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'Stattansichten' Waldbröls auf Leinwand

ls; 20. Jul 2018, 14:55 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Bürgermeister Peter Köster (Mitte) schaute heute bei den Künstlern im Bürgerhaus vorbei und verschaffte sich einen ersten Eindruck mit dem Künstler Uwe Appold. Beide schauten Maria Möller über die Schulter.
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'Stattansichten' Waldbröls auf Leinwand

ls; 20. Jul 2018, 14:55 Uhr
Waldbröl - An diesem Wochenende malen 19 Künstler ihre Ideen zur Waldbröler Innenstadt auf Leinwand – Die Ergebnisse sind ab dem 28. Juli in Geschäften der Innenstadt ausgestellt.
Von Leif Schmittgen

Die Idee ist so quer wie genial: Der Flensburger Künstler Uwe Appold hatte in der Vergangenheit schon verschiedene Projekte in Waldbröl geleitet. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt im vergangenen Jahr ist ihm der relativ hohle Leerstand an Ladenlokalen aufgefallen, weshalb er auf die Idee gekommen ist, die Waldbröler wach zu rütteln und wieder mehr in heimischen Geschäften- und nicht nur online - einkaufen zu gehen. „Letztlich sind ja die Bürger für die Schließung von Geschäften verantwortlich, da diese nicht mehr genügend Umsatz machen“, meint der Künstler.   


[Fatime Noukhani  beschäftigt sich mit der Religionsvielfalt in Waldbröl.]

Dagegen wollte er etwas tun und hat in Absprache mit der Verwaltung ein – zumindest in der Region – einzigartiges Projekt initiiert, was in den kommenden Tagen umgesetzt wird. Das Ergebnis, 25 Leinwände mit Gemälden sollen dann ab Samstag, 28. Juli, wie sollte es anders sein, in Waldbröler Geschäften, für acht Wochen zu sehen sein. „Stattansichten“ hat Appold sein Projekt genannt, denn „Statt“ stehe für „Alternativ“ und würde sich trotzdem auf die "Stadt“ beziehen. Dabei soll nicht nur das Warengebot in der Südkreismetropole in den Fokus des Betrachters rücken, sondern natürlich auch die Bilder. 19 Künstler aus der Umgebung hat er nun im Bürgerhaus um sich geschart, die ihre Gedanken zur Stadt auf je ein Mal ein Meter große Leinwände künstlerisch zu verewigen. Den Ideen zur Umsetzung sind dabei keine Grenzen gesetzt, natürlich muss es aber um Waldbröl gehen.


Fatime Noukhani lebt seit knapp drei Jahren in Waldbröl und beschäftigt sich an diesem Wochenende künstlerisch mit der Religionsvielfalt in der Stadt. Die im Iran aufgewachsene Afghanin findet es faszinierend, über den Tellerrand der eigenen Religion, den Islam, hinauszuschauen und fasst deshalb ihre Erlebnisse, die sie bei der Arbeit im buddhistischen Zentrum und bei den beiden Kirchen gesammelt hat, im Bild zusammen.  „Was dabei herauskommt, werden wir sehen“, sagt die 17-jährige Schülerin. Denn ein Kunstwerk entstehe bei ihr oft erst während des Malens. Seit ihrem achten Lebensjahr ist sie begeisterte Künstlerin.     


[Bernhard Kyborg zeigt einige "Sünden" Waldbröls im Bild.]

Konkretere Formen gibt es bei Bernhard Kyborg: Der 80-jährige Nümbrechter hat sein Bild im Kleinen nämlich bereits vorgemalt und überträgt es nun auf die große Leinwand. Im Zentrum des Bildes steht die „Bausünde“, das Merkurhaus. Wenn es nach seinem Wünschen geht, soll es möglichst bald gesprengt werden, was er auch unmissverständlich im Bild ausdrückt. Auch geschichtliche Sünden stellt er malerisch dar. So ist zum Beispiel die „Hitlermauer“ auf dem Bild zu sehen, die eins der dunkelsten Kapitel der Historie Waldbröls darstellt.   

Maria Möller stellt zwar ebenfalls das Merkurhaus dar, im Zentrum ihrer Collage steht allerdings der Marktplatz als Herzstück Waldbröls. Außerdem winden sich unter anderem die Kirchen wider, alles umrahmt von grüner Farbe. „Die Stadt liegt ja mitten im Grünen“, begründet die Künstlerin aus Reichshof. Auch mit Grün im Außenbereich, aber völlig „gegenstandslos“ beschäftigt sich Wiltrud Reich mit dem Thema. Sie „spritzt“ Farben auf insgesamt drei Leinwände und beginnt in der Mitte mit der Farbe Bau: „Das soll den Fluss Bröl als Lebensader darstellen“, verrät sie.   
 
[Wiltrud Reich arbeitet im Freien, weil sie die Farben teilweise über das Bild spritzt.]

Insgesamt 25 Leinwände werden dann in den Läden der Innenstadt für acht Wochen zu sehen sein. Eine Folgeausstellung ist laut Appold auch schon geplant. Ort und Zeit werden später bekannt gegeben, „wir befinden uns noch in Verhandlungen“, sagt der Flensburger Organisator. Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 28. Juli, um 14 Uhr mit einem Stadtrundgang zu den teilnehmenden Geschäften. Start ist am Bürgerhauskeller.   
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