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Nein zur geplanten Entlastungstraße

us; 20. Oct 2018, 14:08 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Anhand eines Filmtrailers visualisierten Maik Greb und Pia Wagener (v.l. hinten) den Zuschauern die geplante Trasse durch Morsbach, über Niederwarnsbach, Seifen, Oberwarnsbach, Ellingen, Korseifen und Wendershagen in Richtung A4 oder A45.
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Nein zur geplanten Entlastungstraße

us; 20. Oct 2018, 14:08 Uhr
Morsbach- Bei der gestrigen Gründungsversammlung der Bürgerinitiative Morsbacher Bergland hielten die Initiatoren flammende Plädoyers gegen den Neubau der überregionalen Straßenanbindung von Morsbach in Richtung Erdingen.

Von Ute Sommer

Als Sprecher der Bürgerinitiative Morsbacher Bergland freuten sich Maik Greb und Pia Wagener gestern über die riesige Resonanz auf die Einladung zur Gründungsversammlung, der nicht nur Anwohner des ehemaligen Schulbezirks Ellinger Grund, sondern auch Ratsvertreter aller Fraktionen sowie Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski ins Ellinger Bürgerhaus gefolgt waren.

[Bei der Gründungs-versammlung der BI Morsbacher Bergland platzte das Ellinger Bürgerhaus fast aus allen Nähten.]

„Unser erklärtes Ziel ist es den Bau der Trasse zu verhindern, ohne den Gesprächsfaden mit deren Befürwortern abzuschneiden", erklärte Greb zuvor und begrüßte Vertreter anderer Bürgerinitiativen aus dem Homburger Land und Reichshof. Er rekapitulierte die Hintergründe der konzipierten Verbindungsstraße, nachdem der  Morsbacher Bau-und Umweltausschuss in seiner Sitzung vom 12. Juni die Verkehrsentlastung des Ortskerns sowie die bessere Anbindung des Schwerlastverkehrs Richtung A4 und Sauerlandlinie beschlossen hatte.

Die derzeitigen Anbindungen über die L336 sowie die L324 seien für das hohe Verkehrsaufkommen nicht ausreichend dimensioniert und wiesen zudem hohen Sanierungsbedarf auf. Also wurde der Oberbergische Kreis einstimmig beauftragt, die Pläne einer neuen Entlastungstrasse weiter zu verfolgen, woraufhin auf einer Bürgerversammlung am 10. Juli ein "konfliktarmer Korridor" zwischen Morsbach, Schlechtingen, Reichshof und Erdingen vorgestellt wurde. Die entsprechende Planverfolgung wurde dabei von Jörg Timmermann von der Oberbergischen Aufbaugesellschaft empfohlen.

„Wir sehen das anders", stellten sich Greb und Wagener dem konsequent entgegen. Argumentationshilfe leisteten Udo Ottersbach und Christoph Gehrke, Sprecher der BI Wildenburger Land, die seit dreieinhalb Jahren Widerstand gegen die sich ausweitende Windkraftindustrie in ihrer  Region leisten. „Vom anzunehmenden Anstieg des Verkehrsaufkommens sind auch wir betroffen, denn die Trasse verläuft in etwa parallel zur Landesgrenze Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz". Mit Hinweis auf mehrere Gewerbe-und Wohngebiete in und um Lichtenberg, verschiedene Wohnparks, die geplante Forensik, das ALHO Industriegebiet und die anstehenden Rodungsarbeiten im Zuge des Ausbaus der L278 Morsbach-Wissen verdeutlichten sie die massiven Eingriffe und großräumige Versiegelung der heimischen Landschaft.


„Wir sind allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Täter", warnten beide davor, Diskussionen dogmatisch und eindimensional zu führen. „Helfen Sie mit, dass Ihre Heimat nicht in den Fleischwolf kommt", forderten sie die Zuhörer auf, auch eigene Konsumhaltung und Lebensstil kritisch zu hinterfragen.

Im Anschluss stellte Maik Greb die Machbarkeitsstudie der Umgehungsstraße als einseitig dar, wobei von "konfliktarm" keine Rede sein könne. Die geplante Trassen-Führung laufe fast komplett über Privatbesitz, stelle eine Existenzbedrohung der Landwirte dar, führe zu beispielloser Freiraumzerschneidung, begründe erhebliche Belastung durch Lärm und Emissionen und sei Grund für die  Zerstörung von 140.000 Quadratmeter Naturfläche. „Neue Straßen ziehen neuen Verkehr an", bezeichnete er den "Entlastungsmythos" als Lüge. Seitens der BI Morsbacher Bergland forderte Pia Wagener "nicht mehr Straßen, sondern bessere Straßen" sowie die bedarfsgerechte Ertüchtigung der Landstraßen durch Sanierung und den Bau von Lärm-und Sichtschutzmaßnahmen.

Im Anschluss an die Versammlung schlossen sich 130 der Anwesenden mit Unterzeichnung des Mitgliedsvertrages der neuen Bürgerinitiative an. "Wir haben einige Hin- und Hergerissene überzeugen können und sind mehr als zufrieden", lautete das Fazit von Maik Greb.
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