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Influenza: Der Höhepunkt kommt noch

fj; 23. Feb 2018, 11:05 Uhr
Bild: privat --- Antibiotika sind gegen die Virus-Erkrankung Influenza unwirksam, der Arzt kann nur die Symptome lindern. Die Genesung braucht Ruhe und Zeit – in der Regel zwei Wochen.
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Influenza: Der Höhepunkt kommt noch

fj; 23. Feb 2018, 11:05 Uhr
Oberberg – Die Ärzte in der Notaufnahme der Gummersbacher Klinik sehen täglich bis zu 15 Grippe-Fälle, die Influenza-Meldungen an das Gesundheitsamt erhöhen sich im Stundentakt – Trotzdem wird der Höhepunkt der Grippewelle wohl erst noch kommen.
Als dem Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises Anfang des Jahres noch so gut wie keine Grippefälle gemeldet wurden, wagte man schon darauf zu hoffen, dass eine große Grippewelle in diesem Jahr ausbleibt. Doch dann rollte die Welle vom Süden der Bundesrepublik aus los, den Oberbergischen Kreis hat sie dann vollends an den Karnevalstagen erreicht. Seitdem steigen und steigen die Zahlen. Die Wartezimmer der Haus- und Kinderärzte im Oberbergischen sind voll. „Mancher Hausarzt berichtet von dem vierfachen Patientenaufkommen“, weiß Kaija Elvermann, Leiterin des oberbergischen Gesundheitsamtes. „Allein in dieser Woche wurden uns 60 Fälle gemeldet (Stand: gestern), der Wert steigt stündlich und die Dunkelziffer liegt noch viel höher“, erklärt Elvermann, dass nicht jeder Patient einen Arzt aufsucht und auch nicht von jedem Patient Erregerproben analysiert werden.

In der dritten Februarwoche registrierte das Robert-Koch-Institut 24.000 Grippefälle deutschlandweit, 136 Menschen starben in dieser Grippesaison. In der vergangenen Woche hat die LVR-Klinik in Bonn einen Aufnahme- und Besucherstopp verhängt, der bis zu sieben Tagen andauern soll. Das ist für die Krankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl kein Thema, so Angela Altz, Sprecherin des Klinikums Oberberg: „Wenn es eng wird, werden die Patienten auf andere Stationen verlegt und dort behandelt“, erklärt sie. Dies geschieht derzeit im Krankenhaus in der Kreisstadt: Hier kommt die Innere Medizin, wo Grippe-Patienten behandelt werden, auf ihrer eigenen Stationen mit den Betten nicht mehr aus. Anfragen, ob Patienten aufgenommen werden können, gäbe es dabei auch von Kliniken aus Köln, berichtet Elvermann. „Doch der Versorgungsauftrag der oberbergischen Kliniken liegt im Oberbergischen Kreis, Patienten von außerhalb müssen notfalls abgewiesen werden.“

Vor allem immungeschwächte Patienten, die aufgrund der Grippe noch eine Lungenentzündung bekommen haben, werden von ihren Hausärzten in die Krankenhäuser überwiesen. „Stationär aufgenommen werden vor allem ältere Patienten mit Vorerkrankungen, die durch die Grippe so krank werden, dass sie nicht mehr ambulant versorgt werden können“, erklärt Altz. In der internistischen Notaufnahme sehen die Ärzte zurzeit täglich zwischen zehn und 15 Grippe-Fälle. Da bleiben natürlich auch Ansteckungen nicht aus – bei den Ärzten und beim Pflegepersonal. „Die Lage ist noch beherrschbar, aber langsam wird sie kritisch“, so Altz. Die Krankenhaus-Mitarbeiter liegen dabei nicht unbedingt selber mit Grippe im Bett, viele müssen sich auch um den erkrankten Nachwuchs kümmern und bleiben deshalb zu Hause.



Die Johanniter-Kindertagesstätte Ackerstraße in Bergneustadt hält momentan nur eine Bedarfsgruppe vor. „Von elf Mitarbeitern sind sechs krank, anders geht es also nicht“, erklärt Sabine Eisenhauer, Sprecherin des Johanniter-Regionalverbands Rhein.-/Oberberg. Von den insgesamt 22 Johanniter-Kitas in der Region ist die Bergneustädter Kindertagesstätte jedoch die einzige, die aufgrund des Krankenstandes der Mitarbeiter den Betrieb momentan nicht vollständig aufrechterhalten kann. „Natürlich sind auch in anderen Kitas Erzieher erkrankt, aber zum Glück läuft noch alles“, so Eisenhauer. Dabei ist auffällig: Der Krankenstand bei Kindern und Mitarbeitern in den beiden Wald-Kitas in Gummersbach und Lindlar ist vergleichsweise niedrig. „Ob dies nun daran liegt, dass Kinder und Mitarbeiter den ganzen Tag draußen sind, kann man nicht empirisch nachprüfen. Aber wir vermuten es – Bewegung an der frischen Luft stärkt schließlich das Immunsystem“, ist sich Eisenhauer sicher.

Neben Bewegung an der frischen Luft und einer gesunden Lebensweise empfiehlt die Leiterin des Gesundheitsamts häufiges Händewaschen, um sich vor einer Ansteckung mit der „echten“ Grippe, der Influenza, zu schützen: mindestens eine Minute und mit Seife. Da sich die Grippe durch Tröpfcheninfektion überträgt, rät sie auch dazu, nicht in die eigenen Hände zu niesen oder zu husten und Händeschütteln möglichst zu vermeiden. Auch eine Impfung sei jetzt noch sinnvoll, auch wenn der Wirkstoff sich erst nach zwei Wochen entfaltet: „Der Höhepunkt der Grippewelle steht uns noch bevor“, weiß Evermann. Kaltes Wetter begünstigt die Ausbreitung des Virus und so richtig frostig soll es im Oberbergischen erst noch werden: Meteorologen haben für die kommenden Woche Temperaturen bis in den zweistelligen Minusbereich vorausgesagt. Hat man sich doch angesteckt, rät die Amtsleiterin dazu, die Krankheit zu Hause vollständig auszukurieren, was in der Regel zwei Wochen dauert: „Sonst erhöht sich das Risiko für Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Lungenentzündung“, macht sie deutlich, dass die Influenza nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
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