, hatten wir in den oberen Etagen keinerlei Chancen mehr.“ Aus diesem Grund wurde neben dem Wipperfürther Rettungswagen auch der Notarzt zur Einsatzstelle gerufen. Um der Flammen Herr zu werden, wurden die beiden Drehleitern aus Wipperfürth und Hückeswagen an der Frontseite des Gebäudes positioniert, von wo aus sie das Feuer von oben bekämpften. Zudem wurden von den Längsseiten weitere Löschangriffe aufgebaut. Das notwendige Wasser wurde dabei aus der Wupper bezogen, die unmittelbar an dem betroffenen Grundstück vorbeifließt.

[Das Gebäude ist wahrscheinlich einsturzgefährdet und muss abgerissen werden.]

Trotz der umfangreichen Maßnahmen der 110 Einsatzkräfte gelang es zunächst nicht, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Über drei Stunden verstrichen, ehe eine weitere Ausbreitung des Feuers verhindert werden konnte. Es ist davon auszugehen, dass die Gaststätte einsturzgefährdet ist und abgerissen werden muss. Mit viel Wehmut betrachteten die Anwohner und Feuerwehrleute die Flammen, die diese Nacht nicht nur das Restaurant zerstört, sondern den Wipperfürthern auch einen Teil Heimatgeschichte geraubt haben. „Früher gab es in Hämmern acht Kneipen. Das war die letzte Stube, wo wir uns regelmäßig mit den Vereinen getroffen haben“, erinnerte sich ein Kamerad. Zur Versorgung der eingesetzten Feuerwehrleute wurde zudem das Deutsche Rote Kreuz aus Hückeswagen, Marienheide und Wipperfürth alarmiert, die mit 16 Mann vor Ort waren. Während den Löscharbeiten musste die B237 zeitweise komplett gesperrt werden, was besonders am morgendlichen Berufsverkehr für Staus sorgte. Die Löschgruppe Hämmern war bis in den Nachmittag vor Ort, um kleinere Glutnester abzulöschen . Der Sachschaden wird auf eine halbe Millionen Euro beziffert.

Zeugen äußerten sich gegenüber der Polizei, dass die Flammen an verschiedenen Stellen in dem Gebäudekomplex ausgebrochen seien. Sie erkannten außerdem mehrere Personen, die zunächst zu Fuß flüchteten und anschließend mit einem Auto davon fuhren. Die sofort eingeleiteten überregionalen Ermittlungen führten zur Identifizierung von zumindest einem Täter. Polizeibeamte hatten im Raum Remscheid zwei verdächtige Männer und eine Frau überprüft, die mit einem Auto unterwegs waren. Die Beamten notierten die Personalien und Auffälligkeiten an Personen, Kleidung und Fahrzeug.

Diese besonderen Merkmale waren auch den Zeugen an den verdächtigen Personen am Restaurant aufgefallen. Damit lagen der Polizei neben der Beschreibung der Verdächtigen auch Personalien vor. Die weiteren Ermittlungen führten nun nach Remscheid. Dort nahmen die Ermittler einen 32-Jährigen in dessen Wohnung fest. Er wird morgen dem Haftrichter vorgeführt. Die Polizei setzte zur Erstellung von Lichtbildern einen Hubschrauber ein. Die Ermittlungen werden morgen gemeinsam mit einem Sachverständigen fortgesetzt. Gleichzeitig stöbert ein Brandmittelspürhund nach Brandbeschleuniger.

WERBUNG