Archiv

Insektensterben: „Dagegen kann jeder was tun“

fj,jh; 24. Oct 2017, 10:33 Uhr
Bild: privat --- Für die Natur unverzichter, aber leider immer seltener: Insekten.
ARCHIV

Insektensterben: „Dagegen kann jeder was tun“

fj,jh; 24. Oct 2017, 10:33 Uhr
Oberberg – Nach der Studie zum Insektensterben wehrt sich Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg, dagegen, die Landwirtschaft verantwortlich zu machen – Uwe Hoffmann vom NABU sagt: Jeder ist gefragt.
Von Fenja Jansen und Julian Heppe

Wenn das eigene Schlafzimmer im Sommer von weniger Mücken aufgesucht wird, als noch vor ein paar Jahren, ist das für viele Menschen eher ein Grund zur Freude. Wenn aber die Zahl der Insekten seit 1989 um knapp 80 Prozent zurückgegangen ist, versteht auch der größte Mücken-Feind, dass dies ein alarmierendes Ergebnis ist. Zu diesem kam eine Studie, die Ende der vergangenen Woche zuerst im Fachmagazin Plos one veröffentlicht wurde und von Mitgliedern des Entomologischen Vereins Krefeld erstellt wurde. Die Nachricht schlug ein und damit begann auch die Suche nach den Schuldigen. Dabei gerät auch immer wieder die Landwirtschaft in den Fokus: „Pestizide“, „Monokulturen“ und „intensive Düngung“ heißen hier die bekannten Stichwörter.

„So liegt es nahe, dass durch Praktiken der intensiven Landwirtschaft der Erhaltungszustand vieler Schutzgebiete massiv beeinträchtigt wird – und nicht zuletzt der von Insekten“, heißt es beispielsweise auf der Website des Naturschutzbundes (NABU) Deutschland. Für Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg, ist dies eine einseitige Schuldzuweisung, die weder fair noch zielführend sei. „Es ist in Mode gekommen, für alles Unheil der Welt die Landwirtschaft verantwortlich zu machen. Das kann so nicht weitergehen“, erregt sich Dresbach.

Dabei gebe es Bemühungen der Landwirte, durch Steigerung der Biodiversität die natürlichen Abläufe zu stärken. Hier verweist Dresbach unter anderem auf das Projekt „Summendes Rheinland“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft für ein erhöhtes Blütenangebot in Ackerbauregionen. „Die gesamte Gesellschaft muss sich ehrlich die Frage stellen, wie jeder von uns mit seinem Konsumverhalten zu Veränderungen in der Natur beiträgt. Dies gilt insbesondere für den rasant anwachsenden Individualverkehr mit den Folgen der großflächigen Bodenversiegelung“, appelliert der Landwirt.



Dass die Schuld nicht alleine bei den Landwirten gesucht werden sollte, findet auch Uwe Hoffmann vom NABU Oberberg. „Klar ist aber auch, dass der Einsatz von Pestiziden eine erhebliche Gefahr für Insekten darstellt und daher deutlich verringert werden sollte“, so Hoffmann. Für ihn steht aber ebenfalls fest: Jeder kann etwas daran tun, wenn es darum geht, das Insektensterben zu stoppen. Und jeder sollte ein Interesse daran haben, dass es aufhört: „Ohne Insekten würde ein wichtiger Teil der Nahrungskette fehlen, was andere Arten wie Vögel gefährdet. Insekten sind aber auch als Teil der Bestäubungskette unersetzlich“, erklärt Hoffmann, dass sich ohne Insekten auch viele Pflanzenarten nicht vermehren könnten.

Einig sind sich beide auch, dass es noch mehr Ursachenforschung geben muss. „Sobald konkrete Forschungsergebnisse vorliegen, ist die Landwirtschaft für Veränderungen bereit“, verweist Dresbach auf die Tatsache, dass selbst die Studie mit der Ursachen-Benennung vorsichtig ist. Bis hier weitere Ergebnisse vorliegen, könne aber jeder etwas für den Schutz der nützlichen Tiere tun, so Hoffmann: Nicht nur Landwirte, sondern jeder Gartenbesitzer sollte auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soweit es geht verzichten. „Lassen Sie auch mal ein Stück Grün wachsen. Legen Sie eine Bienenweide in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon an. Ein Garten ist Lebensraum für viele Tiere, lassen Sie ruhig ein Stück Unordnung zu, sterile Gärten mögen dem ein oder anderen schick vorkommen, sind aber ökologisch so gut wie tot“, so der Naturschützer. Auch die Kommunen fordert er dazu auf, auch mal ein Stück artenreiche Wiese wachsen zu lassen.

Tipps und Tricks zum naturnahen Gärtnern gibt der NABU hier. 
WERBUNG