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Grippaler Infekt stoppt André Greipel beim Radklassiker

pn; 11. Jun 2017, 19:45 Uhr
Bilder: Oliver Müller (Galerie 1-13), Michaela Schmitz (Galerie 14,15), Michael Kleinjung (Galerie 16-30) --- Auch dieses Jahr ging es bei 'Rund um Köln' durch das Oberbergische. Hier passiert das Hauptfeld den Frielingsdorfer Kreisel.
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Grippaler Infekt stoppt André Greipel beim Radklassiker

pn; 11. Jun 2017, 19:45 Uhr
Oberberg - Bei der 101. Auflage von 'Rund um Köln' hat der Lokalmatador nichts mit dem Sieg zu tun - Ein Österreicher siegt - Oberbergische Zuschauer säumten die Strecke. (Mit Video)
Von Peter Notbohm


Auch im ersten Jahr nach dem großen 100-jährigen Jubiläum hat 'Rund um Köln' nichts von seinem Flair verloren. Der traditionsreichste und älteste Radklassiker auf deutschem Boden bot auch in diesem Jahr bestes Radsportwetter und begeisterte zahlreiche Zuschauer an der Strecke. Daran änderten auch die Querelen im Vorfeld um den Rückzug des ehemaligen deutschen Weltstars Jan Ulrich als sportlichem Leiter des Eintages-Rennen nichts. Das Organisatoren-Duo Arthur Tabat und Alexander Donike konnte erneut zahlreiche internationale Rennställe an den Start schicken. 200 Radprofis aus 19 Teams nahmen die 206 Kilometer lange Strecke in Angriff, die über Agathaberg, Frielingsdorf und Lindlar zurück nach Köln führte. Die über 4000 Amateurfahrer, die den Kurs ebenfalls in Angriff nahmen, griffen unterdessen auf der verkürzten Runde an.


[Mr. 'Rund um Köln' Arthur Tabat begrüßte Zuschauer und Radsportler am Dimberg persönlich.]

Um 10:35 Uhr wurde das Profifeld, das mit klangvollen Namen gespickt war, an den Start am Kölner Hafen geschickt. Fast alle Augen waren dabei auf André Greipel gerichtet. Der Lokalmatador konnte in seiner Karriere zwar bereits über 140 Profisiege verbuchen, bei zuvor sechs Anläufen gelang es dem Hürther aber nie, sein Heimatrennen zu gewinnen. Auch dieses Jahr dürfte dem Topsprinter nicht in bester Erinnerung verbleiben. Vor einer Woche musste der Deutsche erstmals in seiner Karriere mit einem grippalen Infekt für drei Tage das Bett hüten und ging dementsprechend geschwächt in das Rennen.




Überhaupt ist der älteste noch stattfindende deutsche Radklassiker für seine Überraschungen bekannt. Im Vorfeld kann man nie abschätzen, ob es zum Massensprint kommt, oder sich eine Ausreißergruppe im Vorfeld absetzen kann. Zünglein an der Waage spielt dabei häufig der Teil des Rennens, der sich im oberbergischen Kreis abspielt. Gefürchtet dabei insbesondere der Abschnitt in Agathaberg, der liebevoll „die Hölle“ genannt wird. Der mit 27 Prozent steilste Anstieg des Rennens ließ schon manchen Fahrer kapitulieren. Bevor das Peleton allerdings diesen Berg hinaufklettern durfte, ging es über Linde-Reudenbach erstmals auf oberbergisches Terrain. Über Hartegasse und Frielingsdorf folgte der steile Anstieg, den Victor Campenaerts vom TLI Team Lotto NL – Jumbo als Erster bewältigen sollte. Angefeuert wurden die Fahrer dabei von den zahlreichen Radsportfans, die neben dem sportlichen Highlight auch das das Rahmenprogramm in den beiden oberbergischen Kommunen genossen.


[Der steile Dimberg verlangte den Profis bei heißen Temperaturen einiges ab.]

Auch Greipel lag zu diesem Zeitpunkt noch gut im Rennen und gehörte zu einer 50-köpfigen Gruppe, die sich vor dem Hauptfeld platziert hatte. Spätestens nach dem Abschnitt über Lindlar auf dem Weg über Hoffnungsthal nach Bensberg trennte sich aber die Spreu vom Weizen. Bei der letzten der insgesamt sechs Bergwertungen hatte sich eine Ausreißergruppe von zwölf Fahrern gebildet, die teilweise mit über 80 Km/h über die Strecke fegte und das Peleton mit einem Vorsprung von Drei Minuten und 40 Sekunden deutlich distanziert hatte.

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Vereinzelte Ausreißversuche innerhalb dieser Gruppe wurden bis zu den beiden Schlussrunden auf dem Kölner Stadtgebiet immer wieder gestellt, ehe Gregor Mühlenbacher sich auf der finalen Runde über die Severinsbrücke ein letztes Mal ein Herz nahm. Einen Kilometer vor dem Zieleinlauf startete der Österreicher vom deutschen Bora-Team in seiner zweiten Profisaison einen letzten Ausreißversuch und überrumpelte damit die taktierende Konkurrenz, die sich zu spät zu einem gemeinschaftlichen Konter entschloss. Für den 23-Jährigen war es der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere. Zweiter wurde Mads Schmitz vor Fabian Lienhard, der sich zudem das Trikot des besten Sprinters sicherte. Die Bergwertung ging an Victor Campenaerts.


Lokalmatador Greipel rollte entspannt auf Rang 80 mit 4:46 Minuten Rückstand mit dem Hauptfeld ins Ziel ein. Für die in drei Wochen startende Tour de France zeigte sich Sprintspezialist nach auskuriertem Infekt aber trotzdem zuversichtlich.
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